Alba Berlin: Spencer Butterfield ist rechtzeitig in Play-off-Form
Albas Spencer Butterfield spielt in den Play-offs gegen Ludwigsburg seinen besten Basketball und hilft den Berlinern nicht nur mit seinen Dreiern.
Spencer Butterfield ist erst seit knapp zehn Monaten in Berlin, Albas Trainingshalle in der Schützenstraße kennt er aber in- und auswendig. „Ich mache einen Haufen Zusatzarbeit“, sagt Butterfield. Vor dem Training, während des Trainings, nach dem Training – wie viele Würfe er pro Tag versucht, weiß Butterfield selbst nicht, der Wert dürfte aber locker im dreistelligen Bereich liegen. Dass sich der große Aufwand lohnt, ist jetzt in den Play-offs der Basketball-Bundesliga offensichtlich.
Nachdem Butterfield in der engen Viertelfinalserie gegen Oldenburg fast 80 Prozent seiner Würfe aus dem Zweipunktbereich traf, beeindruckt er gegen Ludwigsburg vor allem in seiner Spezialdisziplin: dem Distanzwurf. In den ersten beiden Halbfinalspielen landeten fünf seiner neun Dreier im Korb, mit 14 und 17 Punkten übertraf er seinen Schnitt von zwölf Zählern jeweils klar. „Ich habe einen guten Rhythmus“, sagt Butterfield, der rechtzeitig zur heißen Phase der Saison in Bestform ist. Der 25 Jahre alte Shooting Guard hat großen Anteil daran, dass Alba Berlin in der Serie bereits 2:0 führt und im Heimspiel am Sonntag (15 Uhr, Arena am Ostbahnhof und live bei Telekomsport) das erste Bundesliga-Finale seit 2014 erreichen kann. „Spencer passt gut in unser Team und ist ein sehr wichtiger Spieler“, sagt Albas Trainer Aito Garcia Reneses.
Marco Baldi hatte Butterfield zu Saisonbeginn als „Maschine“ bezeichnet und wer sich nicht vorstellen kann, was Albas Manager damit meinte, muss sich nur ein Video aus der vergangenen Saison anschauen. Im März 2017 erzielte er für seinen damaligen Klub Nanterre 39 Punkte im Europe Cup und stellte mit elf Dreiern einen neuen Rekord in dem noch jungen Wettbewerb auf. Von links, aus dem Zentrum, aus dem Dribbling oder aus dem Stand, Butterfield traf nach Belieben. „Ich war schon immer ein solider Werfer. Als ich nach Europa gekommen bin, habe ich aber gemerkt, dass ich ein Scharfschütze werden muss, um hier erfolgreich zu sein“, sagt Butterfield, der nach dem College in der spanischen Exklave Mellila in Nordafrika, im litauischen Utena und zuletzt in Frankreich spielte und mit Nanterre den nationalen Pokal sowie den Europe Cup gewann.
Butterfields Wurf sieht aus wie aus dem Lehrbuch
Die viele Arbeit, die Butterfield in seinen Wurf investiert, sieht man allerdings nicht nur auf den Statistikbögen. Von seinen Kollegen aus der Basketball-Bundesliga wurde er kürzlich zum Spieler mit dem schönsten Sprungwurf gewählt. Wenn Butterfield den Ball in Richtung Korb befördert, ist das ein Fall für das Basketball-Lehrbuch. „Ich versuche immer, das maximale Vertrauen in meinen Wurf zu haben“, sagt Butterfield. „Und das schaffe ich nur durch sehr viele Wiederholungen.“
Seinen Rhythmus musste er bei Alba lange suchen. Zwei Verletzungen warfen Butterfield zwischenzeitlich zurück, gute und unauffällige Spiele wechselten sich ab. Mittlerweile hat sich die Voraussage Baldis, der Shooting Guard gebe dem Spiel der Berliner eine „komplett neue Dimension“ aber bewahrheitet. Da Butterfield von nahezu jeder Position gefährlich ist, macht er es dem Gegner in der Verteidigung extrem schwer. Zumal im Zwölf-Mann-Kader von Alba im Normalfall neun oder zehn Spieler aus der Distanz treffen können und das Spielfeld damit sehr breit machen. So ist in der Zone viel Platz für die Center oder den Zug zum Korb von schnellen Spielern wie Joshiko Saibou oder Peyton Siva. „Je mehr Schützen du hast, desto einfachen wird es“, sagt Butterfield. „Der Gegner kann dann nicht aushelfen oder doppeln, ohne dass ein anderer Spieler frei steht.“
Doch Buttelfield ist nicht unbedingt auf das gute Passspiel seiner Mannschaft angewiesen. Seine Wurfbewegung ist derart schnell, dass er sich seine eigenen Abschlüsse aus dem Dribbling kreieren kann, obwohl er kein sonderlich athletischer Basketballer ist. Bisher waren solche Einzelaktionen von Butterfield bei Alba kaum nötig. Auch aus der Distanz nimmt er weniger Würfe als noch in Nanterre. Eine 39-Punkte-Gala wird es von Spencer Butterfield in diesen Play-offs vermutlich nicht geben. Das scheint den 25-Jährigen aber kaum zu stören. „Wenn die Mannschaft als Ganzes einen guten Rhythmus findet, ist das viel wertvoller, als wenn nur ein Topscorer einen guten Lauf hat.“