Mit Zuversicht zum SV Werder Bremen: Warum es bei Hertha BSC jetzt läuft
Nach drei Siegen hintereinander spielt Hertha BSC jetzt wieder mit dem Mut des Vertrauens. Gegen Werder Bremen aber wartet eine andere Prüfung.
Ante Covic hat die bundesligafreie Zeit für ein paar Dinge genutzt, für die im stressigen Alltag nicht immer die nötige Muße vorhanden ist. Der Trainer von Hertha BSC hat dieser Tage Marko Grujic zu einer individuellen Videoanalyse gebeten. Dem Mittelfeldspieler wurden acht oder neun Szenen präsentiert, in denen er selbst zu sehen war, und Grujic war in allen Sequenzen zweifelsfrei als Grujic zu identifizieren – obwohl man den Eindruck hätte gewinnen können, dass im Trikot mit der Nummer 15 zwei unterschiedliche Personen gesteckt hätten.
Da war zum einen der Grujic der Jetztzeit zu sehen, der sich im Mittelfeld nach Anspielen aus der Abwehr offen zeigte für die offensive Spielfortsetzung, also, wie das in der Fachsprache heißt, in den freien Raum aufdrehte. Und da war der Grujic vom Beginn der Saison, der in ähnlichen Situationen eben nicht nach vorne dachte, sondern den Ball erst mal in die Abwehr zurückspielte. Für Covic war das eine erfreuliche Erkenntnis: zum einen, weil er sein Team grundsätzlich mutig und offensiv sehen will. Zum anderen, weil die Entwicklung bei Grujic im Kleinen zeigt, wie wichtig im Fußball das Selbstbewusstsein fürs große Ganze ist. Hertha spielt jetzt mit dem Mut des Vertrauens.
Das will die Mannschaft auch an diesem Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) tun, wenn sie beim SV Werder Bremen antritt. Dessen Trainer Florian Kohfeldt hat die Berliner dieser Tage als „Mannschaft der Stunde“ bezeichnet, nachdem sie sich durch drei Siege hintereinander vom letzten auf den zehnten Tabellenplatz vorgearbeitet haben. Na gut, sagen die Skeptiker, man muss aber auch berücksichtigen, gegen wen Hertha gewonnen hat: gegen den aktuell 15., den 17. und den 18. der Tabelle.
Hertha ist seit 2006 sieglos in Bremen
Die Bremer werden aller Voraussicht nach eine ganz andere Prüfung für das Team von Ante Covic werden – auch wenn sie in der Tabelle hinter Hertha liegen. Werder war zuletzt immer eine harte Prüfung für Hertha. Die jüngsten elf Spiele haben die Berliner nicht für sich entscheiden können, der letzte Sieg in Bremen datiert aus dem März 2006. „Je länger eine solche Serie anhält, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie reißt“, sagt Covic. Das hört sich ein bisschen nach Autosuggestion an, ist aber eher Ausdruck der Gemütslage bei Hertha: Es geht was.
Ante Covic hat vor der Reise nach Bremen noch einmal an das Spiel vor fünf Wochen beim damaligen Letzten Mainz erinnert. Die Analyse hatte vor dieser Begegnung ergeben, dass die Verteidiger in der letzten Reihe nicht in der Lage waren, eins gegen eins zu spielen: Für die entscheidenden Zweikämpfe fehlte ihnen schlicht das Zutrauen in die eigene Stärke. Also bot Covic als Absicherung einen weiteren Innenverteidiger auf und ließ mit Dreierkette spielen. Inzwischen ist er längst zur Viererkette zurückgekehrt.
Das neue Selbstvertrauen äußert sich auch im Spiel aus der Abwehr heraus. Covic hat zuletzt einige 50:50-Situationen erlebt, „wo du den Ball schlagen konntest – und du machst es nicht“. Stattdessen trauen sich die Verteidiger jetzt den gepflegten Aufbau zu. „Im Moment sieht es echt ordentlich aus, sehr gut sogar“, sagt Covic. Er ist zuversichtlich, dass das auch so bleibt, falls Niklas Stark in Bremen ausfällt. Für seinen Posten kommen Karim Rekik oder Jordan Torunarigha in Frage, die beide zuletzt außen vor waren.
„In solchen Fällen gibt es zwei Möglichkeiten, wie sie reagieren“, sagt Covic. „Entweder man zieht sich in sein Schneckenhaus zurück oder man krempelt die Ärmel hoch und bereitet dem Trainer schlaflose Nächte.“ Ante Covic dürfte zuletzt eher unruhig genächtigt haben. „Bei beiden hätte ich null Bedenken: Sie sind stabil im Kopf.“
So könnte Hertha spielen: Jarstein – Klünter, Stark, Boyata, Mittelstädt – Skjelbred, Grujic – Wolf, Darida, Dilrosun – Ibisevic.