Valentino Lazaro wechselt zu Inter Mailand: Hertha BSC verkauft Kreativität
Zwei Jahre hat der Österreicher für Hertha gespielt. Nun hinterlässt er dem Klub einen Batzen Geld. Der Deal ist durch, verkündet wird er in den nächsten Tagen.
Transfers im Fußball sind oft Wetten auf die Zukunft. Gerade für Vereine, die immer wieder auch auf unfertige, entwicklungsfähige Spieler setzen. Ein Verein sieht in einem jungen, aufstrebenden Spieler vielleicht etwas, was andere noch nicht oder nicht mehr sehen. Der Verein glaubt an seine Weiterentwicklung und Ausreifung. Er geht dann mit seinen finanziellen Aufwendungen in Vorleistung.
Oft gehen die Hoffnungen auf, andere Male nicht. Hertha BSC ist so ein Verein, bei dem in den vergangenen zwei, drei Jahren die wichtigsten Sommertransfers saßen. Der Berliner Bundesligist war vor dem jüngsten 125-Millionen-Euro-Einstieg eines neuen Investors wie kaum ein anderer Klub darauf angewiesen, nach jungen Spielern zu fahnden, die ein gewisses Entwicklungspotenzial in sich tragen.
So gesehen war der Kauf Valentino Lazaros vor zwei Jahren ein Volltreffer. Der Österreicher hat in den beiden zurückliegenden Saisons nicht nur Herthas Spiel inspiriert und verbessert, er bringt dem Bundesligisten nun auch einen hübschen Batzen Geld ein.
Der 23 Jahre alte österreichische Nationalspieler wird Hertha trotz eines Vertrages bis 2021 in Richtung Inter Mailand verlassen. Wie der Tagesspiegel erfuhr, ist der Wechsel perfekt, wird aber erst in den nächsten Tagen verkündet. Die Ablösesumme liegt dem Vernehmen nach bei 23 Millionen Euro. Damit ist er Herthas teuerster Transfer.
Vor einem Jahr war absehbar, dass das Geld, das Hertha für den Grazer aufgebracht hatte, gut angelegt war. Der Sohn einer Österreicherin mit griechischen Wurzeln und eines Angolaners war im Sommer 2016 für eine Ablösesumme von rund sechs Millionen Euro von Red Bull Salzburg nach Berlin gekommen.
Gleich in seiner ersten Saison bei den Berlinern spielte er sich als rechter Offensivspieler in den Vordergrund und zog damit auch die Aufmerksamkeit größerer Vereine des In- und Auslandes auf sich. Im vergangenen Sommer dann polte ihn Herthas Trainer Pal Dardai mit Erfolg zum spielenden und stürmenden Rechtsverteidiger um. „Das Schwierigste war, ihn zu überreden“, hatte Dardai damals erzählt. „Natürlich denkt er erst einmal: Ich bin Angreifer. Was soll ich da hinten?“ Aber der inzwischen 43 Jahre alte Ungar konnte den damals 22-Jährigen davon überzeugen, dass die neue Position im Idealfall eine offensive ist. „Bei eigenem Ballbesitz bist du ein richtiger Angreifer.“ Das saß bei Lazaro und passte auf Anhieb für Hertha.
Lazaro hat in kürzester Zeit Mitchell Weiser vergessen lassen
Als sogenannter Schienenspieler auf der rechten Flanke hat Lazaro in 57 von 68 möglichen Bundesligaspielen fünf Tore erzielt und mehr als doppelt so viele direkt vorbereitet (12). Mit seiner Art zu spielen setzte er wesentliche Akzente und stand neben dem Liverpooler Leihspieler Marko Grujic (er wird wohl weiter in Berlin bleiben, ist zu hören) sinnbildlich für die spielerische Fortentwicklung der Berliner. Mit Tempo, Spielwitz und Handlungsgeschwindigkeit bereicherte er Herthas Spiel auf besondere Weise.
Und so hat Lazaro in kürzester Zeit einen gewissen Mitchell Weiser vergessen lassen, den sie bei Hertha lange Zeit für unersetzlich gehalten hatten. Weiser verließ Hertha im vergangenen Sommer für eine Ablöse von zwölf Millionen Euro in Richtung Leverkusen. Jetzt lässt Hertha Valentino Lazaro ziehen – für eine doppelt so hohe Ablösesumme.
Rein sportlich gesehen stellt der Verkauf des Österreichers einen Verlust dar. Mit Lazaro geht ein gutes Stück Kreativität verloren. Er ist ein Spieler, der im Spiel Einfälle hat und Lösungen findet, der Spielzüge einleiten und auch mal etwas Überraschendes unternehmen kann. Und er ist immer noch jung und vielseitig verwendbar. Spieler dieser Güte muss man suchen – oder eben auf dem Transfermarkt teuer bezahlen.
Die Frage wird sein, wie viel Geld Hertha in diesem Sommer in Neuverpflichtungen stecken will. Vom frischen Investorenkapital will Hertha einige Altverbindlichkeiten auflösen und angeblich auch eine Anleihe über 40 Millionen Euro ausbezahlen. Doch der aktuelle Kader muss verstärkt werden, für einen wie Lazaro bietet er keinen adäquaten Ersatz. Bisher hat Hertha erst zwei neue Spieler geholt: den Belgier Dedryck Boyata von Celtic Glasgow und den deutschen U-21-Spieler Eduard Löwen für sieben Millionen Euro vom Absteiger 1. FC Nürnberg.
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