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Bayern-Präsident Uli Hoeneß neben Ehefrau Susanne und hinter Ex-VW-Chef Martin Winterkorn beim Halbfinalspiel gegen Bamberg.
© imago/Nordphoto/Straubmeier

Präsident von Bayern München im Interview: Uli Hoeneß: "Bei Alba Berlin tut sich was"

Uli Hoeneß spricht im Interview über die Basketball-Finalserie gegen Berlin, Meisterjubel im Gefängnis und wirklich erfolgreiche Trainer.

Herr Hoeneß, was reizt Sie an der Sportart, was finden Sie am Basketball sogar besser als am Fußball?

Besser als Fußball möchte ich nicht sagen, weil für mich Fußball immer die Nummer eins war und das auch bleiben wird. Aber trotzdem liebe und schätze ich den Basketball sehr. Ich habe als Schüler in Ulm in den Schulmannschaften gespielt und später regelmäßig beim USC München vorbeigeschaut.

Dann können Sie ein Basketballspiel ähnlich gut analysieren wie ein Fußballspiel?

Inzwischen schon, glaube ich. Ich habe da schon eine ordentliche Expertise und kann auch schnell sagen, wer besonders gut und wer besonders schlecht gespielt hat.

Aber es hat trotz Ihrer Liebe zum Basketball recht lange gedauert, bis der FC Bayern sein Engagement diesbezüglich ausgebaut hat.

Es stimmt, dass wir den Basketball lange stiefmütterlich behandelt haben. Die Sache war aber auch, dass ich, als ich Vorstand der Fußball-AG war, nichts unternehmen konnte. Die Beschlusslage war, dass die AG keine andere Sportart subventionieren darf, wie das noch heute der Fall ist. Aber das ist Vergangenheit, jetzt engagiere ich mich für den e. V. Wir haben hier in den vergangenen Jahren viel aufgebaut.

Aber auch nur zwei Titel geholt, die Meisterschaft 2014 und den Pokal in diesem Jahr – beides gegen Alba Berlin. Etwas dürftig, oder?

Nein, das finde ich nicht. Man muss ja sehen, wo wir herkommen. Vor sieben Jahren gab es uns so noch nicht. Um so etwas aufzubauen, braucht es schon ein bisschen Zeit. Außerdem kann ich mich noch gut an die Meisterschaft gegen Alba erinnern. Das musste ich in der Gefängniszelle anschauen und leider war anschließend, in der Zeit, in der ich weg war, doch etwas Stillstand im Basketball des FC Bayern.

Maik Zirbes von München beim Freiwurf.
Maik Zirbes von München beim Freiwurf.
© dpa

Alba-Manager Marco Baldi freute sich, als der FC Bayern groß in den deutschen Basketball einstieg. Er warf Ihrem Klub aber auch immer vor, dass er es sich leicht mache, sich am Spielerpersonal von Alba bediene, anstatt selbst Scouting zu betreiben. Was halten Sie von dem Vorwurf?
Zunächst einmal habe ich ein sehr gutes Verhältnis zu Marco Baldi, die Berliner machen einen tollen Job. Und zu dem Vorwurf: Inzwischen sind es doch gar nicht mehr so viele ehemalige Alba-Spieler, die bei uns sind.

Naja, Alex King, Reggie Redding, Nihad Djedovic.

Genau, nur drei, wobei King und Djedovic von Berlin kein Angebot mehr erhielten und Redding zunächst nach Istanbul ging.

In Berlin gab es auch ein klein bisschen Empörung, als Sie sich einst negativ über die Arena am Ostbahnhof äußerten. Jetzt entsteht in München eine neue Großsporthalle. Was wird an dieser besser sein als an der Berliner Arena?

Zunächst einmal: Das war damals meine subjektive Einschätzung. Ich hatte ein Pokalwochenende in der Berliner Arena besucht. Die Halle war halb leer, es war keine gute Stimmung. Das war einfach nur mein Eindruck und ich wollte wirklich niemandem auf den Schlips treten, ansonsten täte mir das leid. Was bei uns besser wird? Das muss man sehen, aber unsere Halle wird nicht so riesig werden wie die Arena am Ostbahnhof mit fast 15 000 Zuschauern. In unsere Großsporthalle in München werden knapp 10 000 Menschen reinpassen. Die Zuschauer werden extrem dicht am Spielgeschehen sein. Ich erhoffe mir und glaube auch, dass die Atmosphäre mitreißend sein wird.

Und mit der neuen Halle wird Bayern München im Basketball ähnlich erfolgreich sein wie im Fußball?

Das wird natürlich schwer. Wir werden ja – egal ob wir Meister werden oder nicht – dank einer Wildcard ab der Saison 2019/20 für zwei Jahre sicher in der Euroleague spielen. Dort trifft man auf die großen Klubs und die Herausforderungen, die nationale Liga und die Euroleague unter einen Hut zu bringen, sind sehr groß. Das hat man dieses Jahr bei den Bambergern gesehen. Da mit den ganz Großen mitzuspielen, wird sicher nicht einfach.

Alba Beerlin will gegen München den Titel
Alba Beerlin will gegen München den Titel
© dpa

Bayern spielte bisher eine tolle Saison und plötzlich wurde der Erfolgstrainer Aleksandar Djordjevic gefeuert. Für Außenstehende war das nur schwer nachvollziehbar.

Ja, aber letztlich wurde eben die Entscheidung von den Verantwortlichen der Basketball-Abteilung an mich herangetragen, also von der Geschäftsführung mit Marko Pesic und Sportdirektor Daniele Baiesi. Ich selbst bin da zu weit weg und gar nicht in der Lage, solche Dinge zu entscheiden. Ich kann nur Empfehlungen aussprechen. Aber wenn die, die tagtäglich mit dem Trainer arbeiten, geschlossen der Ansicht sind, dass es nicht mehr geht, muss man diese Entscheidung im Präsidium mittragen.

Djordjevic soll eigenwillig und eigensinnig gehandelt haben.

Wie gesagt, da bin ich zu weit weg. Aber grundsätzlich ist es natürlich so, dass gerade Trainer sich nie zu wichtig nehmen sollten. Und man sieht auch: Die erfolgreichsten Trainer nehmen sich nicht wichtig. José Mourinho etwa nimmt sich sehr wichtig, Erfolg hat er keinen mehr. Und – um beim Basketball zu bleiben: Albas Trainer Aito nimmt sich gar nicht wichtig und hat Erfolg. Er ist ein fantastischer Mann, ein toller Basketballlehrer.

Und vielleicht der Mann, der die zweite Meisterschaft der Bayern verhindert.

Das wird eine spannende Serie. Ich habe schon in den vergangenen Monaten Alba immer wieder beobachtet, weil ich gemerkt habe, dass sich da was tut.

Werden Sie die Spiele besuchen und wie lautet Ihr Tipp?

Ja, ich habe sogar meinen Urlaub, den ich normalerweise immer Anfang Juni beginne, deswegen verschoben. Also die Heimspiele werde ich in jedem Fall besuchen. Mein Tipp: Es wird eine enge Kiste und wenn im fünften Spiel die Entscheidung für uns fällt, hätte ich nichts dagegen.

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