Fußball nach dem Anschlag in Brüssel: Wie sicher ist das Länderspiel in Berlin?
Nach den Anschlägen in Brüssel hat sich rund um das Länderspiel gegen England am Samstag in Berlin die Debatte um Sicherheit verschärft. Das Thema Terror könnte auch die EM in Frankreich überschatten.
Vorfreude auf die am 10. Juni startende Fußball-Europameisterschaft wollte der Bundestrainer am Mittwoch in Berlin verbreiten – allein, es gelang ihm nicht. „Die Ereignisse von Brüssel sind schrecklich und haben uns nachdenklich gestimmt“, sagte Joachim Löw am Tag nach den Anschlägen von Brüssel. Der Bundestrainer fühlte sich erinnert an die schreckliche Nacht von Paris. Mitte November vergangenen Jahres waren dort bei Terroranschlägen rund um das Länderspiel der deutschen Mannschaft beim kommenden EM-Gastgeber 130 Menschen zu Tode gekommen. „Die Bilder von Paris sind zurück“, sagte Löw.
Zweieinhalb Monate vor Beginn der Fußball-EM in Frankreich hat sich die Sicherheitsdebatte noch einmal verschärft. „Wir hoffen, dass das Turnier friedlich abläuft. Wir vertrauen dem Veranstalter und unseren Sicherheitskräften“, sagte der Bundestrainer. Das Länderspiel der deutschen Mannschaft am Samstag in Berlin gegen England soll ebenso stattfinden wie das am Dienstag in München gegen Italien.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind noch einmal erhöht worden. Allerdings ist das Spiel zwischen Belgien und Portugal, das am Dienstag in Brüssel stattfinden sollte, vom belgischen Fußballverband abgesagt worden. Damit ist der Verband einer Bitte der Stadt Brüssel gefolgt. Das Spiel wird nun am selben Tag in Leiria in Portugal ausgetragen.
„Es ist uns wichtig, das Bestmögliche zu tun, um die Sicherheit bei der EM zu gewährleisten“, sagte Oliver Bierhoff in Berlin. „Die Situation ist so wie sie ist, und sie wird nicht unbedeutender. Das Thema Terror wird uns auch bei der EM beschäftigen.“ Der Teammanager könnte im Zweifelsfall sogar akzeptieren, bei der EM auf Zuschauer zu verzichten. „Wir würden das sehr bedauern, aber akzeptieren“, sagte Bierhoff. Doch diese Frage stelle sich derzeit nicht. „Aber auch wir werden im Vergleich zu anderen Turnieren einen deutlich erhöhten Aufwand betreiben“, sagte Bierhoff. „Das Wichtigste ist die Sicherheit der Menschen.“
Auch für Hendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sind EM-Spiele ohne Zuschauer eine Alternative. Für die beiden kommenden Länderspiele in Berlin und München gebe es derzeit keine konkreten Hinweise auf eine Gefährdung. „Wir bereiten uns vor, das Spiel ganz normal durchzuführen“, sagte er am Mittwoch in Berlin.
DFB-Sicherheitschef: "Kontinuierliche Gefährdungsbewertung"
„Selbstverständlich fließen die jüngsten Ereignisse von Brüssel und die Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden vor Ort in die Lageeinschätzung für die Länderspiele in Berlin und München ein“, sagte er. Das zeige, wie sensibel mit dem Thema umgegangen werde, sagte der DFB-Sicherheitschef. Der DFB als Veranstalter der Länderspiele wird in enger Kooperation mit der Polizei und den Ordnungsdiensten arbeiten. So werden auch deutlich mehr Sicherheitskräfte im Einsatz sein. „In Abstimmung mit der Polizei ist uns versichert worden, dass der Kräfteeinsatz in ausreichender Anzahl vorgesehen ist.“ Konkrete Zahlen nannte er nicht.
Bis zum Anpfiff am Samstag werde eine „kontinuierliche Gefährdungsbewertung“ vorgenommen. Zudem habe die kurzfristige Absage des Länderspiels im November des Vorjahres gegen die Niederlande in Hannover gezeigt, wie konsequent gehandelt werde, wenn konkrete Erkenntnisse über eine Gefährdung vorliegen.
Große Lefert sieht auch die Gefahr, dass sogenannte Trittbrettfahrer die Lage ausnutzen könnten. „Jeder sollte sich aber überlegen, ob er für einen solchen schlechten Jungenstreich eine Strafverfolgung in Kauf nehmen möchte.“ Konkret empfahl der DFB-Sicherheitschef den Besuchern des Länderspiels in Berlin eine rechtzeitige Anreise, da mit verstärkten Sicherheitskontrolle zu rechnen ist. Empfehlenswert sei auch, den Ausweis mitzuführen. „Wenn es erforderlich ist, kann es zu Einzelüberprüfungen kommen“, sagt der Sicherheitschef.
Polizisten mit Suchhunden werden im Einsatz sein
Die Polizei wird schon Stunden vor dem Spiel an zentralen Plätzen und vor dem Stadion präsent sein. Die Bundespolizei kümmert sich um die Bahnhöfe und wird auch in S-Bahnen mitfahren. Polizisten werden mit Suchhunden unterwegs sein, die auf das Aufspüren von Sprengstoff trainiert sind.
Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG betonten, ihre Mitarbeiter seien besonders sensibilisiert. „Wir haben schon lange eine erhöhte Sicherheitsstufe“, sagt die Sprecherin Petra Reetz. Den Zugang zum Stadion kontrollieren wie üblich Ordner und Wachleute – diesmal voraussichtlich noch strenger als sonst. Besonders Taschen, Rucksäcke und die Kleidung werden die Wachleute durchsuchen. Bei den Terroranschlägen in Paris hatten Selbstmordattentäter vergeblich versucht, in das Stadion zu kommen.
Mit einer Schweigeminute werden Spieler und Fans vor dem Länderspiel in Berlin der Opfer der Terroranschläge in Brüssel gedenken. Zudem wird die deutsche Nationalmannschaft mit einem Trauerflor auflaufen.
Nur eine Woche nach dem Länderspiel steht Berlin das nächste sportliche Großereignis bevor. Am 3. April starten bei einem Halbmarathon 33 000 Läufer und Skater. Dazu kommen zehntausende Zuschauer, die überall an den Straßen stehen. Auch das ist etwas, das den Sicherheitsbehörden in Berlin Kopfzerbrechen bereiten dürfte.