13:3 gegen die Los Angeles Rams: New England Patriots gewinnen den Super Bowl
In einem von den Defensivreihen geprägten Super Bowl setzt sich letztlich die Erfahrung von Tom Brady und seinen New England Patriots durch.
Amerikaner lieben Superlative und mehrheitlich eine Sportart, die das Land schon im Namen trägt: American Football. Das alljährliche Endspiel der National Football League (NFL) ist passenderweise ein einziger Superlativ: größte Einzelsport-Veranstaltung der Welt, bis zu eine Milliarde Zuschauer an den Bildschirmen, mehr als eine Milliarde Chicken Wings, die allein in den Staaten am ersten Sonntag im Februar verdrückt werden - um nur ein paar verrückte Zahlen zu nennen. Es ließen sich viele andere finden.
Einen neuen Rekord, so viel war bereits vor der 53. Auflage des Super Bowls in der Nacht zu Montag klar, gab es auch diesmal wieder: Wenn die Los Angeles Rams das Finale für sich entscheiden würden, wäre Sean McVay der jüngste Trainer der Geschichte, der jemals einen Super Bowl gewann. Und wenn es sein Pendant, wenn es der legendäre Bill Belichick und seine New England Patriots mal wieder schaffen würden, geht eben Belichick als ältester Coach mit Meisterschaft in die Geschichtsbücher der NFL ein.
Nach einer dreieinhalbstündigen Abwehrschlacht vor 75.000 Zuschauern in Atlanta und Millionen an den Fernsehgeräten weltweit war es Altmeister Belichick, 66, der mit seinem Team mal wieder das bessere Ende für sich hatte: 13:3 hieß es schließlich für die New England Patriots. Für das Team aus Boston war es bereits die sechste Meisterschaft seit 2002, allesamt errungen in der Trainer-Quarterback-Kombination Bill Belichick/Tom Brady. Für Belichick war es ein - im Wortsinn - weiteres Meisterstück. Gegen die zweitbeste Offensive der Liga aus Los Angeles ließen die Patriots ganze drei Punkte zu. "Es war ein unglaubliches Jahr, ein unglaubliches Spiel", sagte Brady. "Die Rams haben super gespielt und uns das Leben schwer gemacht", ergänzte er und richtete den Blick noch einmal zurück: "Wir waren schon einmal so weit und haben verloren. Das war echt hart." Vor einem Jahr waren die Patriots im Finale überraschend den Philadelphia Eagles unterlegen.
Der Abend in der Südstaatenmetropole begann mit dem handelsüblichen Showprogramm: Nach der Intonation der Nationalhymne und dem Kurzbesuch einer Flugzeug-Staffel, die über das Stadion hinwegdonnerte, hatte Bernice King ihren großen Auftritt: die Tochter des legendären, in Atlanta geborenen Bürgerrechtlers Martin Luther King durfte den Münzwurf ausführen, der über den ersten Ballbesitz entscheidet.
Das Spiel begann mit einer Interception von Tom Brady
Zum allgemeinen Erstaunen entschieden sich die Rams dafür, das Lederei zunächst den Patriots zu überlassen. Im American Football kann es ein großer psychologischer Vorteil sein, zuerst Punkte auf die Anzeigetafel zu bringen, insbesondere gegen so ein routiniertes und abgezocktes Team wie New England. "Das ist eine sehr riskante Entscheidung", analysierte TV-Experte Tony Romo, ehemaliger Quarterback der Dallas Cowboys. "Aber offenbar haben sie großes Vertrauen in ihre Defensive." Mit Recht: Cory Littleton fing direkt den ersten Pass von Star-Quarterback Tom Brady ab - Interception.
