Halbfinale im Berliner Landespokal: Wie Außenseiter Berliner SC die Sensation schaffen will
Der Berliner SC ist als Berlin-Ligist neben drei Regionalligisten der Underdog im Pokal-Halbfinale. Nicht nur deshalb könnten die Voraussetzungen besser sein.
Laut Rahmenterminplan ist die Fußballsaison 2019/20 in Berlin schon längst vorbei. Ende Juni sollten die letzten Relegationsspiele stattfinden, das Pokalfinale war für den 23. Mai angesetzt. Doch durch die Corona-Pandemie sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal die Halbfinals gespielt.
Und so kommt es, dass diese zwei Wochen vor Beginn der neuen Saison nachgeholt werden. Schließlich ist noch eine wichtige Frage zu klären: Welcher Amateurverein vertritt Berlin in der ersten Runde des kommenden DFB-Pokals?
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Der Berliner SC ist der größte Außenseiter im Halbfinale, der Sechstligist trifft am Samstag (13 Uhr, Hubertussportplatz) auf den Regionalligisten Viktoria 89. Es ist das erste Fußball-Pflichtspiel in Berlin seit rund fünf Monaten. Ebenfalls am Samstag (16 Uhr, Jahn-Sportpark) spielen im anderen Halbfinale er BFC Dynamo und die VSG Altglienicke.
Die Spiele finden ohne Zuschauer statt und unterliegen laut Berliner Fußballverband einemstrengen Hygienekonzept. Beide Spiele werden vom rbb übertragen. Gesucht werden die beiden Berliner Teilnehmer für den Finaltag der Amateure am 22. August, an dem alle Landespokal-Finals live in der ARD übertragen werden.
Das letzte Pflichtspiel bestritt der Berliner SC am 8. März und beschloss die abgebrochene Saison auf dem fünften Platz der Berlin-Liga. Gegner Viktoria war am gleichen Tag letztmals gefordert und wurde am Ende Regionalliga-Achter. Seit dem 10. Juli trainiert der BSC wieder völlig normal, zuvor galten über Wochen strenge Hygieneauflagen für die Übungseinheiten.
Der Finaltag der Amateure findet in diesem Jahr am 22. August statt
Trainer des Berliner SC ist Zeljko Ristic. Er ist seit Beginn der Saison 2019/20 Coach der ersten Mannschaft – und war in der kompletten Spielzeit sogar Trainer in Doppelfunktion. Denn er kümmerte sich nach dem Aufstieg der A-Junioren in die Regionalliga weiterhin um den Nachwuchs in der dort zweithöchsten Spielklasse. „Das hat mich sehr viel Energie gekostet“, sagt Ristic. Deshalb wird ab jetzt damit Schluss sein. Er wird sich fortan voll auf die die erste Mannschaft fokussieren.
Dass diese Mannschaft nun sogar davon träumen darf, die erste DFB-Pokalrunde zu erreichen, hat auch mit ein bisschen Losglück zu tun. Schließlich ist Viktoria der erste höherklassige Verein, auf den der BSC trifft – trotz fünf Regionalligisten und sechs Oberligisten im Wettbewerb. Im Achtelfinale und Viertelfinale waren es mit SD Croatia (5:4) und dem TuS Makkabi (2:1) jeweils Berlin-Ligisten. Zudem spielte der Berliner SC gegen diese jeweils zu Hause. Wie jetzt.
Ende März hätte der BSC abends bei ekligem Wetter vor vielen Zuschauern gespielt. „Dieser Nimbus ist natürlich weg“, sagt Ristic. Ein weiterer Vorteil wäre ein Duell auf Kunstrasen gewesen – das hat der Berliner Fußballverband dem BSC aber untersagt. Denn der Rasenplatz ist die offiziell eingetragene Heimspielstätte.
Der 1. FC Köln steht schon als Gegner in der ersten DFB-Hauptrunde fest
„Der einzige Amateurverein sind wir“, sagt Ristic und spielt damit auf die Profi-Bedingungen bei den anderen Halbfinalisten an. Er und sein Team hatten sich darauf eingestellt, dass das Halbfinale Mitte August stattfindet. Da dort allerdings die Regionalliga wieder in die Saison startet, wurden die Pokalspiele nach vorne verlegt. Diese Woche fehle der Mannschaft nun. „Wir haben eine Mannschaft, die überraschen kann“, sagt Ristic. Die Favoritenrolle hat aber ganz klar Viktoria. „Die müssen gewinnen.“
Die Voraussetzungen für den BSC könnten allerdings besser sein. Denn zwei Garanten der bisherigen Pokalerfolge werden am Samstag nicht dabei sein. Torjäger Martin Kascha, der im Viertelfinale beide Tore gegen Makkabi erzielte, ist bereits zu Tasmania Berlin in die Oberliga gewechselt. Torwart Stefan Maus ist im Urlaub. Dass sich der Berliner SC trotzdem etwas ausrechnen kann, zeigte das Testspiel am vergangenen Samstag gegen Viktorias Ligakonkurrenten Lichtenberg 47. Auf besagtem Rasenplatz verlor der Berlin-Ligist nur 2:3.
Auch deshalb ist der Optimismus im Umfeld riesengroß. Ristic hat bereits Anfragen bekommen, ob er VIP-Tickets für das mögliche DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Köln besorgen kann, der schon als Gegner in der ersten Runde feststeht. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Ristic will Viktoria richtig weh tun. „Wenn wir das Spiel gewinnen“, sagt der Trainer, „feiere ich drei Tage lang“.