Like für militärischen Gruß: „Keine politische Absicht“ – Gündogan verteidigt sich
Ilkay Gündogan und Emre Can liken ein Jubelfoto eines türkischen Nationalspielers. Joachim Löw beschützt sie, Gündogan versteht die Kritik nicht.
Bundestrainer Joachim Löw hat die Spieler Ilkay Gündogan und Emre Can gegen die Kritik in Schutz genommen. Ihr Instagram-Like für den Salut-Torjubel türkischer Fußball-Nationalspieler sei auf „keinen Fall ein politisches Statement“, sagte Löw nach dem 3:0 der deutschen Nationalmannschaft am Sonntagabend im EM-Qualifikationsspiel in Tallinn gegen Estland. „Wer beide Spieler kennt, der weiß, dass sie gegen Terror, gegen Krieg sind“, ergänzte der Bundestrainer. „Beide wollten dem Spieler, mit dem sie mal zusammengespielt haben, einfach nur gratulieren.“ Am Montagmorgen stärkte der DFB Gündogan und Can dann öffentlich der Rücken und postete auf Twitter ein Foto, auf dem das gesamte Team zu sehen ist, mit der Überschrift: „Gemeinsam für Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Gegen jede Form von Gewalt und Diskriminierung.“
Gündogan erklärte in einem Statement: „Ich habe den Like zurückgenommen, als ich gesehen habe, dass es politisch gewertet wurde. Glauben Sie mir: Nach dem letzten Jahr ist das Letzte, was ich wollte, ein politisches Statement zu setzen. Ich habe den Like bewusst zurückgenommen. Wahr ist, dass ich mich für meinen ehemaligen Teamkollegen aus der DFB-U-21 gefreut habe, dass er das Siegtor gemacht hat.“
Das Foto hätten „Fußballer aus der ganzen Welt“ gelikt, sagte Gündogan. Dass er und Can herausgepickt würden, sei ein bisschen schade. „Dahinter war natürlich keine politische Absicht. Emre und ich sind beide konsequent gegen jeglichen Terror und jeglichen Krieg. Egal, wo er stattfindet“, erklärte Gündogan. „Deswegen war das als reine Unterstützung für unseren Freund gedacht.“
Löw hatte kurz vor der Abfahrt ins Stadion erfahren, dass Gündogan und Can bei Instagram ein Foto geliked hatten, das türkische Fußballer zeigt, die nach dem Siegtor von Cenk Tosun beim 1:0 gegen Albanien mit der Hand an der Stirn salutieren. „Ich habe auch erfahren, dass beide sofort ihre Likes weggenommen haben. Das beste Statement hat Ilkay auf dem Platz gegeben mit seinem Spiel. Er hat die Mannschaft in Unterzahl hervorragend geführt im Mittelfeld.“
Gündogan erzielte beim Sieg des DFB-Teams gegen Außenseiter Estland in Unterzahl zwei Tore und bereitete das 3:0 des Leipzigers Timo Werner vor. „Wer Ilkay kennt, weiß, dass er sich vollkommen distanziert von solchen Dingen“, erklärte Löw in der Pressekonferenz nach der Partie. Die türkisch-stämmigen Nationalspieler Gündogan und Can versicherten nach dem Abpfiff nochmals, dass ihre Likes allein Tosun gegolten hätten und keine politische Botschaft darstellte.
Bierhoff bittet um Nachsicht mit Gündogan und Can
Auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff bat um Nachsicht mit Gündogan und Can. „Ich sehe es nach den Aussagen der Spieler nicht so kritisch“, sagte er. Die beiden hätten mit ihren Likes keine politische Botschaft verfolgt. „Insofern hoffe ich, dass dies gesehen wird, dass es einfach auch ein Like war, der einem guten ehemaligen Kollegen galt und keine Aktivität, keine Message war.“
Der türkische Verband teilte dagegen zu dem Foto mit, der Militärgruß sei den bei der „Operation Friedensquelle“ eingesetzten türkischen Soldaten gewidmet gewesen. Der Militäreinsatz richtet sich gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien und wird international verurteilt. (dpa/Tsp)