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Was ist ihre Antwort auf die Frage?
© dpa

Kolumne: So läuft es: Und wovor laufen Sie weg?

Diese eine Frage kennt jeder Läufer: Wovor läufst du weg? Auch unserem Kolumnisten geht es so. Hier outet er sich.

Lange habe ich mich gefragt: Warum nervt mich eigentlich die meistgestellte Frage, wenn mich Menschen nach meiner Lauferei fragen: Wovor läufst Du eigentlich weg, Mike? Ich wurde stets sehr dünnhäutig, wenn sie mir gestellt wurde. Und erfand kluge Ausreden, wie zum Beispiel: Laufen ist eben meine Art der Meditation. Oder: Suchtverlagerung. Früher habe ich geraucht, heute laufe ich. Klar wusste ich, dass ich vor etwas weglief. Aber zugegeben hätte ich es nie. Wer gibt schon gerne zu, dass er ein Junkie ist. Und an der Laufnadel hängt. Irgendwann muss man sich vielleicht outen.

Mache ich es doch in dieser Kolumne, dachte ich. Und Sie müssen jetzt sehr stark sein. Sie werden sich vielleicht erkennen. Ich laufe also jeden Tag weg. Würde ich es nicht tun, ich würde irre werden. Vor allen Dingen im Kopf. Manchmal laufe ich vor Donald Trump weg, weil ich diese immer absurder werdenden Meldungen über ihn nicht mehr ertrage, weil er noch immer Präsident ist, und ich das alles nicht fassen kann. Es gibt Tage, da laufe ich vor Facebook und meinem Handy weg. Weil die Posts teilweise irre sind, und man gar nicht auf alle irren Posts antworten kann.

Dem Alltag davon

Es gibt Tage, da laufe ich vor den Kalorien weg. Weil der Abend davor ein wahres Kalorienfest war, und in der Tat achte ich auf meine Ernährung. Ich kann es nicht ab, wenn ich genau weiß, dass ich nur Quatsch gegessen habe, obwohl ich weiß, dass es Quatsch ist, den ich gegessen habe. Klingt irre, oder? Ich sollte mal kurz laufen, bevor ich weiterschreibe.

So, jetzt geht es wieder. Manchmal laufe ich Marathon. Manchmal ist ein Marathon super, um wegzulaufen. Bevor Oma starb zum Beispiel. Da musste es ein Marathon sein. Ich wusste, dass sie sterben würde. So lief ich gleich 56 Kilometer. Den Two Oceans Marathon in Kapstadt. Ich lief vor dem Schmerz davon, vor dem tiefen Schmerz des drohenden Verlusts. Nach 56 Kilometern war der Seelenschmerz in die Beine gewandert. Um als Muskelkater Tage später zu verschwinden. Wenn ich den Dingen des Alltags davonlaufe, lasse ich sie auf der Laufstrecke zurück. Sie poltern irgendwo unterwegs auf den Asphalt oder in einen Busch. Und dort vergammeln sie einfach.

Es gibt sogar Tage, an denen reicht ein Lauf am Morgen nicht aus. Weil mittags wieder Donald Trump twittert. Dann muss ich am Abend nochmal los. Krass, ich weiß. Junkie eben, ich weiß. Aber ich wollte einfach meine Sucht nicht mehr anonym halten. Jetzt ist es raus, und ich fühle mich gleich besser. Wissen Sie warum? Weil das Weglaufen das Gesündeste ist, was man machen kann. So läuft es. Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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