Jürgen Klinsmann hat Probleme mit dem DFB: Wenn auch Weltmeister mit der deutschen Bürokratie kämpfen
Herthas Trainer steht ohne gültige Lizenz da, weil ihm einige Nachweise fehlen. Beruhigend, dass die Bürokratie nicht nur Ottonormalbürger nervt. Eine Glosse.
Der erste Brief, den ein Kind in Deutschland kurz nach der Geburt bekommt, enthält die Steueridentifikationsnummer. Mehr muss man über die hiesige Bürokratie eigentlich gar nicht wissen. Besser wird es danach auch nicht. Immer wieder wollen Behörden Nachweise sehen, beglaubigte Kopien, unterschriebene Formulare. Das nervt, aber daran führt eben kein Weg vorbei. Das muss gerade auch Jürgen Klinsmann erfahren – und irgendwie ist es doch beruhigend für Ottonormalbürger, dass auch Welt- und Europameister nicht von der deutschen Bürokratie verschont bleiben.
Der Trainer von Hertha BSC lebt nach mehr als 20 Jahren unter der kalifornischen Sonne erst seit wenigen Wochen wieder in Deutschland und hat nun ein paar kleinere Probleme mit dem Deutschen Fußball-Bund. Wie die "Bild"-Zeitung zuerst berichtete, will der DFB von Klinsmann Nachweise über absolvierte Trainer-Fortbildungen sehen. Denn die Fußballlehrer-Lizenz, die er vor fast 20 Jahren in einem Sonderlehrgang für verdiente Nationalspieler erhielt, muss regelmäßig verlängert werden.
Klinsmann hat seine Lizenz in Kalifornien vergessen
Dumm nur für Klinsmann und seinen Klub, dass die benötigten Fortbildungs-Unterlagen offenbar in seinem Haus in Kalifornien liegen und auch seine Familie nicht vor Ort ist. Weihnachten habe er die Dokumente vergessen, sagt der 55-Jährige.
Ein Argument, das beim DFB genauso wenig zieht wie im Bürgeramt Charlottenburg-Wilmersdorf. "Wir wissen, dass er sich in den letzten Jahren immer wieder weitergebildet hat, zum Beispiel in Mexiko und Brasilien, wo aber weniger auf Zertifikate geachtet wurde“, sagt Tobias Haupt, der Leiter der DFB-Akademie.
Der Fall werde jetzt geprüft und falls Klinsmann die entsprechenden Nachweise bis zum Rückrundenauftakt am Sonntag nicht vorlegt, müsste gegen die Bayern im schlimmsten Fall sogar sein Assistent Alexander Nouri als Chef firmieren. So weit wird es wahrscheinlich nicht kommen. Nach eigener Aussage hat Klinsmann die benötigten Unterlagen bereits per E-Mail übermittelt. Ob das dem DFB ausreicht? In den Berliner Bürgerämtern würde er damit nicht durchkommen, dort braucht es mindestens eine beglaubigte Kopie – und zwar per Post oder Fax.