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Ist noch mal gut gegangen. Stéphane Richer.
© Imago/ Christian Thiel

Satireserie: Die Welt ist ganz schön Scheibe, Teil 4: Wie die Eisbären die Wende schafften

„Luc, kennst du Dschungelcamp?“: Dass die Eisbären noch ins Viertelfinale kommen würden, war Stéphane Richer vorher klar. Teil 4 unserer Eishockey-Satire.

Ein Abend im Januar 2019, es ist 22.15 Uhr. Gut gelaunt tänzelt Stéphane Richer aus der Küche kommend in Richtung Wohnzimmer. Mit der linken Hand balanciert er ein kleines Tablett. Darauf trägt er ein Glas Rotwein und ein Schälchen mit seinen Lieblingkartoffelchips, Marke „Croky“. Die hat sich der Sportdirektor und Interimstrainer der Eisbären Berlin extra aus Belgien schicken lassen. Tja, die wissen halt, was gut schmeckt, denkt sich Richer. Er steuert die Wohnzimmer-Couch an, das Tablett landet auf einem liebevoll drapierten Deckchen. Zapp. RTL. 22.15 Uhr. Auf dem Bildschirm erscheint Sonja Zietlow. Anmoderation. Jetzt der Vorspann! Dschungelcamp!! Telefon. „Merde!“ quelle Stéphane Richer ignoriert das Geklingel. Noch mal und noch mal. In der ersten Werbepause schaut er auf das Display seines Smartphones. „Luc“ steht dort. „Oh non“. Anrufversuch Nummer elf geht ein, der Aufsichtsratschef der Eisbären aus der Anschutz-Zentrale Los Angeles gibt nicht auf. Richer geht ran.

Richer: „Oh Luc, quelle surprise! Ca va?“

Robitaille: „Bonjour Stéphane. Ca va.“

Richer: „Na, das ist mal ein Ding. Du wirst es nicht glauben, was hier gerade im Fernsehen läuft. Kleiner Tipp: Doctor Bob macht auch mit.“

Robitaille: „Quel….?“

Richer: „Na Dschungelcamp. I’m a Celebrity… Get Me Out of Here. Oder: Je suis une célébrité me sortir d'ici ! Mensch, Luc weißt Du nicht?“

Robitaille: „Nein.“

Richer: „Nun, die jetzige Staffel schwächelt ein wenig. Blöde Charaktere, aber auch ein paar interessante Typen. Staffel 13 halt. Also, wenn Du mich dann nach meinen Favoriten für die Krone fragst, dann würde ich sagen.“ 

Robitaille: „Stéphane!“

Richer: „Nein, die Evelyn Burdecki wird Dschungelkönigin. Ganz klar!“

Robitaille: „Stéphane!!!“

Richer: „Du bist anderer Meinung?“

Robitaille: „Stéphane, mir geht der Hintern auf Grundeis!“

Richer: „Nicht gut.“

Robitaille: „Nein, nicht gut. 0:7, 2:5 und so weiter. Ihr Eisbären verliert ein Spiel nach dem anderen. Ihr seid so schlecht.... man, die steigen mir hier aufs Dach. Selbst der Anschutz hat schon angerufen. Was soll ich noch sagen. Du weißt, was in Hamburg passiert ist. Die reißen uns das Ding unterm Hinterm weg. Die wickeln die Eisbären ab, die…“

Richer: „Nun übertreibst Du aber.“ 

Robitaille: „Was?“

Richer: „Es geht doch nicht um Leben und Tod. Wir haben halt ein paar Verletzte. Aber es ist Besserung in Sicht. Den Colin Smith habe ich jetzt zum Bürgeramt nach Bremerhaven geschickt, der spielt bald als Deutscher. Dann haben wir eine Ausländerlizenz frei, in Schweden soll es so einen kleinen Flitzer geben. Ortgea oder so, den...“

Robitaille: „Der wird euch auch nicht helfen, der kommt aus L.A. Den Austin Ortega habe ich früher im Toyota Sports Center bei uns gesehen, das reicht nicht. Ihr spielt miserables Eishockey. Das ist so schlecht. Komm, habe jetzt das 0:7 gegen Mannheim gesehen. Ihr zockt uns die O2-Bude leer!“

Richer: „Es heißt Mercedes-Benz-Arena. Und das ist schließlich nur die Hauptrunde. Wichtig sind die Play-offs. Außerdem kommen die Fans ja, egal wie wir spielen. Die Hütte ist fast immer voll. Kennst Du Johanna von Koczian?“

Robitaille: „Wo?“

Richer: „Mein Lieblingslied von ihr ist, „Das bisschen Haushalt … sagt mein Mann.“ (singt: das bisschen Hockey. Macht doch nichts, sagt mein Chef“ zur Koczian-Melodie)

Robitaille: „Es reicht! Entweder ihr kommt jetzt noch in die Play-offs und scheidet dann im Viertelfinale ehrenvoll aus, oder der Arsch ist ab.“

Richer summt noch zu Johanna von Koczian…

Robitaille: „Stéphane???!!!“

Richer: „Okay, wenn die Verletzten zurück sind, dann sollte das gehen. Fünf Spiele im Viertelfinale? Gegen Meister München zum Beispiel? Das wäre doch aller Ehren wert.“

Robitalle: „Ihr gewinnt zwei, am besten eins davon zu Hause und scheidet dann knapp aus daheim im letzten Spiel. Dann sind alle zufrieden!“

Richer: „Okay, also sechs Spiele, Viertelfinale. Pas de Problem. Aber nun muss ich weiter Dschungelcamp schauen, die Zietlow hat gerade ... Luc?“

Luc Robitaille hat aufgelegt. Stéphane Richer nimmt sich zwei seiner belgischen Lieblingskartoffelchips aus der Schale, nippt am Rotwein und fragt sich: wer muss nun als Nächstes das Camp verlassen? 
Zwei Wochen später wird Evelyn Burdecki tatsächlich zur Dschungelkönigin gekürt, die Eisbären erreichen im März 2019 das Play-off-Viertelfinale in der DEL und scheiden dort glorreich in sechs Spielen gegen München aus.

Weitere Teile unserer Satireserie: Teil 1: Die Wahrheit über Torsten Ankert und den Wechsel nach Wolfsburg; Teil 2: Weg mit dem Heimnachteil. Eisbären spielen nur noch auswärts! Teil 3: NHL-Scout sucht deutsche Spieler in Bremerhaven.

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