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Tyson Fury kämpft jetzt gegen sich selbst.
© AFP

Depressiver Boxer: Tyson Furys wichtigster Kampf

Nach seinem Sieg gegen Wladimir Klitschko wurde Tyson Fury mehr und mehr zur wandelnden Provokation. Nun muss er sich einer noch größeren Herausforderung stellen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Michael Rosentritt

Tyson Luke Fury ist groß, stark – und krank. Schwer krank sogar. Der über zwei Meter große Brite, der vor einem Jahr den bis dahin übermächtigen Boxweltmeister Wladimir Klitschko nach Strich und Faden vermöbelte, ist depressiv. Und spätestens da hört der Spaß auf.

Man muss das bei Fury erwähnen, weil man den 28-Jährigen bisher eigentlich nicht ernst nehmen konnte. Seine wirren und bisweilen großmäuligen Auftritte etwa in einem Batman-Kostüm legten ihm viele als Aufmerksamkeit heischende Verrücktheit aus. Doch er wurde mehr und mehr zu einer wandelnden Provokation, der Homosexuelle und Frauen übel beleidigte.

Vor ein paar Wochen ist Fury bei einer Kontrolle positiv auf Kokain getestet worden. Er sagte, dass er letzter Zeit jeden Tag Alkohol getrunken und Kokain geschnupft habe. „Kokain ist eine Kleinigkeit im Vergleich dazu, nicht mehr leben zu wollen“, sagte er. In einem Interview mit dem „Rolling Stone“ hat er Sätze gesagt wie: „Ich hoffe jeden Tag, dass ich sterbe“ und „Ich hoffe nur, dass jemand mich tötet, bevor ich mich selbst töte“.
Vor diesem Hintergrund ist es völlig unerheblich, dass es nie zu einem Rückkampf gegen Klitschko gekommen ist.

Aus dem Weltmeister aller Klassen ist einer geworden, der vor sich selbst geschützt werden muss. Tyson Fury braucht professionelle Hilfe. Wie jeder, der an einer schweren seelischen Krankheit leidet, der depressiv und suizidal ist. Entscheidend wird sein, wie er seine Drogen- und Alkoholsucht therapiert bekommt. Für Fury ist das eine große Herausforderung und ein bedeutenderer Kampf als der um die Boxweltmeisterschaft im Schwergewicht. Man wünscht ihm die Größe, die Stärke und die Kraft dazu, seine Krankheit anzunehmen und sie zu bekämpfen. Davon könnte sein Leben abhängen.

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