1. FC Union: Steven Skrzybski ist für Union als Identifikationsfigur unersetzlich
Sportlich wiegt der Abgang von Steven Skrzybski zu Schalke 04 für Union schwer. Doch vor allem emotional wird das Eigengewächs dem Berliner Zweitligisten fehlen.
Nun ist es also passiert. Den 29. Mai 2018 werden sie beim 1. FC Union nicht so schnell vergessen. Mit Steven Skrzybski verlässt nicht nur der beste Berliner Torschütze der vergangenen Zweitligasaison, sondern auch eine der wenigen Identifikationsfiguren den Verein. Wie es sich seit Wochen angedeutet hatte, wechselt Skrzybski in die Bundesliga. Vizemeister Schalke 04 nutzt die Ausstiegsklausel und überweist Union geschätzte 3,5 Millionen Euro.
Unions Präsident Dirk Zingler hatte die Bedeutung des in Kaulsdorf aufgewachsenen Stürmers kürzlich recht treffend formuliert: „Selbst wenn ich für ihn 20 Millionen Euro bekomme, kann ich mir dafür höchstens einen neuen Stürmer kaufen, der genauso viele Tore schießt. Als Persönlichkeit und als Mensch aus dieser Region sowie als Mensch aus diesem Verein ist er nicht ersetzbar – gegen keine Ablöse der Welt.“
Skrzybski kam 2001 als E-Jugendlicher zu Union und musste auf dem Weg zum Profi viele Hindernisse überwinden. Er war nie der Überflieger, dem eine große Karriere prognostiziert wurde, und doch debütierte er 2010 wenige Tage vor seinem 18. Geburtstag in der Zweiten Liga. Dort wirkte er aber noch Jahre lang wie ein Jugendspieler zwischen Männern. Bis 2014 kam er häufiger in der U 23 zum Einsatz als bei den Profis und erst in der vorvergangenen Saison, als Union den Aufstieg knapp verpasste, entwickelte sich Skrzybski mit acht Toren zum Leistungsträger.
Diese Beharrlichkeit rechnen sie ihm bei Union hoch an. Während viele Talente den Verein früher oder später verlassen haben, hat sich Skrzybski durchgebissen. Fast 18 Jahre lang. „Union ist für mich längst Familie. Ich weiß, was ich diesem Klub zu verdanken habe“, schrieb Skrzybski in einer Abschiedsbotschaft bei Facebook.
Skrzybski war schon als Kind Schalke-Fan
Doch in den vergangenen Monaten ist Skrzybski dem Verein entwachsen. Während Union seine sportlichen Ziele verpasste und für die kommende Saison immer noch keine klare Perspektive aufzeigen kann, hat sich der Stürmer kontinuierlich weiterentwickelt.
In der gerade abgelaufenen Spielzeit erzielte er 14 Treffer und war damit zweitbester Torschütze der Liga. Besonders nach dem Trainerwechsel zu André Hofschneider blühte er auf und hatte großen Anteil daran, dass Union nicht in die Dritte Liga abstieg.
Der Wechsel ist daher nur konsequent und hinterlässt bei Fans sowie Verantwortlichen zwar Enttäuschung, aber keinen Groll. Profikarrieren sind endlich und mit 25 Jahren muss Skrzybski den nächsten Schritt machen. „Ich will meine Grenzen ausloten“, schrieb er. Das tut er künftig in Gelsenkirchen.
Es ist ein gewaltiger Sprung von einem mittelmäßigen Zweitligisten in die Champions League. Die womöglich einmalige Gelegenheit wollte sich Skrzybski aber nicht entgehen lassen. Schon in unverdächtigen Zeiten hatte er aus seiner Leidenschaft für Schalke kein Geheimnis gemacht. „Es gibt nicht viele Klubs, für die ich Union verlassen würde“, schrieb Skrzybski. „Ich bin mir sicher: Wir sehen uns wieder – am liebsten in der Bundesliga."