NBA-Superstar beendet Karriere: Wie Charles Barkley einst Dirk Nowitzki in Berlin entdeckte
Dirk Nowitzki wird nach der Saison aufhören – seine große Karriere nahm einst in der Max-Schmeling-Halle einen wichtigen Abzweig.
Auf seiner Abschiedstour wird Basketballstar Dirk Nowitzki gerade überall in den USA gefeiert. Wo immer seine Dallas Mavericks auch auftreten, ob daheim in Texas oder irgendwo auswärts in einem der anderen 49 Staaten, skandiert das Publikum: „We want Dirk“. Der 40-Jährige ist längst eine lebende Legende. Nun gab er nach dem Heimspiel gegen die Phoenix Suns seinen Rücktritt bekannt.
Ein wenig bekanntes Detail ist, dass Nowitzkis Weg zum NBA-Superstar in Prenzlauer Berg einen entscheidenden Abzweig nahm. 1997 entdeckte ihn NBA-Legende Charles Barkley bei einem Gaudispiel in der Max-Schmeling-Halle. Die war kurz zuvor eröffnet worden, Alba Berlins Basketballer trugen dort schon ihre Heimspiele aus.
Am 15. September 1997 fand hier eines der beiden „Nike Hoop Heroes“-Spiele statt. Der Sportartikelhersteller flog dafür zu Werbezwecken NBA-Superstars wie Barkley, Scottie Pippen und Reggie Miller ein. Sie sollten gegen die deutsche U21-Nationalmannschaft ein bisschen zaubern, so wie die Harlem Globetrotters gegen die Generals. Drei Tage später trafen beide Teams in Dortmund noch einmal aufeinander. Aber einer wollte mehr als nur Komparse für die Basketball-Götter sein: Dirk Nowitzki. Der 19-Jährige vom Zweitligisten Würzburg wurde von Hallensprecher Frank Buschmann schon als „Riesentalent“ angekündigt: „Den werden wir vielleicht bald in der NBA sehen.“ Und Nowitzki heizte den Superstars aus Amerika in der Tat richtig ein.
Nowitzki hinterlässt großen Eindruck
Unlängst erinnerte sich Barkley daran: „In der Halbzeit sagte Scottie Pippen: Dieser Typ tritt uns mächtig in den Arsch. Wir müssen ihn stoppen. Doch wir konnten ihn nicht stoppen, er hat am Ende 52 Punkte gegen uns gemacht." Das ist zwar etwas übertrieben, die gesamte deutsche Mannschaft erzielte in der Schmeling-Halle nur 67 Punkte und verlor deutlich. Doch der Riese mit der Trikotnummer 78 (sein Geburtsjahr) hatte großen Eindruck hinterlassen. Der verstärkte sich in Dortmund noch, als er einen heftigen Dunk über Barkley in den Korb knallte. „Ich bin nach dem Spiel zu ihm gegangen und habe gefragt: Dude, wer zum Teufel bist du?“, erinnert sich Barkley. „Er sagte: Dirk Nowitzki. Ich frage: Wie alt bist du? Er sagte: 18. Ich fragte: Und was machst du jetzt, gehst du auf ein College? Ich habe ein gutes College für dich, in Auburn."
Im US-Sport ist das College meist die Vorstufe zu einem Engagement in einer Profiliga. „Aber er sagte: Ich muss zur Armee.“ Damals existierte in Deutschland noch die Wehrpflicht. „Ich sagte ihm: ’Dude, du bist 2,10 Meter zehn groß, du kannst nicht zur verf---ten Armee gehen! Mach das nicht!“ Kurz vor der Heimreise erklärte Barkley sogar öffentlich: „Der Junge ist ein Genie. Wenn er in die NBA will, soll er mich anrufen.“ Barkleys Werben für den schlaksigen Deutschen hinterließ auch bei Nike bleibenden Eindruck. Das Unternehmen lud ihn und seinen Mentor Holger Geschwindner kurz darauf im März 1998 in die USA nach San Antonio ein.
Nowitzki führt Welt-Team zum Sieg
Zum „Hoop Summit“, einer Art Talentgipfel für angehende NBA-Spieler. Alle NBA-Teams schickten Scouts, um sich das Duell USA gegen den Rest der Welt anzusehen und nach neuen Superstars Ausschau zu halten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Welt-Team dabei nie gewonnen, doch Nowitzki holte im Alleingang einen Rückstand auf, erzielte 33 Punkte und 14 Rebounds und führte seine Mannschaft zu einem sensationellen Sieg. Kurz darauf wurde er im NBA-Draft an neunter Stelle ausgewählt und spielte fortan für die Dallas Mavericks. Die wiederum führte er 2011 zur ersten Meisterschaft und wurde selbst zum MVP (wertvollster Spieler) gewählt.
Nach dieser Saison wird „the German Wunderkind" seine Karriere beenden. Ein Spiel bleibt ihm in dieser Saison noch, um sich feiern zu lassen. Unlängst überholte der 40-Jährige unter großem Jubel das Idol Wilt Chamberlain in der ewigen Punkterangliste und liegt nun auf Rang sechs. Ein entscheidender Schritt auf diesem Weg gelang Nowitzki 1997 in Prenzlauer Berg. Schon damals habe er gewusst, dass Nowitzki „the real deal“ sei, so Barkley. Er behielt Recht: „Er ist der größte ausländische Basketballer aller Zeiten. Es war eine Ehre und ein Privileg, gegen ihn zu spielen. Und er ist ein großartiger Mensch. Niemand sagt ein schlechtes Wort über Dirk Nowitzki.“
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