Champions-League-Hotspot Budapest: Um deutsche Verordnung herum gedribbelt
Aufgrund des Einreiseverbots für Engländer spielen Leipzig und Gladbach in Ungarn. Das ist vielleicht Wahnsinn, aber eben auch legal. Ein Kommentar
Hätte Ferenc Puskás das noch erlebt! Die ungarische Fußballlegende hätte es als späte Würdigung sehen können: Ausgerechnet zwei deutsche Fußballklubs geben sich im nach ihm benannten Stadion in seiner Heimatstadt Budapest die Ehre und nutzen die Arena für ihre illustren Heimspiele in der Champions League. Schließlich ist der Name des einstigen Stars auch immer mit jener Wunde aus dem Jahr 1954 verbunden, als die vermeintlich unschlagbaren Ungarn im WM-Endspiel Deutschland unterlagen und danach international auf scheinbar ewig den Anschluss verloren.
Nun aber rückt Ungarn im Februar wieder ins Zentrum der europäischen Fußballwelt mit solch Spitzenspielen wie Borussia Mönchengladbach gegen Manchester City und RB Leipzig (kannte der Puskás noch nicht) gegen den FC Liverpool.
Es ist allerdings keine Geste der Verbeugung vor dem ungarischen Fußball, sondern blanker Pragmatismus: Das Coronavirus macht es möglich, aufgrund des Einreiseverbots der Engländer reisen die deutschen Teams mit aus, schlagen einen Haken nach Budapest. Der Profifußball dribbelt somit die Beschränkung aus und erklärt Budapest zum Hotspot der Champions League.
Nun ist es nicht so, dass Ungarn die Pandemie schon hinter sich gelassen hätte. Der Inzidenzwert – 92 Infizierte pro 100.000 Einwohner am Dienstag – lässt auch nicht auf einen schnellen Kantersieg gegen das Virus hoffen, der dann schon am 16. (dann spielt Leipzig in Budapest) oder spätestens am 24. Februar gewonnen wäre (dann ist Gladbach dran).
Vielmehr also stößt der Profifußball geschickt in eine Lücke, die sich ihm im offenen europäischen Mittelfeld bietet. Das ist gut fürs Geschäft, denn die Millionen aus der Champions League brauchen sie in einer Zeit, in der es sich mit dem Generieren von Einnahmen kompliziert verhält. Es muss also gespielt werden und es wird auch mit der Empörung gelebt, die solche Ansetzungen wie die von Budapest nach sich ziehen.
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Denn natürlich ist es Wahnsinn. In England tobt sich die Mutation immer noch aus, in Österreich sollen die Bürger nicht nach Tirol reisen und in Deutschland sollen die Menschen am Besten gar nicht reisen. Kritik aus der Politik am Champions-League-Experiment gibt es bereits, der in diesen Fällen unvergleichliche Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält es „für das falsche Signal“.
Auch sei ja da die Gefahr, dass die englischen Teams die Mutante mitbringen, nicht ausgeschlossen. Nur: Der Profisport sendet seit Monaten andere Signale als der Amateursport, dem gar nichts erlaubt ist. So gesehen sind alle seine Signale „falsch“.
Aber die Fußballshow und der Profisport gehen eben nach eigenen Gesetzen weiter. Womöglich hätte Ferenc Puskás dafür kein Verständnis gehabt. Doch eines ist schon lange klar: Wenn sich dem Profisport solche Schlupflöcher bieten wie das von Budapest, dann wird er sie nutzen. Aller Gegenrede zum Trotz, denn dies ist kein Gegenmittel. Das sind nur Verordnungen aus der – europäischen – Politik, nur die können stoppen.