Nach russischem Angriff auf die Ukraine: Uefa wünscht bei Twitter „allen einen wunderschönen Donnerstag“
Am Tag, am dem Russland die Ukraine angreift, freut sich die Uefa auf einen tollen Fußball-Tag. Der anschließende Shitstorm bei Twitter folgt umgehend.
Dass die Uefa sich die Welt so macht, wie sie ihr gefällt, gehört zu den unliebsamen, wenn auch weithin als unabänderlich hingenommenen Tatsachen. Am Donnerstagmorgen setzte der Europäische Fußballverband nun sogar noch einen drauf und bewies komplette Weltfremdheit.
Auf dem Twitter-Kanal der Europa League wünschte die Uefa um 9.31 Uhr „allen einen schönen Donnerstag“ und setzte noch einen Party-Smiley dahinter. Ganz so, als würde es an einem der dunkelsten Tage in der jüngeren europäischen Geschichte nichts Wichtigeres als die Rückspiele in der Zwischenrunde geben, die am Abend in der Europa League stattfinden.
Nachdem der Tweet von Lesern mit einem Shitstorm bedacht wurde, zog ihn die Uefa schnell wieder zurück und postete stattdessen die Ansetzungen des Tages mit dem Satz. „What a day of football ahead!“. Wahrlich, an diesem Tag kann man sich wirklich nichts Schöneres als ein Fußballspiel vorstellen, am besten noch präsentiert vom Uefa-Sponsor Gazprom.
Entsprechend fielen dann auch die Reaktionen bei Twitter aus. Eine Userin schrieb dazu: „Besser wäre, ihr löscht euch und nicht nur euren Tweet.“ Ein anderer Nutzer schrieb: „Liebe @UEFA, besteht vielleicht die Möglichkeit, dass Champions League Finale nach Nordkorea zu legen? Da ist es ruhiger gerade und Menschenrechte sind ja eh egal.“
Die Uefa steht ohnehin in der Kritik, weil sie bisher daran festhält, das Finale der Champions League in St. Petersburg auszutragen und mit dem Gazprom-Konzern einen vom russischen Staat kontrollierten Premium-Sponsor hat. Am Freitag nun wollen die Funktionäre in einer Sondersitzung neu beraten. Das bisher letzte Statement des Verbandes zum Russland-Ukraine-Konflikt stammte zuvor vom Dienstagabend: „Die Uefa beobachtet die Situation genau und wird gegebenenfalls zu gegebener Zeit eine Entscheidung treffen“, hieß es.
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Für viele Fußballfans scheint ein Handeln längst gegeben, aber Sportverbände sind in der Vergangenheit immer wieder damit aufgefallen, auf existenzielle politische Ereignisse nicht adäquat reagieren zu können. Als Terroristen am 11. September 2001 mehrere Anschläge auf die USA verübten, fanden noch am gleichen Abend in Europa Fußballspiele in der Champions League statt.
Diesmal nun sind sogar Mitgliedsverbände der Uefa selbst beteiligt – als Aggressor beziehungsweise Opfer. Aber wie hieß es schon so schön bei Bertolt Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. Fragt sich nur, wie lange Verbände wie die Uefa und andere damit noch durchkommen und sich vor weltpolitischen Realitäten verschließen wollen.