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Viel Geld für Schläge: Max Kepler aus Berlin hat einen sehr gut dotierten Vertrag bei den Minnesota Twins.
© Aaron Lavinsky/TNS/dpa

Saisonstart der Major League Baseball: Warum Mike Trout mehr verdient als Lionel Messi

Fast 430 Millionen Dollar für zwölf Jahre: Die Major League Baseball sorgt vor dem Saisonstart mit Rekordverträgen für Aufsehen. Auch ein Berliner profitiert.

Der Winter ist endgültig vorbei. Sicheres Indiz dafür ist – wie in jedem Jahr – der Saisonstart in der nordamerikanischen Major League Baseball (MLB) an diesem Donnerstag. Aber Moment mal: Baseball? Ist das nicht dieser merkwürdige Sport, in dem muskelbepackte Typen mit ihren Keulen in endlosen Spielen nach kleinen Bällen schwingen, dabei die meiste Zeit aber doch nur herumstehen und Kaugummi kauen – und dafür unfassbar viel Geld bekommen?

So oder so ähnlich sieht wohl die vorherrschende Meinung in Deutschland über Baseball und die MLB aus. Abgesehen von den paar Freaks, die sich tatsächlich für dieses Spiel begeistern, dürfte der große Rest in den vergangenen Wochen womöglich nur von den gigantischen Vertragsabschlüssen gehört und darüber wohl den Kopf geschüttelt haben.

Goldener Läufer: Manny Machado hat einen sehr guten Vertrag unterschrieben.
Goldener Läufer: Manny Machado hat einen sehr guten Vertrag unterschrieben.
© Shan Thew/picture alliance / dpa

Tatsächlich wurden nach dem Ablauf der Saison 2018, die im Herbst mit dem Meistertitel der Boston Red Sox endete, vier der sechs höchstdotierten Arbeitspapiere in der Geschichte der MLB unterzeichnet. Alles begann mit der Vertragsverlängerung von Nolan Arenado, der von den Colorado Rockies in den kommenden acht Jahren 260 Millionen US-Dollar erhalten wird. Es folgten Manny Machado (300 Millionen US-Dollar für zehn Jahre bei den San Diego Padres) und Bryce Harper (330 Millionen US-Dollar für 13 Jahre bei den Philadelphia Phillies). Beide Stars spielten in der Vorsaison noch für andere Teams, wo ihre Verträge allerdings ausliefen. Dagegen bleibt Mike Trout den Los Angeles Angels treu und hält mit den versprochenen 426,5 Millionen US-Dollar bis 2030 damit den absoluten Vertragsrekord in der MLB. Rechnet man allein die Gehälter dieser vier Spieler zusammen, steht die unglaubliche Zahl von 1,3165 Milliarden US-Dollar, umgerechnet sind das rund 1,17 Milliarden Euro.

Wo kommt dieses ganze Geld her und wie lassen sich die Gehälter mit denen anderer Topsportler vergleichen?

Erfolg lässt sich nicht immer kaufen

Ganz oben steht bei den Teams aus der MLB ein Eigentümer, meist ein reicher Unternehmer oder gleich ein ganzes Firmenkonsortium. Der Profikader eines Klubs umfasst 25 Spieler, dazu kommen weitere in den Ausbildungteams, die jeder Klub besitzt. Insgesamt zahlen die Los Angeles Angels in der Saison 2019 ihren Profispielern laut der Internetseite spotrac.com rund 175 Millionen US-Dollar und belegen damit ligaweit Platz neun. Ganz vorn thront der amtierende MLB-Champion aus Boston (237 Millionen) vor den New York Yankees (219). Ganz am Ende des Feldes der 30 Teams rangieren die Tampa Bay Rays mit 58 Millionen US-Dollar – das entspricht etwa der Summe, die Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg in der Saison 2017/18 an Personalkosten hatte. Einen Salary Cap, also eine Gehaltsobergrenze, für die Klubs gibt es nicht - anders als in anderen US-Sportligen. Somit kann theoretisch so viel Geld in Spielerverträge gesteckt werden wie vorhanden ist, auch wenn beim Erreichen eines bestimmten Gesamtgehaltsvolumens eine Strafsteuer fällig wird.

Viel Geld bedeutet aber nicht automatisch auch viel Erfolg im Baseball, wobei die Chancen auf dauerhafte Konkurrenzfähigkeit natürlich wachsen, je mehr Dollar eine Mannschaft für ihre Spieler ausgeben kann. Bei Tampa Bay fehlte es zuletzt insbesondere an Fernseheinnahmen. Jeder Klub in der MLB erhält neben dem Geld aus der nationalen TV-Verwertung zudem eine bestimmte Summe aus selbst ausgehandelten, lokalen Fernsehverträgen. Jede Mannschaft bestreitet pro Saison mindestens 162 Spiele, die alle irgendwo übertragen werden.

