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Balanceakt Zukunft: Timo Werner bleibt RB Leipzig erhalten – vorerst.
© Jan Woitas/dpa

Neuer Vertrag bei RB Leipzig: Warum der Wechsel von Timo Werner nur aufgeschoben ist

Die Vertragsverlängerung ist eine Demonstration der Macht des Nationalspielers. Ein Wechsel ist damit nur für die aktuelle Saison vom Tisch.

Mit Psychologie kenne er sich nicht wirklich gut aus, beteuerte Timo Werner. Doch trotz eher rudimentärer Kenntnisse hat es der Fußball-Nationalspieler geschafft, mit seinem fast ein Jahr andauernden Vertragspoker die Nerven von Verantwortlichen und Fans seines Klubs RB Leipzig zu strapazieren. Am Ende verlängerte Werner doch bis 2023 beim sächsischen Bundesligisten und steht nach dem ewig scheinenden Theater dank satter Gehaltserhöhung und Ausstiegsklausel als großer Gewinner da.

„Am Ende hab ich mir gesagt, dass es vielleicht besser wäre, mit RB in Ruhe anzugreifen“, sagte Werner und machte klar, was ihn – neben dem Aufstieg zum Top-Verdiener – an Leipzig lockte: „Wir haben einen neuen Trainer und bessere Mitspieler. Ich habe gesehen, dass Potenzial da ist. Und ich habe gesehen, dass wir vor allem dieses Jahr richtig angreifen können.“

Dass Werner trotz des neuen und langfristigen Vertrags lediglich von der aktuellen Saison spricht, ist ein Fingerzeig. Der Stürmer hat mitten im eigenen Wechsel-Schwank nur auf die Pause-Taste gedrückt. Selbst Vorstandsboss Oliver Mintzlaff glaubt, dass ein Werner-Transfer im kommenden Sommer wieder ein Thema werden kann. „Das Fußballgeschäft ist schnelllebig. Wir haben jetzt für diese Saison Ruhe und was dann passiert, muss man sehen“, sagte der frühere Leichtathlet und schwärmte über die Unterschrift: „Das ist ein klares Signal, dass wir kein Ausbildungsverein sind.“

Sollte Werner durch eine gute Saison und Europameisterschaft wieder so begehrt sein wie zuletzt, kassiert Leipzig immerhin eine Ablösesumme. „Wir sind sehr froh über das Vertragskonstrukt“, sagte Mintzlaff und dementierte Berichte über eine Ausstiegsklausel ausdrücklich nicht. Besagte Klausel soll von 30 („Kicker“) bis inklusive Bonuszahlungen 60 Millionen Euro („Bild“) reichen, je nach Zeitpunkt des Wechsels.

Unabhängig davon, wie viel Geld Werner dem Club letztlich in die Kassen spült, hält er die Zügel in der Hand. Denn zieht ein Konkurrent die Klausel und wird sich mit Werner einig, sind Leipzig die Hände gebunden. Bereits aktuell gab es von Atlético Madrid ein konkretes Angebot, wie Mintzlaff bestätigte. „Aber Timo hat gesagt, das Ausland reizt ihn noch nicht“, sagte Mintzlaff. Tut es das schon im nächsten Sommer doch, ist ein Stürmer mit seiner Quote mit den kolportierten Zahlen ein echtes Schnäppchen für europäische Spitzenteams.

Und auch das Thema Bayern München ist wohl noch nicht gänzlich vom Tisch. Zwar ist Werner leicht verschnupft, für diesen Sommer eine Absage bekommen zu haben. Einem klaren Nein zu einem Wechsel nach München wich er aus. „Ich habe bei Leipzig unterschrieben. Mehr brauche ich nicht zu sagen. Man sollte die anderen Sachen auf sich beruhen lassen“, sagte Werner. Ruhe gibt es nun erst mal. Zumindest eine Saison lang. (dpa)

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