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Leichter Hüftschwung: Die Berlin Rebels bitten auch in dieser Saison wieder zum Tanz.
© Christian Goßlar

Saisonauftakt in der German Football League: Vorfreude und Sachlichkeit bei den Berlin Rebels

Die Berlin Rebels empfangen zum Saisonstart die Potsdam Royals. Vom Hype um den American Football in der NFL spürt der Berliner Erstligist wenig.

„Boom“ und „Hype“, das sind zwei Worte, die in Deutschland seit ein paar Jahren sehr häufig in Verbindung mit American Football und der nordamerikanischen Profiliga NFL zu hören sind. Es sind jedoch auch zwei Worte, mit denen Kim Kuci nur wenig anfangen kann: „Bisher merke ich davon nichts“, sagt der Headcoach der Berlin Rebels, des Berliner Football-Erstligisten. Am Samstag (18 Uhr, Mommsenstadion) starten die Rebels gegen die Potsdam Royals in die neue Saison der German Football League (GFL), doch dass die NFL-Begeisterung auch einen Effekt auf den Footballsport in Deutschland hätte, sieht Kuci nicht.

„Weder haben wir bedeutend mehr Zuschauer, noch ist es so, dass man uns die Türen einrennt, weil auf einmal alle Football spielen wollen“, sagt der 45-Jährige. Er freut sich darüber, dass die NFL durch ihre Fernsehübertragungen inzwischen so viele Fans gefunden hat, American Football sei hierzulande jedoch nach wie vor „ein Exot“ und „ein reiner Amateursport“, wie Kuci betont. Der Aufwand, der dafür betrieben werden muss, ist dennoch so immens wie in kaum einer anderen Sportart: Die Kader im Football umfassen meist um die 50 Spieler, es braucht mehrere Coaches für die einzelnen Mannschaftsteile sowie eine ausgeklügelte Logistik, die nicht nur das Personal, sondern auch die üppige Ausrüstung rund um Helme, Schützer und Schoner von Ort zu Ort verfrachtet.

Das frisst viele Ressourcen, die Rebels kalkulieren mit einem Etat zwischen 100.000 und 150.000 Euro. Da ist nur für die zehn Importspieler des Kaders eine kleine Entschädigung drin. „Wir gehen alle arbeiten, ob als Rechtsanwalt, Bauarbeiter oder Kfz-Mechaniker“, sagt Kuci. „Und danach treffen wir uns beim Training.“ Den Kern des Teams machen Spieler aus der Region aus, als Basis dafür dient die Jugendarbeit der Rebels, die dem SC Charlottenburg angegliedert sind.

Bereits im November standen die Probetrainings für den Kader der aktuellen Saison an, ehe die sportliche Vorbereitung auf die Saison begann. Das Team fuhr dabei unter anderem für Trainingslager nach Polen und Schweden. „Wir hatten eine gute Vorbereitung“, blickt Headcoach Kuci zufrieden auf die lange Zeit seit Ende September zurück, als eine verlorene Schlammschlacht gegen Frankfurt Universe die Vorsaison der Rebels im Play-off-Viertelfinale beendet hatte. Es war die bislang erfolgreichste Spielzeit der Berliner seit dem Wiederaufstieg in die GFL 2012. „Wir haben uns Jahr für Jahr gesteigert“, sagt Kuci. „Und die Hoffnung ist, sich weiter zu steigern.“

Das Ziel sind wieder die Play-offs. In der Nordstaffel der GFL spielen acht Teams um vier Qualifikationsplätze, als Favoriten sieht Kuci auch in diesem Jahr die Teams aus Braunschweig und Dresden. Auch dem Auftaktgegner aus Potsdam traut der Berliner Headcoach etwas zu: „Sie sind sehr gefährlich“, sagt Kuci. „An einem guten Tag können die jeden schlagen.“ Vor einer Woche verloren die Potsdamer jedoch ihr erstes Saisonspiel gegen Hildesheim. Kuci hat sich die Begegnung angeschaut, seit zwei Wochen läuft die Spielvorbereitung. „Die machen ihr Ding, und das machen sie auch gut“, sagt er. Eine besondere Brisanz hat das Duell mit dem Nachbarn für ihn jedoch nicht. „Die Potsdamer mögen das als Derby einschätzen“, setzt Kuci an und gerät dann ins Stocken: „Für mich … Keine Ahnung, für mich ist das halt ein Spiel.“

Das klingt tatsächlich eher nach nüchterner Bescheidenheit als nach Hype und Boom. Und dementsprechend möchte Kuci auch den Aufwärtstrend der Zuschauerzahlen in den letzten Jahren nicht auf das NFL-Fieber zurückführen. „Da reden wir ja um hundert Leute, nicht um Millionen“, sagt er. Die Entwicklung des Teams sei entscheidend. Ein Auftaktsieg gegen Potsdam wäre also eine gute Sache, denn Kuci weiß: „Es kommen natürlich mehr Leute zu einem Winning Team, als wenn du ständig auf die Mütze kriegst.“

Leonard Brandbeck

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