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Zu Gast bei Amateuren. Im Achtelfinale des Landespokals traf Viktoria 89 in der „Polarena“ auf Kreisligist Polar Pinguin.
© Sebastian Schlichting

Berliner Landespokal: Eisiger Jahresabschluss für Viktoria 89

Der FC Viktoria 89 gewinnt im letzten Spiel des Jahres 4:1 bei Kreisligist Polar Pinguin, die Zukunft des insolventen Regionalligisten bleibt aber ungewiss.

Die Spieler des Fußball-Regionalligisten FC Viktoria 89 sind vor Beginn der zweiten Halbzeit bereit, doch sie bleiben noch im Kabinengebäude. Erst auf ein Zeichen, dass es weitergeht, kommen sie raus. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt laufen sie zurück auf den Kunstrasenplatz in der Markgrafenstraße, der auch als Polarena bekannt ist. So nennt Polar Pinguin aus der Kreisliga A seine Heimstätte. Zur Halbzeit führt Viktoria im Achtelfinale des Berliner Landespokals 2:0, gewinnt am Ende 4:1. Während sich die Spieler des Kreisligisten das erste Bier gönnen, sagt Viktorias Trainer Jörg Goslar: „Die einen hatten ihren Spaß, die anderen sind weitergekommen.“ Ein Pflichtsieg für den Favoriten – und wenigstens keine weiteren Sorgen in Form einer großen Blamage. Denn Sorgen hat der Verein derzeit genug. Es steht nicht weniger als die Zukunft des Deutschen Meisters von 1908 und 1911 auf dem Spiel.

Eintritt frei, etwa 20 Sitzschalen am Spielfeldrand, der Eingang zum Platz befindet sich neben Garagen – Amateurfußball-Ambiente in der denkbar klassischsten Form ist der Rahmen für Viktorias ersten Auftritt nach dem großen Knall vom Donnerstag, dem Einreichen des Insolvenzantrags. Wegen ausbleibender Zahlungen der Advantage Sports Union (ASU) des chinesischen Milliardärs Alex Zheng war der Verein laut Mitteilung in einem Offenen Brief nicht mehr in der Lage, „die auflaufenden Verbindlichkeiten zu decken“. Der Traum vom großen Fußball ist vorbei.

Wie der Kader in der Rückrunde aussieht, ist ungewiss

Und nun? Geschäftsführer Felix Sommer will sich dazu am Rande des Pokalspiels nicht äußern. „Ich gehe davon aus, dass wir auch in der Rückrunde in der Regionalliga spielen“, sagt Sportdirektor Rocco Teichmann. Trainer Goslar sagt: „Die Spieler bekommen ihr Insolvenzausfallgeld und können wenigstens Weihnachtsgeschenke kaufen.“ Der Trainingsbeginn ist für den 7. Januar angesetzt. Wie der Kader dann aussieht, ist ungewiss. Goslar möchte nicht spekulieren. Nur noch so viel: „Charakterlich ist das eine tolle Truppe. Das macht die Entwicklung noch bedauerlicher.“

Auch unter den 200 Zuschauern sind die Probleme ein Thema. „Sammeln die Pinguine nachher für Viktoria?“, fragt jemand am Bratwurststand – auf dem ein Stoff-Pinguin den Besucher anschaut und Babykleidung mit der Aufschrift „Kinder Pinguin“ käuflich zu erwerben ist – und erntet dafür Lacher. Am hinteren Ende des Platzes stehen die Fans der Gäste. Sie melden sich lautstark zu Wort. „Viktoria holt die Schale“, heißt es etwa nach dem 2:0 durch Christoph Menz per Foulelfmeter kurz vor der Pause. Zuvor hatte Timur Gayret einen Freistoß direkt verwandelt.

Zehn Minuten vor dem Ende schafft der Tabellenführer der Kreisliga A das Anschlusstor durch Simon Falke. Die Anhänger der Pinguine hoffen auf die Sensation. Aber nur kurz. Viktoria legt durch Marco Schikora und Batikan Yilmaz nach. Platz sechs in der Regionalliga, Pokal-Viertelfinale erreicht. Zumindest sportlich endet Viktorias Fußballjahr erfolgreich.

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