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Bundesliga-Saisonvorschau (4): VfB Stuttgart: Furchtlos und treu mit Armin Veh

Am 22. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 52. Saison. In unserer Vorschau testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 4: VfB Stuttgart.

Was hat sich verbessert beim VfB Stuttgart?

Gespeist von wohligen Erinnerungen, stößt man unweigerlich auf den neuen, alten Trainer: Armin Veh. Allein dessen Verpflichtung sorgte für gute Stimmung. Der VfB hat dazu (trotz 3,1 Millionen Euro Verlust 2013) seine Mannschaft finanziell verschlankt. Darunter könnte die Qualität (Ibrahima Traoré nach Gladbach) leiden. Es liegt nun also vor allem an Veh, trotz aller Umstände einen Teamgeist zu formen. Dass gerade er das kann, bewies der 53-Jährige in seiner Karriere bereits mehrfach. Seine Aussage „Platz zwölf ist nicht mein Anspruch“ steht daher wie ein Versprechen im Raum. Und um dieses erfüllen zu können, hat der ehemalige Trainer der Frankfurter Eintracht weitere Verpflichtungen gefordert.

Im Hintergrund bemüht sich der Klub um eine klare Strategie und ein klares Image. Präsident Bernd Wahler plant die Ausgliederung der Lizenzspieler-Abteilung und hat mit dem Autobauer Mercedes erste Partner (Volumen rund 20 Millionen Euro – Ziel sind im Gesamtpaket 40 Millionen). Das Vorhaben ist aber eine langwierige Sache, die von manchem Fan und Mitglied noch mit Misstrauen betrachtet wird. Der neue Slogan auf dem Vereinsbus jedenfalls wirkt alles andere als modern. Er lautet „furchtlos und treu“, entstammt zwar dem württembergischen Königshaus, klingt aber leider auch wie ein Spruch aus dunklen Tagen der deutschen Geschichte.

Wer sind die Stars des VfB Stuttgart?

Er wird zwar kein einziges Tor schießen, aber Cheftrainer Armin Veh ist trotzdem der absolute Star. Dass er 2007 die Meisterschaft mit dem VfB gewann, hat keiner vergessen, er wurde deshalb als Messias empfangen. Jetzt verkörpert Veh mit seiner positiven Art nach dem Beinahe-Abstieg der vergangenen Spielzeit die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Auf dem Fußballplatz helfen werden dem Coach dabei vor allem der erst 18 Jahre alte Stürmer Timo Werner und Mittelfeldspieler Daniel Didavi. Auch Verteidiger Antonio Rüdiger hat Starpotenzial – muss dafür aber konstanter werden.

Wer hat das Sagen beim VfB Stuttgart?

Sportlich sicher Armin Veh. Im Klub scheint Bernd Wahler der starke Mann zu sein, der noch mit Altlasten kämpft und feststellen musste: Fußball-Unternehmen ist nicht gleich Wirtschaftsunternehmen. Im Fußball dauert alles doch noch etwas länger. Wahler aber arbeitet beharrlich weiter. Manager Fredi Bobic hat zuletzt reumütig eigene Fehler eingeräumt und an Einfluss verloren.

Was erwarten die Fans?

Eine Saison ohne Abstiegsangst und Fußball, den man sich ohne Grausen anschauen kann. Mutig, offensiv ausgerichtet und leidenschaftlich – selbst, wenn es am Ende eines Spiels schiefgeht. Rückkehrer Veh muss mit hohen Erwartungen leben, ohne über einen entsprechenden Kader zu verfügen. Sein Optimismus aber ist durchaus ansteckend. Veh hat eine Art Euphorie ausgelöst und dem unter Druck geratenen Präsidium um Vereinschef Wahler sowie dem heftig kritisierten Manager Bobic etwas Luft verschafft.

Der Meistertrainer kehrt zurück. Armin Veh (m.) wird als VfB-Trainer von Präsident Bernd Wahler (l.) und Sportvorstand Fredi Bobic (r.) vorgestellt.
Der Meistertrainer kehrt zurück. Armin Veh (m.) wird als VfB-Trainer von Präsident Bernd Wahler (l.) und Sportvorstand Fredi Bobic (r.) vorgestellt.
© dpa

Was ist in dieser Saison möglich?

Optimisten träumen schon wieder von einem europäischen Wettbewerb, Pessimisten befürchten eine weitere Saison im grauen Mittelmaß bis hin zu einer neuen Zittersaison. Mit dem Abstieg werden die Schwaben wohl nichts zu tun haben, aber ob es ins obere Drittel reicht, ist fraglich. Veh muss ein Team ohne große Leistungsträger formen. Viel wird davon abhängen, ob Stürmer Vedad Ibisevic im Sturm wieder „Fußball-Lust“ entwickelt, und ob Außenverteidiger und Mittelfeld-Außen das Spiel nach vorne inspirieren. Veh kündigte eine Abkehr von der Ein-Stürmer-Strategie an und will neben Ibisevic Timo Werner aufbieten. Oder Einkauf Daniel Ginczek, der allerdings bis in den Herbst noch einen Kreuzbandriss auskurieren muss.

Und sonst?

Die „Meinungsmacher“, die lange nicht so gern gesehen waren im Klubumfeld, sollen wieder her. Solche mit Stallgeruch. Karl Allgöwer etwa, der unbequeme ehemalige Mittelfeldheld, oder Guido Buchwald, der Weltmeister von 1990. Über Thomas Hitzlsperger und andere wird auch gesprochen. Die „Querdenker“ (sechs bis sieben im Höchstfall) sollen den Beirat besetzen, der Manager Fredi Bobic beratend zur Seite gestellt werden soll.

Morgen Folge 5: SC Freiburg

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