Nach militärischem Jubelgruß: Uefa ermittelt gegen türkische Fußballer
Türkische Nationalspieler, auch aus der Bundesliga, salutieren während eines Länderspiels. Die europäische Fußball-Union leitet Verfahren ein.
Die Europäische Fußball-Union Uefa wird nach dem Wirbel um den Torjubel türkischer Fußball-Nationalspieler ein Verfahren gegen den türkischen Verband einleiten. Nach dpa-Informationen tagt die zuständige Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer der Uefa am Donnerstag (17. Oktober). Ob dann schon eine Entscheidung über mögliche Sanktionen fallen wird, ist aber fraglich. Zunächst werden Stellungnahmen von den Beteiligten eingeholt. Das Uefa-Verfahren kann sich gegen den Verband oder aber auch gegen einzelne Spieler richten.
Die Türkei-Profis hatten direkt nach dem Siegtreffer zum 1:0 in der EM-Qualifikation gegen Albanien am vergangenen Freitag auf dem Platz und später auch in der Kabine mit der Hand an der Stirn salutiert. Unter ihnen waren auch die beiden Bundesligaprofis Kaan Ayhan und Kenan Karaman von Fortuna Düsseldorf. Ayhan und Karaman beteuerten allerdings in einem Gespräch mit dem Verein, die Gesten seien lediglich „Solidaritätsbekundung für Soldaten und ihre Angehörigen“ gewesen.
Fortuna Düsseldorf will die Geschehnisse vom Freitagabend mit seinen beiden Profis nach deren Rückkehr von der Länderspielreise noch einmal aufarbeiten. Der Klub sei „davon überzeugt, dass ihnen nichts ferner lag, als ein politisches Statement abzugeben“, wurde Sportvorstand Lutz Pfannenstiel zitiert.
Die Uefa verbietet in ihren Statuten politische Bekundungen jeder Art. In der Vergangenheit waren bei entsprechenden Vorfällen, die meist von den Fans auf den Tribünen ausgegangen waren, teils harte Strafen ausgesprochen worden. Der türkische Fußballverband teilte zu den Szenen nach dem Siegtreffer mit: „Die Fußballer haben dieses Tor mit dem Militärgruß den Soldaten geschenkt, die in der „Operation Friedensquelle“ dienen.“ Der türkische Militäreinsatz hatte am Mittwoch begonnen und richtet sich gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien. Der Einsatz wurde international scharf kritisiert.
Auch die Aktivitäten der Spieler in den sozialen Medien fallen unter die Zuständigkeit der Uefa. Torschütze Cenk Tosun hatte nach dem Spiel ein Foto von dem Jubel bei Instagram gepostet. Die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Emre Can hatten diesen Beitrag mit einem „Like“ versehen, diesen später aber wieder zurückgezogen.
Gündogan nimmt Like bewusst zurück
Gündogan und Can haben sich für ihre Reaktion auf das umstrittene Foto verteidigt. „Glauben Sie mir: nach dem letzten Jahr ist das Letzte, was ich wollte, ein politisches Statement zu setzen“, ließ der 28 Jahre alte Gündogan kurz vor seinem Startelf-Einsatz im EM-Qualifikationsspiel in Estland am Sonntagabend mitteilen. Ein Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) teilte der „Bild“-Zeitung mit, dass der Verband nach dem Spiel gegen Estland mit den Spielern sprechen wolle. Bundestrainer Joachim Löw stellte sich vor Gündogan und Can. „Das war heute ein klares Statement von Ilkay für Deutschland. Wer beide kennt, weiß, dass sie natürlich gegen Terror und Krieg sind“, sagte er nach dem 3:0 in Estland beim TV-Sender RTL.
Gündogan betonte, er habe sein Like für das umstrittene Bild „bewusst zurückgenommen“, als er gesehen habe, dass seine Reaktion „politisch gewertet wurde. Wahr ist, dass ich mich für meinen ehemaligen Teamkollegen aus der DFB-U21 gefreut habe, dass er das Siegtor gemacht hat.“ Im vergangenen Jahr war der Profi von Manchester City vor der WM wegen eines gemeinsamen Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in die Kritik geraten. (dpa/Tsp)