Finale der Champions League in St. Petersburg?: Putin und die Uefa müssen die Rote Karte sehen
Angesichts von Putins Aggression gegen die Ukraine kann das Finale der Champions League unmöglich in St. Petersburg stattfinden. Ein Kommentar.
Es ist eines der größten Sportereignisse der Welt: Am 28. Mai soll das Finale der Champions League in St. Petersburg stattfinden. Ob es verlegt werden muss? Aber sicher!
[Der tägliche Nachrichtenüberblick aus der Hauptstadt: Schon rund 57.000 Leserinnen und Leser informieren sich zweimal täglich mit unseren überregionalen Newslettern. Melden Sie sich jetzt kostenlos hier an.]
Vor einigen Tagen, am Sonntag, meinte der europäische Fußballverband Uefa noch: „Derzeit gibt es keine Pläne, den Veranstaltungsort zu wechseln.“ Jetzt aber müssen dringend neue gemacht werden, fürs Finale und darüber hinaus.
Jetzt, da der militärische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nicht mehr nur eine theoretische Gefahr ist, sondern in seinen Auswirkungen brandgefährlich. Immerhin hat die Uefa erklärt, die Lage werde „laufend und genau“ beobachtet.
In vielen Wettbewerben sind noch russische Mannschaften im Einsatz, die russische Nationalelf hat auch noch ein Spiel für die WM in Katar gegen Polen vor sich, in Moskau. Das allerdings wird dann wohl auch infrage stehen; kaum vorstellbar, dass Polen, ohnedies russlandkritisch, in dieser Situation Fußball Fußball sein lässt.
International von noch mehr Fans beachtet – Hunderte Millionen, wenn nicht mehr als einer Milliarde –, wird aber das bedeutendste Spiel im Vereinsfußball, das Finale der Champions League. Und das ist vergeben an: Wladimir Putins Heimatstadt. Austragungsort in St. Petersburg ist die dortige „Gazprom Arena“, ausgerechnet. Da soll gespielt werden, als wäre nichts gewesen? Das läuft nicht.
Sportsponsor Gazprom
Und nicht, weil der frühere Kanzler und heutige Gaslobbyist Gerhard Schröder, ein Fußballfan, in den Gazprom-Aufsichtsrat einrücken soll, wächst sich das zum riesigen Politikum aus. Auch nicht, weil Schalke 04 seit 2007 mit Gazprom auf dem Trikot aufläuft und ein Putin-Freund im Aufsichtsrat sitzt.
Das ist besonders für die Deutschen ein zusätzlicher Aspekt. Sondern vielmehr, weil der Staatskonzern Gazprom in St. Petersburg zu Hause ist, fest verbunden mit Aggressor Putin – und gegenwärtig aus dem europäischen Fußball kaum wegzudenken.
Mehr zum Ukraine-Russland-Konflikt:
- Der Ukraine-Konflikt wird alles verändern: Das Ende der deutschen Arroganz
- Deutschlands Abhängigkeit von Moskau: Was passiert, wenn Putin den Gashahn zudreht?
- Militärtracker zweifelt an Truppenabzug: „Das russische Videomaterial war nicht vertrauenswürdig“
- Russischer Blick auf die Ukraine-Krise: „Die Enttäuschung wird groß sein, wenn es nicht zum Krieg kommt“
Seit zehn Jahren ist Gazprom Sponsor der Champions League und auch personell im Exekutivkomitee des Verbands vertreten. Eine Partnerschaft, die außerdem noch mehr umfasst, schon länger, von der Europameisterschaft im Sommer 2021 über die Uefa Nations League bis hin zur EM 2024. Die soll, nicht zu vergessen, in Deutschland stattfinden. Insgesamt wird es da wohl um etliche Millionen gehen. Euro, nicht Fans.
Dennoch, um im Fußballjargon zu bleiben: Wladimir Putin muss die Rote Karte gezeigt werden. Der Uefa gleich mit, wenn sie nicht umgehend umplant: Was Gazprom als Sponsor betrifft, und das Finale. Das eine wie das andere kann so nicht bleiben. Auch die Uefa wird jetzt laufend und genau beobachtet.