Schwierige Saison für die Füchse Berlin: „Unsere Konstanz ist die Inkonstanz“
Die Füchse Berlin haben ihr Europapokalfinale verloren. Manager Bob Hanning über eine verpasste Chance, Lichtblicke des Turniers und den Saisonendspurt.
Bob Hanning, 53, ist seit über 15 Jahren Manager der Füchse Berlin und trainiert erfolgreich deren Nachwuchs. Seit 2013 ist er zudem Vizepräsident des Deutschen Handballbundes.
Herr Hanning, die Handballer der Füchse Berlin mussten sich im Finale der European League am Sonntag dem SC Magdeburg 25:28 geschlagen geben. Eine verdiente Niederlage?
Ja. Wir haben in der ersten Halbzeit weder vorne noch hinten den Zugriff gehabt. Dann haben wir es nicht geschafft, das Ergebnis erträglich zu gestalten, sodass wir es nach der Pause hätten kippen können. Obwohl wir uns noch einmal herangekämpft haben – sieben Tore lassen sich schwer aufholen. Dafür hätte alles für uns laufen müssen und das ist es nicht.
Ihr Trainer Jaron Siewert monierte, dass in den ersten 30 Minuten bei den Spielern nicht genügend Herzblut vorhanden war. Würden Sie ihm da zustimmen?
Keiner ist mit zu wenig Bereitschaft in das Spiel gegangen und jeder wollte dieses Finale gewinnen. Aber es war leider bei fast allen ein Stück zu wenig. In der zweiten Halbzeit schaffen wir es sogar noch aufzuholen und auf zwei Tore heranzukommen, doch am Ende war die Hypothek einfach zu groß.
Anders als am Vortag gegen die Rhein-Neckar-Löwen konnten beispielsweise Fabian Wiede und Lasse Andersson den Ball nicht im Tor unterbringen. Können Sie sich die fehlende Konstanz erklären?
Sicher waren die Beine nach dem späten Spiel am Samstag müde, aber da kam einiges zusammen. Zum einen im Rückraum, aber auch über außen haben wir zu viel liegen gelassen. Da ist es dann eine Summe von Ereignissen. Trotzdem muss man leider feststellen: Wenn wir in einem Punkt in diesem Jahr konstant sind, dann ist es unsere Inkonstanz.
Der überragende Mann der Partie und letztlich auch Most valuable Player des Turniers war Magdeburgs Torhüter Jannik Green mit 17 Paraden. War er so gut, oder waren die Abschlüsse der Berliner nicht gut genug?
Beides. Doch wir haben ihn auch zum Helden geworfen.
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Gab es an diesem Wochenende ebenso Gewinner bei den Füchsen?
Das würde ich schon sagen. Tim Freihöfer hat beispielsweise eine gute Leistung gezeigt. Am Freitag hat er noch bei mir in der A-Jugend gespielt, dann zwei gute Tage in Mannheim gezeigt. Er behält auch bei einem Green einen kühlen Kopf, lässt sich nicht das Spiel des Torhüters aufzwingen und vertraut auf sich und sein Können. Das ist eine Qualität, die ein Topspieler braucht.
Ein bemerkenswerter Auftritt für einen 18-Jährigen. Weiter positiv aufgefallen ist Kapitän Paul Drux.
Auf ihn bin ich sehr stolz. Er ist in seiner Aufgabe als Kapitän wahnsinnig gewachsen und hat spielerisch überzeugt. Das hatte uns eine Zeit lang gefehlt, an diesem Wochenende haben wir ihn so gesehen, wie ich ihn mir vorstelle.
Mit der Niederlage haben es die Füchse nicht geschafft, in dieser Spielzeit einen Titel zu gewinnen und damit eine Saisonvorgabe verfehlt. Muss der Verein seine Ziele anpassen?
Nein. Wir haben es verpasst, uns direkt für Europa zu qualifizieren und müssen jetzt Fünfter werden. Das ist unser Anspruch. Daran hat sich nichts geändert und dafür müssen wir weiterarbeiten.
Wie sehen Sie die Chancen dafür?
Wir waren auf einem guten Weg und haben weiter alles in der Hand. Man darf auch nicht vergessen, dass wir uns gegen Montpellier qualifiziert haben, die Zweiter in der französischen Liga sind und darüber hinaus eine tolle Europapokal-Saison gespielt haben. An diesem Wochenende war es eine schlechte Halbzeit, die macht nicht alles kaputt. Jetzt müssen wir eben weiter abliefern und am Donnerstag in der Liga gegen Lemgo gewinnen.
Sie sprechen Montpellier an. Die Franzosen haben vorher in der Champions League gespielt und sind wie Schaffhausen und Leon durch die Neustrukturierung des Pokals in das Konkurrentenfeld gerutscht. Hatten Sie erwartet, dass die deutschen Vereine den Wettbewerb trotzdem weiter so dominieren?
Das war schon erstaunlich, dass es keine dieser Mannschaften ins Finalturnier geschafft hat. Doch selbst wenn Kiel und Flensburg nicht weiter in der Champions League vertreten sind, sind wir mit der Bundesliga sowohl in der Spitze als auch in der Breite weiter die stärkste Liga der Welt.