Play-offs: Eisbären siegen 8:1: Grizzlys Wolfsburg gehen unter
Das ging fast schon zu einfach. Die Eisbären überrennen ihren ersatzgeschwächten Gegner im dritten Viertelfinalspiel vor voller Kulisse und führen nun 2:1 in der Viertelfinalserie.
Pavel Gross wirkte an der Bande seiner Grizzlys für seine Verhältnisse geradezu stoisch. Er regte sich kaum auf, der Wolfsburger Trainer. Irgendwie schien der Coach am Sonntag in der Arena am Ostbahnhof schon früh gemerkt zu haben, dass an diesem Tage für seine Mannschaft in Berlin nichts zu holen war. Nach nur 13 Spielminuten führten die Eisbären gegen den überforderten Gegner schon 3:0 und da mag sich mancher unter den 14.200 Zuschauern in der ausverkauften Halle gefragt haben, wie die Berliner am Freitag ihr zweites Viertelfinalspiel um die deutsche Eishockeymeisterschaft in Wolfsburg 2:5 hatten verlieren können.
Am Sonntag nämlich spielten sie ihre Stärken voll aus, siegten 8:1 (3:0, 2:0, 3:1). Die Eisbären führen somit in der nach dem Modus „Best of seven“ gespielten Serie gegen die Niedersachsen 2:1 und können bereits am Mittwoch den wohl schon vorentscheidenden dritten Sieg in Wolfsburg landen. Angesichts der Wolfsburger Personalsituation kann Gross am Mittwoch wohl eher wenig anstellen, um die Eisbären zu erschrecken. Selbst mitspielen kann er ja nicht, der ehemalige Angreifer: Für Sonntag meldete sich mit Kamil Kreps bereits der achte Stammspieler verletzt ab, die Grizzlys traten mit nur neun Stürmern in Berlin an und beendeten das Spiel nach dem Ausfall von Fabio Pohl mit acht Angreifern. Da hatten es die Eisbären einfach. Nach den Toren von Jens Baxmann, James Sheppard und Danny Richmond schaute Wolfsburgs Torwart Gerald Kuhn verzweifelt zur Bande, sein Trainer wechselte ihn zunächst nicht aus. Es dauerte noch zwei weitere Gegentore, bis Felix Brückmann für Kuhn ins Wolfsburger Tor musste.
Die Eisbären blieben im Gegensatz zum Spiel am Freitag diesmal ganz ruhig, zogen ihre Linie durch und ließen sich kaum provozieren. „Wir wissen ja, dass Wolfsburg Comeback-Qualitäten hat, also dürfen wir das auch nach einer klaren Führung nicht zu locker angehen“, sagte Eisbären–Stürmer Marcel Noebels in der ersten Pause.
Die Eisbären spielten diesmal sehr konzentriert
Dabei war es schon seltsam, dass die Berliner in den ersten zwei Dritteln nicht eine einzige Überzahlsituation zugesprochen bekamen. Aber sie brauchten ja auch kein Powerplay, um zu treffen. Marcel Noebels und André Rankel schossen die Tore im zweiten Abschnitt, das ging dann fast schon zu einfach alles. Wolfsburg kam zwar zu einem Treffer durch Conor Allen, aber Rihards Bukharts traf im Gegenzug zum 6:1. Es war das erste Tor des Letten in der Deutschen Eishockey-Liga. Sheppard traf dann – im Powerplay – zum 7:1 und Nick Petersen besiegelte das Wolfsburger Debakel mit dem Tor zum 8:1.
Nun stellt sich natürlich die Frage, was von Wolfsburg jetzt noch kommt. Allerdings hatte sich diese Frage auch schon nach dem 4:1 der Eisbären in Spiel eins der Serie aufgedrängt, und dann ließen sich die Berliner in Wolfsburg im ersten Drittel überrumpeln – dort hatten die Spieler von Uwe Krupp am Freitag nach 13 Spielminuten drei Gegentore kassiert. Aber das sollte nicht noch einmal passieren, zumal die Wolfsburger am Sonntag doch sehr müde wirkten. Das Spiel der Mannen von Pavel Gross ist eben ein sehr kraftraubendes, vielleicht lässt sich die für die Grizzyls missliche Situation so erklären – wobei es schon seltsam ist, dass nach einer langen Ligapause wegen der Olympischen Spiele eine Mannschaft derart viele Ausfälle hat wie Wolfsburg.
Aber das ist ja nicht das Problem der Berliner, die am Sonntag ihr bisher bestes Spiel in dieser Serie zeigten. „Wir haben die richtige Antwort auf das Spiel am Freitag geben“, sagte Torschütze Baxmann. Wolfsburg habe eine sehr „kurze Bank“ gehabt. „Und das haben wir ausgenutzt“ – mit vier Sturmreihen, die allesamt überzeugten. Wenn die Eisbären ihre Taktik durchziehen, dann sollten sie womöglich schon nach Spiel fünf am Freitag im Halbfinale stehen.