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Wladimir Klitschko will Tyson Fury im Ring therapieren.
© dpa

Wladimir Klitschko vor Box-WM: "Bei Tyson Fury sind einige Schrauben locker"

Seit über elf Jahren ist Wladimir Klitschko inzwischen ungeschlagen. Und es spricht wenig dafür, dass sich das am Samstag im WM-Duell mit Tyson Fury ändert.

Wladimir Klitschko steht vor einem Routine-Auftrag mit therapeutischem Ansatz. Tyson Fury heißt der Patient, den der promovierte Sportwissenschaftler am Samstag in seiner 19. Titelverteidigung als Schwergewichts-Weltmeister vor die Fäuste bekommt. Übersteigertes Selbstbewusstsein, wirre Weltanschauungen und persönliche Beleidigungen an die Adresse des seit über elf Jahren ungeschlagenen Titelträgers legen den Verdacht nahe, den Klitschko formulierte: „Bei Fury sind einige Schrauben locker. Ich werde ihn im Ring therapieren.“

Auch der 65. Sieg im 68. Profifight dürfte für den Weltmeister der drei großen Verbände IBF, WBO und WBA am Samstag in der Düsseldorfer Arena (RTL ab 22.10 Uhr) nur Formsache sein. Die sagenhafte Serie Klitschkos, der in knapp vier Monaten 40 wird, sagt viel über seine Qualitäten, aber auch über die limitierte Schwergewichts-Szene im allgemeinen aus.

Sein Herausforderer ist mit seinen 2,06 Meter zwar eine imposante Erscheinung und sogar etwas größer als der Titelträger. Aber richtig Angst kann er dem Ukrainer kaum einflößen - weder als verkleideter Batman auf der ersten Pressekonferenz in London oder als Sänger eines Ständchens als Schmähung beim Presse-Training in Düsseldorf. Der 27 Jahre alte Fury liebt den großen Auftritt und die großen Töne. Eine seiner Prophezeiungen an die Adresse Klitschkos, den er einen „Narren, Idioten und Roboter“ schimpft, lautete: „Bei dir werden die Rollläden runtergehen. Das wird einer meiner leichtesten Kämpfe“. Klitschko kann da nur müde lächeln.

Das ganz große sportliche Kaliber ist Fury trotz seiner 24 Siege in 24 Kämpfen kaum. Allein die Schlagkraft (18 K.o.) macht den unorthodox in zwei Auslagen boxenden Briten gefährlich. Sein Vater und Trainer, der irische Ex-Schwergewichtler John „Gybsy“ Fury, ließ sich bei der Namensfindung für seinen Sohn immerhin von Mike Tyson inspirieren.

Rod Stewart tritt als Anheizer im Vorprogramm auf

Der Sinn für die besondere Show dieses Kampfabends soll sich nicht in den Extravaganzen Furys erschöpfen. Als Anheizer vor dem Kampf mit übersichtlichem sportlichen Reiz tritt Altrocker und Glasgow-Fan Rod Stewart auf. Ein 40-Mann-Chor intoniert die Nationalhymnen vor dem Kampf. Kaum jemand zweifelt daran, dass Klitschko seine lukrative Erfolgsstory fortsetzen kann. Ein Ende seiner Karriere ist noch nicht in Sicht, er hat vier weitere Kämpfe mit RTL vereinbart. „Mir macht es noch Spaß und ich bin fit“, lässt der Ausnahme-Boxer mit den Gardemaßen immer wieder wissen.

Die große Motivation für Klitschko bleibt sicher der letzte noch fehlende WBC-Weltmeistergürtel. Den legte sein Bruder Witali, gerade wiedergewählter Bürgermeister von Kiew, nieder. Zur Zeit hält ihn der US-Profi Deontay Wilder. „Wladimir wird noch lange auf den Thron sein“, prophezeite sein Bruder, der am Samstag wie immer in der Ringecke stehen wird. Der Weltmeister dürfte am Samstag um einen zweistelligen Millionenbetrag reicher werden, Fury soll rund 3,5 Millionen Euro kassieren.

Der Titelkampf war bereits am 24. Oktober geplant, musste aber wegen eines Sehnenrisses in Klitschkos Wade verschoben werden. Im Heimstadion von Fortuna Düsseldorf rechnen die Veranstalter mit 50 000 Zuschauern. Auch mehr als zwei Wochen nach den Anschlägen von Paris gelten besondere Sicherheitsvorkehrungen. Sie sind in etwa mit der erhöhten Risikolage des vergangenen Zweitliga-Spiels Fortuna gegen MSV Duisburg zu vergleichen. Die zuständige Polizeidienststelle wird nicht konkret. „Uns steht sicher eine arbeitsreiches Wochenende bevor“, sagte eine Sprecherin. Klitschko-Manager Bernd Bönte sagte „größtmögliche Sicherheit“ zu. (dpa)

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