Überhaupt dominierten die Abwehrreihen: Nach 15 Minuten hatten die Zuschauer in Atlanta noch keine Punkte gesehen. Die sogenannten "Pass Rusher" der Los Angeles Rams, also die athletischen Quarterback-Jäger um Star-Verteidiger Aaron Donald, schafften es immer wieder, Brady stark unter Druck zu setzen und vor schwere Entscheidungen zu stellen. New England gelang es zwar immer wieder, den Ball in die gegnerische Hälfte zu bewegen, Punkte sprangen dabei aber nicht heraus. Kicker Stephen Gostkowski vergab einen Field-Goal-Versuch aus 48 Yards.
Im zweiten Viertel machte es Gostkowski schließlich besser und brachte sein Team mit einem verwandelten Field Goal in Führung - 3:0. Auf der Gegenseite brachten die Rams offensiv so gut wie gar nichts zu Stande: New England war gut vorbereitet auf Todd Gurley, einen der dominantesten Running Backs der Liga. Rams-Quarterback Jared Goff fiel ebenfalls nicht viel ein: zur Pause hatte Los Angeles, die zweitbeste Offensive der regulären Saison, ganze 57 Yards fabriziert - ein geradezu lächerlicher Wert. Insgesamt waren zur Pause erst drei Punkte gefallen - zuletzt gab es 1975 weniger, bei der neunten Auflage des Super Bowls.
Entschieden war damit lange nichts: American Football ist eine Sportart, in der taktische Umstellungen zur Pause extrem viel bewirken können. Keiner weiß das besser als die New England Patriots: Vor zwei Jahren drehte das Team aus Boston im Super Bowl einen 3:21-Halbzeitrückstand und gewann noch 34:28 gegen die Atlanta Falcons. So weit die Theorie.
16 Punkte gab es insgesamt - so wenig wie noch in keinem Super Bowl
In der Praxis sah das in der Nacht zu Montag anders aus: Auch nach dem Seitenwechsel (3:0) spielte sich das Geschehen fast ausschließlich zwischen den Endzonen ab. Für Menschen, die nicht regelmäßig American Football schauen, muss sich das 2019er Finale angesichts der wenigen Punkte extrem langweilig angefühlt haben. Wer dagegen auf Abwehrschlachten und Schachspiele mit 120-Kilogramm-Athleten steht, wusste durchaus etwas anzufangen mit der Ansetzung. Der Super Bowl LIII - er war mit fortwährendem Verlauf eher etwas für Liebhaber. Zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels glichen die Los Angeles Rams in Form eines Field Goals durch Kicker Greg Zuerlein aus.
Im letzten Viertel stellte Patriots-Quarterback Tom Brady einmal mehr unter Beweis, dass gerade in der "Crunch Time", also in der entscheidenden Phase eines Spiels, noch immer mit ihm zu rechnen ist, auch im fortgeschrittenen Sportleralter von 41 Jahren. Brady führte sein Team mit drei starken Pässen in die Nähe der Endzone, Sony Michel besorgte den Rest und drückte den Ball zur 10:3-Führung über die Linie. Sieben Minuten waren da noch auf der Uhr. Die Vorentscheidung?
Mitnichten. Jared Goff und die Rams antworteten ihrerseits mit einer langen Angriffsserie, die sie beinahe ins Ziel führte. Auf den letzten Yards vor der Endzone warf der Rams-Quarterback den Ball allerdings in die Arme von Cornerback Stephon Gilmore - es war die erste Interception des Spiels für den 24-Jährigen. Sie sollte sich als entscheidender Fehler erweisen: Mit der Routine eines Teams, das seit 2002 fünf Meisterschaften gewonnen hatte, nahmen die Patriots die komplette Zeit von der Uhr, retteten ihren Vorsprung ins Ziel - und bejubelten ihre sechste Meisterschaft. Gostkowskis Field Goal zum 13:3-Endstand eine Minute und 16 Sekunden vor Ende besaß lediglich statistischen Wert. Durch den Sieg zog New England auch mit dem bisherigen NFL-Rekordmeister gleich: den Pittsburgh Steelers.
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