1. FC Union Berlin: Urs Fischer hat für jede Lage eine Fußballweisheit parat
Unions Trainer lässt sich vor dem Spiel gegen Darmstadt am Samstag nicht in die Karten gucken. Die Frage lautet: "Never change a winning team" oder Rotation?
Manchmal lohnt der Blick zurück, um die richtige Entscheidung zu treffen. Für Urs Fischer, den Trainer des 1. FC Union, gilt das sowieso. Er wird vermutlich nochmal überlegen, was beim Auswärtsspiel am vergangenen Montag beim Hamburger SV schon alles gut lief – und was in den Abläufen seiner Mannschaft noch optimiert werden könnte.
Es sind Gedanken, die Fischer dabei helfen könnten, die aus seiner Sicht ideale Elf in das Heimspiel am Samstag gegen den SV Darmstadt 98 (13 Uhr/live bei Sky) zu schicken. Weil sich das 2:2 beim HSV aufgrund des Ausgleichstores durch Suleiman Abdullahi in der 90. Minute wie ein Sieg anfühlte, erinnerte Fischer an eine alte Fußballweisheit. „Never change a winning team“, sagte er, was übersetzt bedeutet: Ja, die ausgiebig gefeierten Helden von Hamburg sollen es auch gegen Darmstadt richten.
Fischer ist aber auch ein Trainer, der grundsätzlich so wenig wie möglich preisgibt. Sportliche Informationen hütet er besser als die Schweizer ihr Bankgeheimnis. Die Variante „Never change a winning team“ sei deshalb nur eine Möglichkeit, erklärte Fischer. Sie würde vorsehen, dass neben den gesetzten Spielern Rafal Gikiewicz (Tor), Christopher Trimmel, Manuel Friedrich und Florian Hübner (Abwehr), Grischa Prömel und Manuel Schmiedebach (zentrales Mittelfeld) auch in der Offensive eine gewisse Konstanz einkehren würde. Die Torschützen Abdullahi und Joshua Mees profitierten davon, auch Marcel Hartel und Sebastian Polter.
Gleich vier Spielern droht eine Gelbsperre
In Hamburg verdienten sie sich allesamt ordentliche Noten; ein Grund, sie auszutauschen, bestünde daher nicht. Doch Fischer wäre nicht Fischer, wenn er nicht noch eine zweite Möglichkeit erörtern würde. Genau so sagt er das auch: „Es gibt auch die Möglichkeit, den einen oder anderen frisch zu bringen.“ Wer das sein könnte – außer Marc Torrejon sind alle Profis einsatzfähig –, wollte Fischer, ganz Geheimniskrämer, nicht verraten. Die möglichen Optionen liegen ohnehin auf der Hand: Christopher Lenz könnte wieder links hinten verteidigen, Akaki Gogia auf der rechten Seite weiter vorn wirbeln. Simon Hedlund oder Sebastian Andersson wären Alternativen für den Angriff.
Was immerhin bekannt ist: Fischer rotiert gern und kräftig. Lediglich beim 1:1 am sechsten Spieltag gegen Arminia Bielefeld durfte dieselbe Elf ran, die eine Woche zuvor beim 2:2 gegen Duisburg gepunktet hatte. Ansonsten wurde munter durchgewechselt. Weil dieses Mal vier Union-Spielern (Hübner, Trimmel, Prömel, Schmiedebach) eine Gelbsperre droht, dürfte das Rotationsprinzip bis zur Winterpause weiter Anwendung finden.
Im Prinzip ist es ohnehin fast egal, wer auflaufen wird. Dass die Berliner ihren Gegner trotz der imponierenden Serie von saisonübergreifend 16 ungeschlagenen Ligaspielen mühelos aus dem Stadion schießen, erwartet niemand, Fischer am wenigsten. „Das wird ein ekliges Spiel“, prophezeit er. „Darmstadt hat eine gut organisierte Mannschaft, ein gutes Umschaltspiel, schnelle Spieler auf den Seiten.“ Um die Gefährlichkeit des Gegners zu dokumentieren, der Union im vergangenen April die letzte Liganiederlage zugefügt hat, bemüht Fischer eine weitere alte Fußballweisheit: „Jedes Spiel beginnt bei Null.“ Vermutlich werden sie beim 1. FC Union sogar mit Bällen spielen, die rund sind. Aber wer weiß schon, ob Fischer nicht doch noch eine andere Möglichkeit im Kopf hat.