Tampa Bay erhielt dafür zuletzt jährlich rund 25 Millionen US-Dollar, während die Los Angeles Dodgers als Rekordverdiener bis 2038 sogar mit mehr als 200 Millionen Dollar pro Jahr aus lokalen Fernsehgeldern planen können. Insgesamt schlossen Time Warner Cable und die Dodgers seinerzeit einen Vertrag über insgesamt 8,35 Milliarden US-Dollar ab. Auf die eine oder andere Million mehr oder weniger Gehalt für einen Spieler kommt es da dann kaum mehr an. Zumal es auch noch einen nationalen TV-Vertrag gibt. Das Medienunternehmen Fox zahlt der MLB ab der Saison 2022 bis ins Jahr 2028 hinein 5,1 Milliarden Dollar. Der aktuell noch gültige Achtjahresvertrag brachte der Liga 4,2 Milliarden. Auch das gibt für jede Mannschaft ein hübsches Sümmchen, das sich gut in neue, teure Spieler investieren lässt.

Auch Basketballer verdienen ordentlich

Fernsehen ist das eine, im Baseball sind allerdings auch die Zuschauereinnahmen nicht zu vernachlässigen. Immerhin 81 Heimspiele hat jedes Team sicher, in der National Football League (NFL) sind es im Vergleich nur garantierte acht je Mannschaft in einem Jahr. Die Dodgers zogen zuletzt knapp 50.000 Fans pro Spiel an, und auch wenn die Tickets im Vergleich zur NFL im US-Baseball durchaus erschwinglich sind, kommt da doch einiges zusammen.

Siegertypen: Eduardo Nunez (r.) von den Boston Red Sox jubelt mit seinem Teamkollegen J. D. Martinez in der Finalserie 2018.
Siegertypen: Eduardo Nunez (r.) von den Boston Red Sox jubelt mit seinem Teamkollegen J. D. Martinez in der Finalserie 2018.
© picture alliance/dpa

Als Baseball-Profi, zumal als überdurchschnittlich begabter, lässt es sich also ganz gut leben. Noch besser dran sind allerdings die Basketballer. In der „Global Sports Salaries Survey 2018“ von Sporting Intelligence wurden die jährlichen Gehaltsausgaben der größten Sportklubs der Welt miteinander verglichen. Und so befindet sich unter den Top 12 nicht ein Team aus der MLB, aber gleich acht Teams aus der National Basketball Association (NBA). Die anderen vier Plätze gehen an europäische Fußballvereine.

Das höchste Jahresgehalt im Fußball bekommt Messi

Lange Zeit galten die Vereinigten Staaten als das Paradebeispiel für den durchkommerzialisierten Profisport samt Gehälterwahnsinn, doch der europäische Fußball hat die USA in dieser Hinsicht mindestens mal eingeholt. Auf Platz eins und zwei für Gehälterzahlungen in der Saison 2017/18 liegen der FC Barcelona und Real Madrid. Barça bezahlte jedem unter Vertrag stehenden Spieler im Schnitt 13,8 Millionen US-Dollar. Lionel Messi überragte hierbei alle mit einem Jahresverdienst von 33,1 Millionen US-Dollar. Auch Real Madrid übertrifft die größten MLB-Teams in Sachen Gehaltszahlungen bei weitem, jeder Spieler der Königlichen kassierte in der vergangenen Saison im Schnitt 10,6 Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: Bei den Boston Red Sox, dem in dieser Hinsicht wertvollsten MLB-Klub, sind für 2019 lediglich 8,4 Millionen US-Dollar vorgesehen – das sind gerade mal 100.000 US-Dollar mehr als der FC Bayern München als deutscher Marktführer im Durchschnitt für seine Profis an Gehältern zahlt. Dabei dürfte die Kadergröße eines Fußball- und eines Baseballteams in etwa vergleichbar sein.

Teure Spucke: Lionel Messi ist der bestbezahlte Fußballspieler Europas.
Teure Spucke: Lionel Messi ist der bestbezahlte Fußballspieler Europas.
© Jorge Guerrero/AFP

Baseball mag also ein merkwürdiger Sport sein. Was die Gehälter angeht, sieht es im Fußball allerdings nicht viel anders aus. Der größte Unterschied liegt dabei in der Laufzeitlänge und hier setzen die Trouts, Harpers und Machados Marken, die es im Profifußball dann einfach nicht gibt – zumal ein Mike Trout mit rund 36 Millionen US-Dollar sogar einen Lionel Messi in Sachen Jahresgehalt übertrifft.

Ach übrigens: Max Kepler, Berliner und derzeit der einzige deutsche MLB-Profi, verlängerte im Winter bei den Minnesota Twins um fünf Jahre und kassiert nun sieben Millionen US-Dollar pro Jahr. Immerhin.

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