Windhorst, Bobic und das viele Geld: Streit statt Ruhe – bei Hertha BSC arbeiten alle gegeneinander
Hertha BSC kommt nicht zur Ruhe. Während Fredi Bobic Urlaub macht, platzt Investor Windhorst der Kragen. Und das mitten im Abstiegskampf. Ein Kommentar.
Was ist da bloß bei Hertha BSC los? Fangen wir mal an: Während der gefährlichen, wichtigen, möglicherweise entscheidenden Tage des Vereins in dieser Saison macht Sportgeschäftsführer Fredi Bobic Urlaub und war Mitte der Woche noch nicht wieder im Dienst. Lieber Super Bowl als Superaktivität, weil er nach der – nicht erfolgreichen Transferperiode – dringend Erholung braucht?
Derweil wird der unglückliche Tayfun Korkut, dessen Autorität als Trainer ohnehin schon in Frage gestellt ist, allein gelassen. Nicht nur gegen Greuther Fürth. Nach der Saison ist ja Schluss für ihn. Für Korkut. So zumindest der Plan.
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Aber weiter: Wo sind eigentlich die vielen Millionen hin? 375 Millionen sind ja nun wirklich kein Pappenstiel. Bobic macht kein Geheimnis daraus, wie sehr ihn ärgert, dass wichtige Neuverpflichtungen an fehlendem Geld scheitern. Wie kann das sein? Kein Wunder, dass Investor Lars Windhorst Genaueres wissen will.
Überhaupt: Warum behandeln die Hertha-Offiziellen eben jenen Investor so demonstrativ geringschätzig? Immerhin hat er ihnen angeblich einen Kontakt zum vielbegehrten Tesla-Eigner Elon Musk als Sponsor hergestellt, der dann nach einer Indiskretion aus dem Verein abbrach.
Längst ist der 1. FC Union der wahre Big City Club in Berlin
Statt zusammenzuarbeiten, werden gerade öffentlich Dinge behauptet, die dazu führen, dass Herthas Fahrwasser vermutlich noch unruhiger wird. Denn Streit droht, und zwar unter anderem darüber: Behauptet wird von der Vereinsführung, Windhorst habe sich nie in ihren Gesprächen kritisch zur Lage geäußert – doch, immer wieder. Dass sie alles mit ihm einstimmig beschlossen hätten – wie soll das sein, wenn doch die vom Präsidium immer wieder zitierte 50+1-Regel das verbietet?
Und, als Letztes, dass Windhorst immer vom „Big City Club“ als Anspruch rede. Aber hat nicht die Hertha-Geschäftsführung 2019 – vor Windhorst – in einer Investorenpräsentation selbst vom „Big Club“ gesprochen? Stattdessen ist der 1. FC Union mit dem vergleichsweise schmalen Etat inzwischen der wahre Big City Club. Dafür wirft Hertha Michael Preetz und noch unter Vertrag stehenden, aber längst nicht mehr amtierenden Trainern Hunderttausende Euro pro Monat hinterher.
Na, aber vielleicht baut die Vereinsführung ja auch nur vor und legt bereits Geld für die nächste Abfindung zurück: für den Fall, dass Bobic schon resigniert hat. Denn dass er beim Super Bowl Spieler gecastet hat, ist doch eher unwahrscheinlich.