Berliner wollen als Team zusammenrücken: Warum die Eisbären ins Halbfinale einziehen sollten
Die Eisbären haben gute Chancen, die „Best of three“-Serie am Samstag zu ihren Gunsten zu beenden. Auch wegen der personellen Not bei den Gegnern aus Iserlohn.
Wenn so ein eher kleiner Klub aus einer vergleichsweise eher kleinen Stadt davor steht, Großes zu erreichen, dann ist der Widerhall in der Heimat oft groß. Natürlich fiebern derzeit viele Menschen aus dem Sauerland mit den Iserlohn Roosters mit, sogar die örtliche Feuerwehr wünschte dem Team aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in einer Grußbotschaft viel Glück vor dem zweiten Play-off-Viertelfinalspiel gegen die Eisbären.
Schließlich hatten die Iserlohner mit einem 4:3-Erfolg im ersten Spiel die schöne Aussicht, mit einem weiteren Erfolg am Donnerstag das erste Mal in ihrer Klubgeschichte ins Halbfinale um die deutsche Eishockeymeisterschaft zu kommen. Dann aber spielten die spielverderbenden Berliner Feuerwehr, siegten 6:0 und haben so nun ihrerseits gute Aussichten, mit einem Sieg am Samstag (17.30 Uhr, live auf Magentasport) die Miniserie „Best of three“ zu ihren Gunsten zu beenden.
Dass die Resultate der beiden Spiele so gar nicht zusammenpassen, hat einen einfachen Grund. Der Iserlohner Kader ist in der Breite nicht so aufgestellt, dass er die Berliner in so einem eng getakteten Spielplan auf Dauer gefährden kann. Wer sich auf eine Handvoll Spieler verlässt und dann auf ein Ensemble trifft, das vier starke Angriffsreihen aufs Eis schicken kann, der bekommt Probleme, wenn die Kräfte der wenigen Leistungsträger nicht mehr reichen. Und das war bei den Roosters am Donnerstag offensichtlich der Fall.
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Bei den Berlinern dagegen funktionierten taktische Handgriffe. Die umformierte erste Reihe mit Lukas Reichel, Marcel Noebels und Zach Boychuk marschierte voran und war für vier der sechs Tore mit zuständig. Noebels fand, dass seine Formation ein wichtiges Signal an die anderen Spieler gesendet habe: „Heute hat die Mannschaft uns gebraucht, es war ist wichtig, dass wir angeführt haben und das ist unser Anspruch. Es muss Spieler geben, die vorangehen.“
Personelle Not bei den Iserlohnern
Begünstigt wurde der klare Erfolg der Berliner natürlich auch durch die sich verschärfende personelle Not bei den Iserlohnern, denen ein Spieler wie Taro Jentzsch im Sturm schon fehlt. Dazu kam der Ausfall von Abwehr-Abräumer Torsten Ankert während Spiel zwei. Und dann machte Trainer Brad Tapper noch einen taktischen Fehler, der seine Mannschaft am Ende die Serie kosten könnte: Als die Berliner schon 3:0 führten und das Spiel quasi gewonnen hatten, schmiss Tapper seine besten Angreifer trotzdem so oft aufs Eis, bis sie fast zum Fall für die Feuerwehr wurden.
Casey Bailey etwa stand fast 30 Spielminuten auf dem Eis, kam auf 25 Einsatzschichten. Vier weitere Kollegen des Angreifers aus Alaska waren etwa genauso häufig im Einsatz. Eine irre Belastung, von der sich die betreffenden Iserlohner Spieler bis zum Sonnabend womöglich nicht ganz erholt haben werden.
„Crazy Stuff“ in Iserlohn
Es ist eine spannende Frage, ob es Tapper noch einmal mit dieser Old-School-Taktik, die natürlich der Struktur der Mannschaft geschuldet ist, versuchen wird. Womöglich sieht der Iserlohner Coach sogar keine andere Chance. Das wäre gut für die Eisbären, für die es im Erfolgsfall übrigens gleich am Montag mit dem ersten Halbfinalspiel weitergehen würde. Und das Schöne daran wäre: Ihr Angstgegner RB München ist nach zwei Spielen gegen den ERC Ingolstadt schon in den Ferien. Das heißt, im Halbfinale wäre die Chance auf ein Weiterkommen womöglich nicht schlecht.
Aber dazwischen liegen noch mindestens 60 Spielminuten und die wollen die Berliner dann als „Team, das eng zusammen rückt“, wie Zach Boychuk sagte. Er sei übrigens ganz froh darüber, dass er nicht mehr nach Iserlohn reisen müsse. Da sei schon viel „Crazy Stuff“ passiert im Sauerland. Der Kanadier spielte an auf das Feuerwerk, das Anhänger der Roosters am Donnerstagmorgen vorm Berliner Mannschaftshotel gezündet hatten. Aber zumindest da hatte die Feuerwehr nicht einschreiten müssen.