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Berlins Paul Carroll (links) kam nur selten am Friedrichshafener Block vorbei.
© dpa

Volleyball: Wie die BR Volleys den ersten Dämpfer deuten

Die BR Volleys stellen sich nach der Supercup-Niederlage gegen den VfB Friedrichshafen auf eine knifflige Saison ein.

Von Johannes Nedo

Ein Konfettiregen während der Siegerehrung sieht immer schön aus, macht aber auch viel Arbeit. Am Sonntag nach dem Volleyball-Supercup in Hannover fing ein Mitarbeiter der Arena deshalb bereits kurz nach der Pokalübergabe an den VfB Friedrichshafen mit dem Aufräumen an. Mit einem Laubbläser pustete er all die goldenen Konfetti zusammen, da hatten einige Spieler den Innenraum noch gar nicht verlassen.

Einer davon war Sebastian Kühner. Der Zuspieler der BR Volleys stand in einer Ecke der Halle und hatte eigentlich einen idealen Blick auf den Konfettiaufräumer und die Friedrichshafener, die für Siegerfotos posierten. Doch Kühner schaute lieber in die Weite der Arena auf dem Messegelände. „Dass wir die eigenen leichten Situationen nicht für Punkte genutzt haben, hat uns provoziert“, sagte er nach der 1:3-Niederlage des Deutschen Meisters gegen den Pokalsieger.

Für Kühner war es ein besonderes Spiel. Der 30-Jährige geht bei den Berlinern erstmals als Stammzuspieler in eine Saison. In der ersten Partie dieser neuen Spielzeit waren seine Pässe allerdings nicht so genau. „Ich muss in meinem Spiel noch etwas ändern, jeder im Team muss etwas ändern. Uns fehlen Rhythmus und die Automatismen“, sagte Kühner. Kaweh Niroomand hatte dafür eine einfache Erklärung. „Sebastian ist seit fast zwei Wochen frischer Vater. Nach den schlaflosen Nächten hat er einen Bonus“, betonte der Volleys-Manager.

Trainer Luke Reynolds wollte bei seinem Fazit keinen einzelnen Spieler kritisieren. „Es gab generell keine guten Verbindungen im Team“, sagte der Australier. „Jeder hätte deutlich besser spielen können.“ Vor dem ersten Bundesliga-Spiel am Samstag in Düren ist für Reynolds, der seine Mannschaft erst seit vergangenen Donnerstag zusammen hat, daher klar: „Wir müssen noch an einigen Dingen arbeiten.“

Niroomand rechnet mit mehr Titelkandidaten

Nicht erst seit der Niederlage im Supercup ist den Verantwortlichen bei den Volleys bewusst, dass die Titelverteidigung der deutschen Meisterschaft alles andere als ein Selbstläufer wird. „Die kommende Saison wird schwierig“, sagt Niroomand. Das liegt zum einen an der Einschätzung des eigenen Teams. „Ich weiß noch nicht, ob wir eine bessere Mannschaft haben als im vergangenen Jahr“, betont er. Und zum anderen liegt es an der stärkeren Konkurrenz. „Es werden mehr Mannschaften um den Meistertitel spielen“, sagt der 64-Jährige.

Neben dem Dauerrivalen aus Friedrichshafen gehören dazu die United Volleys Rhein-Main aus Frankfurt, die sich mit dem ehemaligen deutschen Nationalspieler Sebastian Schwarz und dem japanischen Diagonalangreifer Issei Otake verstärkt haben, sowie der Liganeuling Alpenvolleys. Das dank einer Wildcard in die Bundesliga aufgenommene Team ist ein Zusammenschluss des österreichischen Serienmeisters Innsbruck mit Unterhaching. „Die Liga wird auf jeden Fall lebhafter und spannender“, sagt Niroomand.

Trotz der kniffligen Ausgangslage sind die Berliner überzeugt, dass der Meistertitel nur über sie vergeben wird. „Wir sind doch nicht weit weg von Friedrichshafen“, sagte Kapitän Robert Kromm am Sonntag. „Wir müssen jetzt einfach selbstkritisch sein. So ein Dämpfer ist vielleicht auch ganz gut.“ Vor allem dann, wenn dieser Dämpfer aus Sicht der Berliner Spieler nicht so niederschmetternd ausfällt wie vor einem Jahr.

Da unterlagen die Volleys bei der ersten Auflage des Supercups den Friedrichshafenern mit 0:3 und waren völlig chancenlos. Diese Pleite war der Auftakt einer verunsichernden Niederlagenserie gegen das Team vom Bodensee. In der Liga verloren die Berliner die folgenden drei Spiele gegen Friedrichshafen und das Pokalfinale. „Vor einem Jahr sind wir untergegangen“, sagt Kühner. „Dieses Mal nicht. Wir haben nie den Faden verloren.“ Und auch in der vergangenen Saison gewannen die Volleys am Ende gegen den VfB ja noch die Meisterschaft.

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