Fußball-Bundesliga: Huub Stevens geht - Armin Veh kehrt zum VfB Stuttgart zurück
Noch so eine Saison wie zuletzt wollen sie beim VfB Stuttgart tunlichst vermeiden - deshalb verpflichten die Schwaben ein altbekanntes Gesicht: Meistertrainer Armin Veh.
Einen ehemaligen Trainer zurückzuholen, hat Vorteile. Das ist im Fall von Armin Veh und dem VfB Stuttgart so. Der Neue kennt den Klub und das Umfeld, die Trainingsplätze und die Mentalität des Umfeldes. Der Klub weiß im Gegenzug, wofür der Fußballlehrer steht, den man holt. Den alten Coach zum Neuen zu machen, hat aber ebenso Nachteile. Im Fall Veh weit mehr als bei sonstigen Rückholaktionen. Veh ist mit den Stuttgartern 2007 Deutscher Meister geworden. Allein das lässt Erwartungen entstehen.
Weder der 53 Jahre alte Veh noch die Stuttgarter scheinen sich davor zu fürchten. Vielmehr löste Vehs zweites Engagement in Stuttgart nach den zweieinhalb Jahren von 2006 bis 2008 erst einmal positive Stimmung aus, als der schwäbische Klub am Montag die Rückholaktion und den Zweijahresvertrag bestätigte. Dies Aufbruchstimmung zu nennen, wäre übertrieben. Hinter den Schwaben liegt eine katastrophale Saison, in der mit Müh und Not und der Hilfe eines Krisenhelfers wie Huub Stevens knapp der Abstieg verhindert wurde. Veh findet also keine blühenden Landschaften vor. Die schwäbische Fußballrealität gleicht mehr einem Trümmerfeld, das Aufräumarbeiten verlangt. Nach drei Jahren bei Eintracht Frankfurt wollte Veh entweder Pause machen oder „bei einem einzigen Verein“ einsteigen. Bei einem, zu dem er nach dem Titelgewinn ein besonders emotionales Verhältnis pflegt. Jetzt wird Veh zum Versprechen der Klubführung um Bernd Wahler, „dass uns so eine Saison nicht mehr passiert“.
Vehs Rückkehr bedeutet auch, dass die Stuttgarter ihren lange lähmenden Sparkurs aufgeben. Von rund 15 Millionen Euro Investitionsvolumen ist die Rede. Die darf Veh ausgeben. Die Erwartungen an den Neuen sind eindeutig: Der VfB soll attraktiver und erfolgreicher spielen. So wie damals beim Titelgewinn.
Veh wurde beim VfB als Trainer zur bekannten Größe. Im Februar 2006 sollte er übergangsweise das Chaos nach Giovanni Trapattoni ordnen. Veh hatte in Rostock ausgebrannt aufgegeben, mitten in der Saison, was er heute als „eine Katastrophe“ bezeichnet. „Ich war beim Start in Stuttgart so etwas Ähnliches wie eine Notlösung. Ein paar Mal Meister in der Dritten Liga, ich hatte einen Namen, aber eben auch einen Stempel auf dem Kopf.“ Nach Rostock scheiterte Veh bei seinem Heimatklub FC Augsburg. Es war sein Tiefpunkt.
Der Armin Veh von heute ist über den Status als Platzhalter weit hinaus, in Frankfurt festigte er seinen Ruf als Team-Entwickler nochmals. Dennoch begleitet ihn die Einschätzung, zuweilen zu sehr Gemütsmensch zu sein und, wenn hartes Krisenmanagement nötig wäre, die Dinge eine Spur zu sehr schleifen zu lassen.
Auch der Abschied in Stuttgart 2008 verlief nicht geräuschlos. Veh wurde Lustlosigkeit unterstellt. „Ich hätte mir damals mehr Geduld gewünscht“, sagt er. Das Jahr nach der Meisterschaft sei zu früh als misslungen betrachtet worden. Und er räumt Fehler ein: „Unsere Personalpolitik war nicht so gut. Das war mit entscheidend. Aus heutiger Sicht war es ein Fehler, Spieler wie Bastürk und Ewerthon zu holen.“
Veh aber stand auch für eine junge Mannschaft, die Fußball spielte, wie er selbst in seiner Zeit als Spieler in Mönchengladbach: schnell, frisch, Kurzpass. Vom Revival träumt man nun in Stuttgart. Anders als in seiner ersten Stuttgarter Zeit wird sich Veh dabei mit dem VfB-Manager Fredi Bobic auseinandersetzen müssen. Manche sehen darin Konfliktpotenzial, weil zwei Führungstypen mit klaren Vorstellungen aufeinandertreffen.
Bis Veh sein Amt antritt, wird es aber noch eine Weile dauern. Am Dienstag flog er mit seinem Trainerteam aus Frankfurt in Kurzurlaub auf die Kanaren.