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Läuft bei ihm. Steven Skrzybski erzielte in den letzten vier Spielen fünf Tore.
© Annegret Hilse/dpa

1. FC Union Berlin: Warum Steven Skrzybski so wichtig ist

Steven Skrzybski war während der langen Durststrecke einer der wenigen Lichtblicke beim 1. FC Union. Mit seinen Toren beim 3:1 gegen Düsseldorf hat er seinen Torrekord bereits gebrochen.

Steven Skrzybski stand etwa drei Meter hinter Sebastian Polter in der Mixed Zone des Stadions An der Alten Försterei und so machte Unions Stoßstürmer einen schnellen Schulterblick, bevor er antwortete. „Es ist doch gut, dass mir Stevie im Nacken sitzt“, sagte Polter und meinte das keineswegs örtlich. Nachdem er praktisch die gesamte Saison unangefochten bester Berliner Torschütze war, holt Skrzybski in den vergangenen Wochen mächtig auf. Mit seinen zwölf Treffern liegt Polter nur noch zwei vor seinem Sturmpartner. Auf seine Angreifer kann sich der 1. FC Union verlassen – auch beim 3:1 gegen Fortuna Düsseldorf am Samstag, das der langen Durststrecke von acht Spielen ohne Sieg ein Ende setzte, teilten Polter und Skrzybski die Treffer untereinander auf.

Dabei fehlte Unions Eigengewächs nur ein Schritt zu einem lupenreinen Hattrick. Nachdem er vom Elfmeterpunkt ausgeglichen hatte, stand Skrzybski beim 2:1 bereit, um den kurz vor der Linie abgeblockten Schuss von Akaki Gogia über die Linie zu drücken. „Ich war aber vorher da“, sagte Polter und lachte. In der Nachspielzeit vollendete Skrzybski einen Konter zum Endstand. „Wir hätten schon früher die ein oder andere Chance nutzen können, dann ist es nicht so ein Herzinfarktspiel bis zum Schluss“, sagte er. „Der Sieg tut aber unglaublich gut.“

Unions Stürmer verstehen sich, Neid scheint es nicht zu geben. Mal trifft Polter, mal Skrzybski, auch die Elfmeter teilen sie je nach Tagesform untereinander auf. Der Berliner Zweitligist kann auf seine Doppelspitze nicht verzichten. Seit sieben Spielen hat kein anderer Spieler mehr getroffen, wobei besonders Skrzybski trotz der mannschaftlichen Negativserie meist gute Leistungen zeigte.

Der 25 Jahre alte Kaulsdorfer ist neben Torwart Daniel Mesenhöler der große Profiteur des Trainerwechsels. Unter Jens Keller hatte er seinen Stammplatz verloren, obwohl er bei seinen Einsätzen als Rechtsaußen eine respektable Torquote vorweisen konnte. Im Herbst war er so frustriert, dass er ziemlich offen über einen Wechsel nachdachte. Das zeigte in Köpenick durchaus Wirkung. Skrzybski spielt seit 2001 bei Union und ist das einzige Eigengewächs. Spätestens seit dem Weggang von Torsten Mattuschka ist er der große Publikumsliebling in Köpenick. Solch eine Identifikationsfigur lässt man nicht einfach gehen.

"Stevie zählt für mich zu den Topstürmern der Zweiten Liga"

Als André Hofschneider Anfang Dezember den Trainerposten übernahm, war es eine seiner ersten Maßnahmen, Skrzybski wieder in die Startelf zu befördern. Nur gegen Nürnberg fehlte er krank – und das war der Berliner Offensive anzumerken. Seit Hofschneider in der Winterpause auf zwei Stürmer umgestellt hat, ist Skrzybski noch effektiver. In den letzten vier Spielen hat er stets getroffen und dabei fünf Treffer erzielt. „Je näher zum Tor, desto besser“, sagte Skrzybski zu seiner Position.

Hofschneider, der Skrzybski schon seit Jahren kennt und bei dessen ersten Schritten im Profifußball 2010 bereits Co-Trainer war, ist von der jüngsten Treffsicherheit seines Stürmers nicht überrascht. „Stevie hat in den vergangenen zwei, drei Jahren bewiesen, dass er eine enorme Effektivität vor dem Tor hat“, sagte Hofschneider. „Deshalb zählt er für mich zu den Topstürmern der Zweiten Liga.“

Die Statistiken untermauern diese Aussage. Nur Nürnbergs Mikael Ishak, Polter und Kiels Marvin Ducksch haben mehr Tore erzielt als Skrzybski. Mit zehn Treffern hat er seinen persönlichen Rekord (acht in der vergangenen Saison) bereits nach 19 Einsätzen übertroffen.

Für Hofschneider sind es aber nicht nur die Tore, die den schnellen und abschlussstarken Angreifer auszeichnen. Viel wertvoller seien die Momente, in denen er nach einer vergebenen Chance „sofort kehrt macht und den Gegenangriff unterbindet.“ Skrzybski ist kein klassischer Knipser, der im Strafraum auf seine Chance wartet, sondern arbeitet viel mit. Er setzt die gegnerischen Verteidiger schon im Spielaufbau unter Druck und reißt im Angriff immer wieder Lücken für seine Kollegen.

Über sich selbst wollte Skrzybski nach dem ersten Sieg seit November aber eigentlich gar nicht reden. Die Mentalität habe „von A bis Z“ gestimmt. „Wenn man das Gefühl in der Halbzeit erlebt hat, dann war einem auch nicht Angst und Bange“, sagte Skrzybski mit Blick auf den zwischenzeitlichen Rückstand.

Durch den Sieg hat sich Unions Situation mental und tabellarisch etwas entspannt. Zwar hängen die Berliner ihren Ansprüchen immer noch hinterher, zumindest das Worst-Case-Szenario Abstiegskampf bleibt ihnen aber vermutlich erspart. Und im Kampf um die Torjägerkanone hat Union mit zwei Stürmern wie Polter und Skrzybski ziemlich gute Karten.

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