Insolventer Regionalligist: Viktoria 89 kämpft um die Zukunft - und sucht einen neuen Investor
Bislang gibt es keine Abgänge bei Viktoria. Damit sich daran nicht viel ändert, muss ein Großsponsor her. Und das auch noch schnell.
Es war ein erfolgreicher erster Auftritt im neuen Jahr, den Viktoria 89 beim Regio-Cup hinlegte. In der Max-Schmeling-Halle kam der Fußball-Regionalligist am Sonntag bis ins Finale – und verlor dort knapp 2:3 gegen Oberligist Lichtenberg 47. Zweiter Erfolg: Viktoria hatte einen guten Kader. Die große Frage ist: Wie oft werden die Leistungsträger noch Viktorias Trikot tragen?
Die Zukunft des Klubs bleibt ungewiss. Mitte Dezember hatte Viktoria einen Insolvenzantrag gestellt, weil Zahlungen des chinesischen Investors Advantage Sports Union (ASU) ausgeblieben waren und der Klub seinen Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen konnte. Bis zum 1. Februar erhalten die Spieler, darunter einige mit Profierfahrung , Insolvenzgeld. An diesem Tag müsste Viktoria dann offiziell das Insolvenzverfahren eröffnen. Die Spieler könnten nicht mehr bezahlt werden, außerdem würden in der Tabelle neun Punkte abgezogen werden.
"Waren völlig vor den Kopf gestoßen"
„Wir waren völlig vor den Kopf gestoßen. Da brauchte man erstmal zwei, drei Tage, um das richtig zu fassen“, erinnert sich Innenverteidiger Marcus Hoffmann an den Moment, als die Mannschaft vom Insolvenzantrag erfuhr. Der 31-Jährige hatte den insolventen Drittliga-Absteiger Chemnitzer FC verlassen, um das Projekt bei Viktoria mitzugestalten. „Das hörte sich alles plausibel und gut an“, sagt er. Sportdirektor Rocco Teichmann sagt, dass der Grundtenor „schon positiv“ sei und viele Spieler bleiben wollen. Am Montag begann die Vorbereitung auf die Rückrunde. Der Traum vom großen Fußball ist Geschichte, es ist ein Überlebenskampf für den Verein mit Deutschlands größter Jugendabteilung.
Auch Felix Sommer war beim Regio-Cup. Einen Grund für die dramatische Wendung kann der Geschäftsführer nicht nennen: „Es gab nicht den einen Knackpunkt, an dem das Projekt gescheitert ist.“ Aus dem Umfeld des Vereins ist zu vernehmen, dass es der ASU ums Geld ging, das plötzlich woanders doch besser angelegt sein könnte. Laut Sommer gab es „bereits fortgeschrittene Gespräche über eine Shortlist von gestandenen Sportdirektoren mit Bundesliga-Erfahrung, die das Projekt hätten weiterführen sollen. Außerdem waren drei bis vier Transfers in der Winterpause geplant.“
Der Klub stand bis zum Tag des Insolvenzantrags mit der ASU in Kontakt, sagt Sommer: „Ein Umstimmen war aber offensichtlich nicht möglich.“ Dementsprechend wurde mit Rechtsanwalt Torsten Martini ein vorläufiger Insolvenzverwalter einbestellt. Auch er sagt: „Ich habe versucht, telefonisch und schriftlich Kontakt zur ASU aufzunehmen. Da wird jetzt erstmal kein Geld kommen.“ Klar sei aber: „Wenn es einen bindenden Vertrag gegeben hat, dass jemand zahlen muss, dann ändert sich durch die Insolvenz nichts daran. Dann werde ich dem nachgehen und es schockt mich dann auch nicht, dass diese Leute in China sitzen.“
Kleine Lösung angestrebt
Zunächst aber arbeitet er an einer Lösung für das Regionalligateam. Die Idee mutet kurios an: Es soll erneut ein Investor her. Kann das gutgehen? Laut Martini schon. Er befinde sich in „konkreten Gesprächen“ mit Interessenten. Die globale Lösung soll es aber nicht noch einmal sein: „Es ist natürlich naheliegender, mit Leuten im Inland zu sprechen, die sich in diesem Business bereits auskennen.“ Diverse Sponsoren hätten finanzielle Hilfe angeboten, was Martini freut. Aber: „Ich brauche nicht hier mal 10 000 Euro. Ich brauche einen großen Sponsor.“ Dieser müsse bis Ende Januar her. Schon bis Mitte Januar will er Spielern und Mitarbeitern mitteilen, ob das Unterfangen Erfolg haben kann. Falls nicht, dürfte das eintreten, was Hoffmann so formuliert: „Dann muss man sich umorientieren und zusehen, dass man einen neuen Verein findet.“
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Louis Richter