Sport und der Russland-Ukraine-Konflikt: Verbände diskutieren Verlegungen – und warten ab
Finale der Champions League, Volleyball-WM, Formel 1: Was wird aus Sportveranstaltungen, die in den kommenden Monaten in Russland stattfinden sollen?
Die dramatische Zuspitzung im Russland-Ukraine-Konflikt trifft auch den Sport und hat bei Verbänden und Vereinen besorgte Reaktionen ausgelöst. Schon am Tag nach der Anerkennung der ostukrainischen Separatistengebiete durch Russland wurden Forderungen nach einer Verlegung des Champions-League-Finales (28. Mai) aus der russischen Millionenmetropole St. Petersburg laut. Auch in der Ukraine stehen Wettbewerbe auf der Kippe, Handballspiele wurden schon ins Ausland verlegt.
Bei der Europäischen Fußball-Union herrschte am Dienstag aber noch der Status quo: Es gebe „derzeit keine Pläne, den Austragungsort zu ändern.“ Die Situation werde genau beobachtet. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur berät die Uefa noch am Dienstag erneut über das weitere Vorgehen.
Die Europäische Handball-Föderation wird wegen der eskalierenden Situation in den kommenden vier Wochen keine internationalen Spiele in der Ukraine ausrichten. So soll Männermeister Motor Saporoschje seine beiden Heimspiele in der Champions League gegen Paris Saint-Germain (1. März) und den FC Barcelona (3. März) in neutraler Halle im slowakischen Presov spielen.
Der Volleyball-Weltverband FIVB denkt aktuell nicht darüber nach, Russland die Männer-WM 2022 zu entziehen. „Der FIVB ist der Meinung, dass Sport immer von Politik getrennt bleiben sollte, aber wir beobachten die Situation genau, um die Sicherheit und das Wohlergehen aller Teilnehmer an unseren Veranstaltungen zu gewährleisten, was unsere oberste Priorität ist“, teilte der Weltverband am Dienstag auf dpa-Nachfrage mit.
[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Im Mittelpunkt der ersten Reaktionen stand aber die Uefa, die vom britischen Außenpolitiker Tom Tugendhat scharf kritisiert wurde. „Das ist eine beschämende Entscheidung. Die Uefa sollte einer gewalttätigen Diktatur nicht Deckung bieten“, twitterte der konservative Politiker zum Festhalten an St. Petersburg.
Bei der Uefa dürfte sich zudem die Frage nach Sponsor Gazprom stellen. Das russische Energieunternehmen ist seit Jahren enger Partner des Kontinentalverbandes und auch bei Europameisterschaften prominent in den Stadien platziert. Dies könnte auch bei der nächsten EM im Sommer 2024 in Deutschland der Fall sein.
„Es ist eine sehr heikle Situation, die sich stündlich ändern kann und die wir natürlich alle im Blick haben“, sagte DFB- Interimspräsident Rainer Koch der ARD-„Sportschau“ und betonte: „Aktuell geht es um die Sicherung des Weltfriedens und damit um weitaus Wichtigeres als Fußball. Etwaige Folgen für den Fußball wird die Uefa gegebenenfalls kommunizieren.“
Mit Blick auf internationale Spiele des russischen Meisters Zenit St. Petersburg teilte die Uefa mit, sie sei in engem Kontakt mit den betroffenen Verbänden und Vereinen. „Derzeit ist vorgesehen, dass alle Spiele wie geplant stattfinden“, hieß es. Zenit trifft am Donnerstag im Europa-League-Rückspiel in Spanien auf Betis Sevilla.
Das Finale des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs soll am 28. Mai in St. Petersburg stattfinden, der Heimatstadt des russischen Präsidenten Wladimir Putin. „The Sun“ brachte schon das Wembley-Stadion als Ersatzschauplatz für das Finale ins Gespräch. Die Chancen für die Londoner Arena würden deutlich steigen, schrieb das Boulevardblatt am Dienstag, wenn zwei englische Teams das Endspiel erreichen. Derzeit sind noch Manchester City, der FC Chelsea, FC Liverpool und Manchester United im Wettbewerb.
Der von Gazprom gesponsorte Zweitligist FC Schalke 04 verfolgt die politische Lage in Osteuropa „mit großer Sorge“. Das erklärte der Verein in einer Stellungnahme der Vereinsführung am Dienstag. Ob der Club Konsequenzen zieht, ist noch offen. „Der FC Schalke 04 wird die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren - zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen“, hieß es.
In der russischen Olympia-Stadt Sotschi soll am 25. September der Formel-1-Grand-Prix gestartet werden und 2023 in Russland bleiben - in St. Petersburg. Hauptsponsor des Haas-Teams von Mick Schumacher ist das russische Bergbauunternehmen Uralkali. (dpa)