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Gut gemacht: Bei den Hertha-Profis läuft es.
© Stuart Franklin/dpa

Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: Sind das tatsächlich dieselben Spieler bei Hertha BSC?!

Sie laufen, sie kämpfen – und sie kombinieren sogar! Was hat Bruno Labbadia bloß mit diesem Team angestellt? Unser Kolumnist ist begeistert wie selten zuvor.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Typisch Hertha, oder? Während man in der laufenden Saison immer wieder dachte, tiefer kann man zum Glück nicht sinken, fiel dem Klub immer noch eine neue Variante des Schreckens ein. Ober es nun sportlicher oder organisatorischer Natur war, auf dem Platz oder bei Facebook, irgendwo fand sich immer noch ein lauschiges Plätzchen für die nächste, unerwartete Peinlichkeit.

Und nun? Geht es plötzlich in die entgegengesetzte Richtung! Und wie! Dabei hatten wir uns doch schon mit dem Abstiegskampf abgefunden. Irgendwie Düsseldorf hinter uns lassen, lautete die Devise. Stattdessen ertappe ich mich heute früh, an der Tabelle. Nur fünf Punkte bis zur Europa League?!

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Ich weiß, soll man nicht machen, so was. Das Spiel vor einer Woche gegen Hoffenheim war ja schon recht überraschend, aber was Hertha nun gegen Union ablieferte, macht einen doch etwas sprachlos. Es war ein bisschen so, als sollte diese bisher so verkorkste Saison in einem einzigen Spiel rückgängig gemacht werden.

Seit sieben Jahren schreibe ich nun diese Glosse. Aber, das gestehe ich ein, so begeistert wie letzten Freitag war ich nur bei der ersten. Es war damals ein 6:1 gegen Frankfurt, das erste Spiel nach dem Wiederaufstieg unter Jos Luhukay, dem Trainer, der auf Otto Rehhagel gefolgt war.

Das Verblüffende letzten Freitag: Es waren ja im Großen und Ganzen dieselben Spieler, die vor drei Monaten ein Heimspiel gegen den 1. FC Köln absolvierten. Können Sie sich noch an das Ergebnis erinnern? Ich nicht. Hat mir mein Therapeut verboten. Bekommt mir nicht, so was.

Anklatscher: Bruno Labbadia hat bei Hertha einiges in Bewegung gebracht.
Anklatscher: Bruno Labbadia hat bei Hertha einiges in Bewegung gebracht.
© Stuart Franklin/Reuters

Das waren dieselben Akteure! Dieselbe Mannschaft! Was ist da passiert? Jetzt laufen sie, kämpfen sie und vor allem: Sie kombinieren! Sogar Plattenhardt kann wieder flanken! Sie finden spielerische Lösungen bei Ballbesitz! In den letzten Jahren war Hertha eigentlich immer nur dann gut, wenn sie den Ball nicht hatten. Auch in der Klein-Klein-Ära Klinsmann stand das Team recht kompakt. Aber wehe, das Spielgerät wurde ihnen in die Füße gespielt! Dann konnte man sofort erkennen, was es war: Ergebnisorientierter, aber minimalistischer Steinzeitfußball.

Davon sind wir nun weit entfernt. Ich habe keinerlei Ahnung, was Bruno Labbadia mit seiner Mannschaft angestellt hat. Aber viel Falsches kann nicht dabei gewesen sein. Vielleicht haben sich hier zwei gefunden. Ein Team, von dem im Grunde genommen klar ist, dass es aufgrund seines Potenzials viel besser sein müsste. Und ein Trainer, der offensichtlich viel, viel besser ist als sein Ruf.

Frank Lüdecke

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