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Der Sommer wird lang. Stéphane Richer (rechts oben) ist ab sofort wieder in seinem Kerngeschäft als Sportdirektor bei den Eisbären tätig. Und da wartet in den kommenden Wochen viel Arbeit auf ihn.
©  Andreas Gora/dpa

Deutsche Eishockey-Liga: Wie die Eisbären Berlin wieder besser werden können

Auf die Eisbären Berlin wartet nach dem Viertelfinalaus gegen RB München viel Arbeit. Dabei gibt es einige Baustellen für die sportliche Leitung.

Die Eisbären sind gescheitert. Zum dritten Mal in Folge an RB München – nach Halbfinale, Finale nun im Viertelfinale. Aber die Berliner sind nicht nur an einem zuletzt fast schon übermächtigen Gegner abgeprallt, es fehlt ihnen auch die Qualität, die sie über Jahre zum alles dominierenden Klub in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gemacht hatte. Und die jetzt Vereine wie München oder Mannheim haben, die den Eisbären nicht mehr nur finanziell voraus sind.

In den vergangenen sechs Saisons seit der letzten Meisterschaft 2013 haben die Berliner nur zweimal die direkte Qualifikation für die Play-offs geschafft. Für einen DEL-Rekordmeister ist das eine fast schon erschreckende Bilanz. Andere große Klubs haben in dieser Zeit schon mehrere Umbrüche hinter sich, die Eisbären standen und stehen allerdings seit Jahren für personelle Konstanz. Das war lange eine Art Auszeichnung in der schnelllebigen Eishockeybranche, in der kurze Verträge für Spieler und Trainer die Regel sind. Jetzt aber wünscht man den Eisbären ein bisschen mehr Mut in der Kaderplanung, das Team aus der vergangenen Saison war nicht titelreif – auch wenn das die Verantwortlichen in Berlin lange nicht wahrhaben wollten.

„Wir haben jetzt Zeit und werden überlegen. Nächste Saison wollen wir eine bessere Mannschaft haben“, sagte Geschäftsführer Peter John Lee am Freitagabend nach der 3:4-Niederlage im sechsten Viertelfinale gegen RB München, die das Saisonende der Eisbären besiegelte. Trainer-Sportdirektor Stéphane Richer kündigte an, dass man sich bei den Berlinern in den kommenden Tagen und Wochen zusammensetzen wolle. Bisher ist Richer zufolge nur eines klar: „Das war definitiv mein letztes Spiel als Trainer.“

Wer ihm nachfolgt, ist offiziell noch nicht entschieden. Dass Serge Aubin der Neue wird, wie es die „Süddeutsche Zeitung“ am Donnerstagabend bereits vermeldet hatte, erklärte Richer zum „Gerücht“. Lee wurde zumindest etwas präziser und sagte: „Es gibt noch zwei, drei Kandidaten und da müssen wir schauen.“ Der Trainerposten ist die eine Baustelle, eine andere liegt mitten im Zentrum der Mannschaft. Der goldene deutsche Jahrgang ’85 hat seinen Glanz verloren.

Für den Posten des Trainers gibt es "zwei, drei Kandidaten"

Zusammen 35 Spiele verpassten André Rankel, Frank Hördler und Florian Busch in dieser Saison verletzungsbedingt, Jens Baxmann hatte am Ende nur noch auf der Tribüne einen Stammplatz und wird den Verein sehr wahrscheinlich verlassen. „Es gibt immer Veränderungen“, sagte Lee etwas nebulös. Dass Verträge aufgelöst werden, wollte er indes nicht bestätigen. In jedem Falle wird es in den kommenden Tagen auch Einzelgespräche mit allen Spielern geben. Von den ausländischen Profis haben aktuell nur drei einen Vertrag für die nächste Saison. Allerdings haben Colin Smith und Mark Olver einen deutschen Pass und zählen nicht zu den Importspielern. Sicher scheint nur, dass Leonhard Pföderl aus Nürnberg nach Berlin wechselt, der 25-Jährige hat in dieser Saison alleine fast so viele Tore erzielt (19) wie die 85er der Berliner zusammen (24).

Die Eisbären werden sich beraten, hinter verschlossenen Türen. Das ist ihr gutes Recht, es muss allerdings dabei mehr herauskommen als nur der Standardsatz zu dieser Saison: „Wenn fast immer sieben Leute nicht gespielt haben, ist das einfach Realität“, sagte Lee. Bei Kapitän Rankel klang der gleiche Sachverhalt am Freitag ganz ähnlich: „Die vielen Verletzungen haben uns komplett aus dem Rhythmus gebracht.“ Und auch Richer war zumindest in diesem einen Punkt schon fertig mit der Analyse: „Wir haben viele schwierige Phasen gehabt. Aber als wir wieder komplett waren, haben wir Qualität gezeigt und Charakter“, sagte er.

Sicherlich: Die Eisbären in kompletter Besetzung sind besser als es ein neunter Platz nach der Hauptrunde aussagt. Aber Verletzungen gehören zum Geschäft, gerade im Eishockey. Und die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass bei den Berlinern entweder immer wieder viel Pech in dieser Hinsicht dabei war oder sie einfach ständig dieselben Fehler gemacht haben.

Konstant gut waren zuletzt eigentlich nur noch die Fans, die den Eisbären trotz dürftiger Darbietungen gerade in dieser Saison und der schlechtesten Heimbilanz seit Urzeiten dennoch Platz eins in der DEL-Zuschauertabelle bescherten. „Es tut gut, von ihnen auch nach so einer Saison gefeiert zu werden“, sagte André Rankel am Freitagabend, als alles vorbei war.

Das Ziel für die Zukunft umriss wenig später Peter John Lee: „Wir versuchen, immer in die Top Vier zu kommen. Das bleibt auch so.“ Angesichts des begeisterungsfähigen Umfelds in Berlin ist das nur logisch. Und dass die Fans viel verzeihen, haben sie in dieser Saison bewiesen. Nun sind Klubführung und Mannschaft an der Reihe. Damit das Scheitern gegen München irgendwann eine Ende findet.

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