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Immerhin. In den Play-offs zeigten die Eisbären ihr wahres Leistungsvermögen. Titelwürdig war das aber auch nicht.
© Andreas Gora/dpa

Eisbären Berlin nach Saisonende: Mit aller Macht zum Umbruch

Hinter den Eisbären liegt eine schwierige Saison in der Deutschen Eishockey-Liga. Daraus muss der Klub die richtigen Schlüsse ziehen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Mit aller Macht zur Acht wollten die Eisbären in dieser Saison zum Titel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) stürmen. Nach der Niederlage im sechsten Viertelfinale bei RB München am Freitagabend ist dieses Ziel endgültig verpasst. Die Macht war letztlich nicht mit den Berlinern. Besonders furchteinflößend ist der siebenmalige DEL-Champion in den vergangenen Monaten auch nicht dahergekommen. Das Viertelfinalaus ist nur folgerichtig. Mehr wäre nach teils desolaten Auftritten in der Hauptrunde auch nicht verdient gewesen, zumindest aber hat die Mannschaft durch ihre Leistungen in den Play-offs ein bisschen Kredit zurückerobert.

Nun müssen die Eisbären die richtigen Schlüsse aus dieser enttäuschenden Spielzeit ziehen. Es wäre gefährlich, die vielen Verletzungen als einzige Ursache für das Scheitern anzuführen, denn die Gründe reichen viel tiefer. Ohne Not ging der Klub mit einem neuen Cheftrainer in die Saison, weil es die Bosse versäumt hatten, rechtzeitig mit Uwe Krupp zu verlängern. Die Einschätzung, Krupps Assistent Clement Jodoin würde es schon richten, erwies sich als fatal. Was umso erstaunlicher ist, weil Jodoin bereits ein Jahr im Verein wirkte. Dazu gibt es viele Spieler im Klub, die ihren Leistungszenit überschritten haben. Einstige Führungskräfte sind nur noch Mitläufer, eine funktionierende Hierarchie im Team war bis zuletzt von außen kaum auszumachen.

Minimale Kurskorrekturen reichen nach dieser Saison nicht mehr

Die Eisbären, die in der Vergangenheit für ihre personelle Konstanz oft gelobt wurden, sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo minimale Kurskorrekturen nicht mehr ausreichen. Es muss ein echter Umbruch her. Die Voraussetzungen dafür sind da, in Kürze wird ein neuer Trainer vorgestellt - ob der nun Serge Aubin heißt oder wie auch immer. Stéphane Richer rückt definitiv wieder in den Hintergrund. Der Sportdirektor und Interimscoach gilt vielen in Berlin als der Hauptschuldige für die Entwicklung der vergangenen Monate, bis zuletzt wurde er von Teilen des Anhangs bei Heimspielen ausgepfiffen. Richer darf sich künftig nicht mehr viele Fehlgriffe leisten, seine Entscheidungen in den kommenden Wochen und Monaten müssen sitzen. Denn noch so eine Saison wie die abgelaufene dürfte Fans, Förderern und dem Eigentümer in Los Angeles schwer bis gar nicht zu vermitteln sein.

Als die Eisbären 2013 das letzte Mal Meister wurden, waren sie das Maß der Dinge im deutschen Eishockey. Inzwischen sind die Machtverhältnisse in der DEL andere. Dass es so gekommen ist, liegt auch an den Berlinern selbst. Die Saison 2018/19 war dafür nur ein weiterer Beleg.

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