Zum Auftakt drei Siege bei der Eishockey-WM: Wenn Korbi, Mo und Co. auch ohne Leon singen
Die Grunge-Kombo unter den Nationalmannschaften räumt ab bei der Eishockey-WM – aus gutem Grund. Aber Leon Draisaitl kommt nicht nach.
Während der Olympischen Spiele von Pyeongchang im Jahr 2018 wurde mal über die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft geschrieben, dass nun ausgerechnet diese „Zottelbären“, diese bärtigen und haarigen Jungs von nebenan so einen großen Erfolg hätten mit ihrer Medaille, die seien so erfrischend anders unter den Sportlern und Sportlerinnen.
Die Eishockey-Nationalmannschaft ist eben die Grunge-Band unter den Nationalmannschaften – optisch gesehen. Singen müssen sie aber dieser Tage bei der Weltmeisterschaft in Riga sehr häufig, die Jungs von der Eishockeykapelle. Am Montagabend schmetterten sie zum dritten Mal binnen vier Tagen nach einem Spiel die Nationalhymne.
Schön schräg hörte sich das an und der finale Auftritt von Germany from the Block wird dem Verlierer womöglich auch sehr weh getan haben. Nur schnell weg wollten sie die Kanadier nach dem Spiel, nach dem bitteren 1:3 gegen die Deutschen. Die Bilanz in der Gruppe B nach drei Spieltagen: Deutschland mit drei Siegen, Kanada mit drei Niederlagen. Wer hätte das vorher gedacht? Niemand.
Dominik Kahun kommt nach Riga
Doch was die Deutschen betrifft, waren es auch Siege mit Ansagen. Der Erfolg bis hierhin bei der WM ist begründet im Teamgeist der Mannschaft, den eingespielten Reihen - weil die Spieler sich aus den Klubs oder aus dem Nachwuchs kennen. Der Erfolg ist auch eine logische Folge einer Nachwuchsarbeit, die seit Jahren nun viele Talente auf hohem Niveau herausgebracht hat und natürlich gibt es nun mit dem Finnen Toni Söderholm auch einem Bundestrainer, der die Mannschaft nicht nur taktisch hervorragend einstellt, sondern sie auch erreicht.
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Die Ansprüche und das Selbstbewusstsein der Mannschaft sind gewachsen und der Teamgeist ist in jeder Videokonferenz des Nationalteams aus Riga zu spüren – wenn etwa wie am Dienstag der „Korbi“ (Korbinian Holzer) erzählt, was den „Mo“ (Moritz Seider) so stark macht, oder ob der Leon (tatsächlich Leon Draisaitl) nun nach Lettland reisen wird nach dem Ausscheiden mit den Edmonton Oilers in den Play-offs der National Hockey League (NHL).
„Wenn der Dominik Kahun und der Leon nun kommen können, dann wären das schon Hausnummern“, sagt Holzer.
Es wurde dann nur eine Hausnummer: Am späten Dienstagabend stand fest, dass nur Kahun nach Riga kommen kann. Er sollte noch am Dienstag aus Kanada abreisen, und soll schon gegen Ende der Gruppenphase zum Einsatz kommen. Draisaitl dagegen kommt nicht, weil es angeblich organisatorisch nicht machbar war. Dass den Deutschen in den ersten Spielen gleich fünf ihrer nominell besten Spieler fehlen (Tim Stützle, Nico Sturm und Torwart Philipp Grubauer, der „Grubi“ sind das neben den Profis aus Edmonton), ist auch ein Indiz für die gewachsene Klasse aus Deutschland – früher gab es einfach nicht so viele starke deutsche Spieler in der NHL. Dass sie es trotzdem schaffen, eine derart schlagkräftige Mannschaft mit vielen international erprobten Spielern (Holzer, Tobias Rieder, Tom Kühnhackl, Lean Bergmann) oder Riesentalenten (Lukas Reichel, Seider) aufs Eis zu stellen, spricht für ihre gewachsen Qualität.
Nach drei Siegen kommt jetzt Kasachstan
Sicher, auch die anderen Teams bei der WM können nicht mit vielen ihrer Besten antreten – aber die Deutschen eben auch nicht, insofern sollte man tunlichst nicht einen der ersten drei Siege relativieren. Das war ganz großer Grunge bis hierhin. Der Einsatz der Mannschaft, die sich in den vielen Unterzahl-Situationen gegen Kanada in jeden Schuss warf, um zu blocken, war unglaublich. Sie haben sich auch den Sieg gegen die Kanadier hart verdient.
Nach drei von sieben Gruppenspielen ist die WM für die Deutschen allerdings noch lange nicht vorbei, an der Viertelfinalteilnahme sollte es kaum noch Zweifel geben, zumal die Spieler wohl keinen Gegner unterschätzen, auch nicht die Kasachen, am Mittwoch Gegner der Deutschen (15.15 Uhr, live auf Sport 1).
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Holzer hat vergangene Saison in der unter russischer Regie operierenden KHL gespielt und sagt: „Ich kenne die Spieler aus Kasachstan sehr gut. Das ist zu 90 Prozent die Mannschaft von Bars Kazan, da müssen wir uns gut vorbereiten.“ Die Kasachen haben schon zwei Überraschungserfolge landen können (gegen Lettland und Finnland).
Unterschätzen werde man die nicht, verspricht Marcel Noebels („Noebi“) von den Eisbären Berlin. „Ich glaube, wir können viel Selbstvertrauen mitnehmen aus dem Kanada-Spiel“, sagte er dem Tagesspiegel. „Aber das andere ist, dass wir wieder bei null anfangen und wir alle wissen dass es schwer ist gegen jeden hier zu gewinnen egal wie der Name der Nation ist. So gehen wir in jedes Spiel aber auch mit Glaube an die eigenen Stärken!“
Und vielleicht darf dann ja nach dem Spiel am Mittwoch auch wieder gesungen werden von Korbi, Mo und Co.