Eisbären-Stürmer Sven Ziegler: Vom Hoffnungsträger zum Bankdrücker
Stürmer Sven Ziegler ist bei den Eisbären in dieser Saison nur noch Lückenfüller. Auch in der Play-off-Serie gegen die Grizzlys Wolfsburg.
Allein dieses Wort – „Per-so-nalpro-ble-me“. Eisbären-Trainer Uwe Krupp rollt genervt mit den Augen, wenn er es nur hört und möchte es im Zusammenhang mit dem Viertelfinalgegner Grizzlys Wolfsburg am liebsten auf den Index verbannen. „Das will ich schon mal gar nicht wissen. Die Personalsituation und was Wolfsburg macht, sind für uns total nebensächlich“, sagte Krupp am Dienstag nach dem Training. Vor dem vierten Play-off-Duell am Mittwoch in Wolfsburg (Beginn: 19.30 Uhr) hat der Coach der Berliner gut reden, schließlich kann er personell einmal mehr aus dem Vollen schöpfen und 13 Stürmer aufbieten. Die Grizzlys dagegen haben fast so viele Verletzte wie ihnen gesunde Angreifer zur Verfügung stehen – aber das ist in Berlin kein Thema.
Zumindest öffentlich. Unterbewusst spielt es sicherlich eine Rolle und dem versucht Krupp mit seiner Rhetorik entgegenzuwirken. Denn Fakt ist: Die Eisbären können sich in dieser Serie nach jetzigem Stand eigentlich nur selbst ausschalten. Oder wie es Sven Ziegler ausdrückt: „Ich glaube, wenn wir fünf gegen fünf spielen, sind wir die bessere Mannschaft. Wolfsburg hat viele Ausfälle, die sie nur schwer kompensieren können.“
41 Spiele, aber nur ein Tor
Ziegler selbst ist das beste Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Voraussetzungen der beiden Klubs in diesem Viertelfinale sind. Der 23-Jährige pendelt in dieser Saison beharrlich zwischen Tribüne und vierter Angriffsformation, er ist kein richtiger Stammspieler, wird aber doch gebraucht, wenn sich ein Kollege verletzt. „Natürlich habe ich mir die Saison nicht so vorgestellt. Jeder Spieler in der Liga will so viel spielen wie möglich. Das hat bei mir in diesem Jahr nicht so gut geklappt“, sagt Ziegler. 41 Spiele hat er inklusive der drei bisherigen Play-off-Partien gegen Wolfsburg bislang in dieser Saison bestritten, dabei gelang ihm nur ein einziges Tor. Denn wenn er doch mal ran durfte, bekam er nur wenig Eiszeit.
Vor zwei Jahren war Zieglers Situation noch eine andere, er galt als der kommende deutsche Topstürmer im Eisbären-Kader, einer, dem die Verantwortlichen eine Menge zutrauten. Inzwischen ist er ans Ende der Rangordnung im Klub gerutscht, vor den Play-offs wurde ihm mit dem Letten Rihards Bukarts sogar noch ein ausländischer Spieler vor die Nase gesetzt. „Ich war nicht gerade glücklich über die Verpflichtung von Bukarts“, sagt Ziegler, fügt aber ganz professionell hinzu: „Ich glaube aber, dass es für die Mannschaft schon die richtige Entscheidung war.“
Ein Vereinswechsel als letzter Ausweg?
In den aktuellen Play-offs stand mal Ziegler als überzähliger Stürmer auf dem Spielberichtsbogen, mal Bukarts. „Wir wechseln das mit den beiden ab und entscheiden das vor jedem Spieltag neu“, erklärt Uwe Krupp. Es ist offensichtlich, dass der Trainer der Eisbären Ziegler nicht mehr als Mann mit einer großen Zukunft im Klub sieht. Dazu hat er nun auch lange genug mit ihm gearbeitet. Offiziell wird darüber natürlich nicht gesprochen, aber viel deutet darauf hin, dass sich der deutsche Angreifer anderweitig orientieren muss, um seine festgefahrene Karriere wieder ins Rollen zu bringen. Ein Vereinswechsel als letzter Ausweg? „Im Moment verschwende ich keinen Gedanken daran, wie es mit mir weitergeht. Ich richte den Fokus voll auf diese Saison. Und wenn die vorbei ist, werde ich mich zu meiner Zukunft äußern“, sagt Ziegler.
Er hofft, dass die Saison so lange wie möglich andauert, auch wenn das für ihn bedeuten könnte, dass er in einem möglichen Halbfinale oder Finale gar nicht mehr zum Einsatz kommt. Das hängt entscheidend davon ab, ob Florian Busch wieder gesund wird. Denn kann der nach seiner Schädelprellung wieder spielen, muss Ziegler wohl oder übel auf die Tribüne. Dort könnte er dann sogar direkt neben Rihards Bukarts sitzen. Dem Letten droht das gleiche Schicksal, wenn Blake Parlett zurückkehrt. Dann müssten die Eisbären einen Ausländer aus dem Kader streichen, und Krupp hat sich bereits festgelegt, dass es in diesem Falle sehr wahrscheinlich Bukarts treffen würde.
Andererseits sind die Play-offs kein Kindergeburtstag, Verletzungen sind hier an der Tagesordnung. Und dann schlägt vielleicht doch noch die Stunde von Sven Ziegler – das Wort „Personalprobleme“ hat für ihn deshalb einen ganz eigenen Klang.