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Maurice Jüngling (Spandau) will mit den Wasserfreunden Spandau am Mittwoch Meister werden.
© imago/Bernd König

Deutsche Wasserball-Meisterschaft: Spandaus erbitterte Rivalität mit Hannover

Am Mittwoch wollen die Wasserfreunde Spandau in Hannover ihren 36. Meistertitel perfekt machen. Zwischen beiden Klubs geht es stets heiß her – früher auch mal weit über das Erlaubte hinaus.

Jetzt also noch mal nach Hannover. Ins Volksbad Limmer in den Leinewiesen, wo die Wasserballspieler von Waspo Hannover ihren ganz eigenen Mythos pflegen. Er geht zurück auf das Jahr 1993, als der Serienmeister Wasserfreunde Spandau 04 schon im Halbfinale unterging. 24 Jahre später haben es beide Mannschaften im Finale miteinander zu tun. Die ersten beiden Spiele gingen an Spandau, das dritte am Sonntag nach dramatischem Verlauf mit 14:12 an Hannover, und dort freuen sie sich nun auf ein emotionales Rencontre am Mittwoch (19.30 Uhr) unter freiem Himmel.

Spandau würde im Falle eines Sieges die 36. Meisterschaft feiern, Hannover will ein fünftes Spiel am Samstag in Berlin erzwingen. „Einige unserer Spieler haben den Sport im Meer gelernt, egal bei welchen Temperaturen und Winden“, lässt Waspos Präsident Bernd Seidensticker via Facebook ausrichten. „Berlin liegt nun mal nicht am Meer, klarer Nachteil für die Berliner.“

Nun geht es an Hannovers Küsten auch nicht besonders stürmisch zu, aber Faktentreue ist zwischen Waspo und den Wasserfreunden ein zu vernachlässigender Faktor. Die gegenseitigen Sympathien sind überschaubar. „Freunde werden wir wohl nicht mehr“, sagt Spandaus Kapitän Marko Stamm. Er hatte am Sonntag im Schlussviertel gerade das Tor zum 12:11 erzielt, von dem noch keiner ahnte, dass es das letzte seiner Mannschaft in diesem Spiel sein würde. Hannovers Montenegriner Darko Brguljan soll ihm daraufhin erst einen Hieb verpasst und dann den Ball an den Kopf geworfen haben – „klare Zeitstrafe“, meint Stamm, „aber der Schiedsrichter hat nur gesagt, ich solle mich nicht so anstellen.“

Skandal um einen Daumenbiss

Solche Spielchen gehören wohl zu einem Finale, sie heben nicht das Wohlbefinden – und sind doch harmlos im Vergleich zu dem, was sich schon so alles zwischen Spandau und Hannover zugetragen hat. Es ist eine Geschichte von Anfeindungen und Beleidigungen und bestenfalls Ignoranz. Am schlimmsten war es in der Finalserie von 1992, sie wurde damals noch im Modus „Best of three“ ausgespielt. Hannover gewann das erste Spiel, Spandau das zweite, und in dessen Verlauf soll der Hannoveraner Lars Tomanek dem Berliner Carsten Kusch in den Daumen gebissen haben. Das ganze schaukelte sich hoch bis zu einer Strafanzeige Kuschs gegen den Nationalmannschaftskollegen Tomanek.

Spandau gewann das entscheidende Spiel vor 1000 Zuschauern im Volksbad Limmer überraschend deutlich mit 15:9, Kusch gab Tomanek vor laufender Kamera die Hand und zog die Anzeige zurück. Die Atmosphäre aber blieb vergiftet. Kurz vor den Olympischen Spielen von Barcelona traten die Hannoveraner Tomanek, Dirk Schütze und Wolfgang Vogt aus der Nationalmannschaft zurück und begründeten dies ganz offiziell mit dem angeblich zu großen Einfluss der Spandauer Fraktion auf den Bundestrainer Karl-Heinz Schölten.

Ein Jahr später waren es die Spandauer, die sich betrogen fühlten. Im zweiten Halbfinalspiel im Volksbad Limmer wurde der Däne Lasse Norbaek wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit schon zum Ende des zweiten Viertels ausgeschlossen, worauf Spandau die restliche Spielzeit in Unterzahl bestreiten musste. Hannover gewann 11:5 und holte sich später gegen Delphin Wuppertal die Meisterschaft. Kapitän dieser Mannschaft war übrigens Karsten Seehafer, der Waspo heute in Personalunion als Trainer und Sponsor dient.

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