zum Hauptinhalt
Reals Kapitän Sergio Ramos lässt sich bei der Siegerparade durch Madrid feiern.
© dpa

Gehirnerschütterung bei Loris Karius: Sergio Ramos verdient eine lange Sperre

Ermittlungen? Gegen Sergio Ramos? War doch nur eine Gehirnerschütterung bei Loris Karius! Das Verhalten der Uefa im Umgang mit Reals Kapitän offenbart orwellsche Züge. Ein Kommentar.

George Orwell hat in seinem Leben sehr viele sehr kluge Sätze geschrieben. Einer der schönsten, denkwürdigsten und zugleich absurdesten stammt aus der 1945 erschienenen Fabel „Animal Farm“. In der vermeintlich klassenlosen Gesellschaft eines englischen Bauernhofs steht plötzlich nur mehr ein einziges Gebot auf der Scheune und damit auch über allem: „Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher als die anderen.“

Das Zitat lässt sich eins zu eins auf den Fußball im 21. Jahrhundert übertragen, genau genommen auf Sergio Ramos. Auch der Kapitän von Champions-League-Sieger Real Madrid, nach allgemeinem Dafürhalten aktuell bester Verteidiger der Welt, steht scheinbar über den Dingen.

Das ging schon im Viertelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin los, als der gesperrte Ramos auf alle Regeln pfiff und die Schlussphase eben nicht von der Tribüne aus verfolgte, sondern von der Ersatzbank aus. Jeder andere Spieler wäre dafür sicher gesperrt worden. Aber Ramos? Durfte im Halbfinale mitwirken, als sei nichts passiert.

Die Uefa wird in dieser Causa nicht ermitteln

Die Krönung im negativen Sinne folgte im Endspiel. Zunächst nahm Ramos in bester Wrestlemania-Manier Liverpools herausragenden Mann, den Ägypter Mohamed Salah, aus dem Spiel. Ramos’ zweite Rambo-Aktion des Abends sollte allerdings noch weitreichendere Konsequenzen für den Ausgang der Partie haben.

Kurz nach der Pause rammte er Liverpools deutschem Keeper Loris Karius im Vorbeilaufen einen Ellbogen an den Kopf – und man musste schon viel Fantasie aufbringen, um dem Spanier keine böswillige Absicht zu unterstellen. Karius unterliefen in der Folge krasse Fehler, die in zwei Gegentoren kulminierten.

Wie Spezialisten in den USA nun auf Ansinnen des FC Liverpool herausgefunden haben, könnten die Aussetzer des Keepers unmittelbar mit Ramos’ Attacke zu tun haben. Sie diagnostizierten: Gehirnerschütterung – eine Verletzung also, die Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme verursacht. Karius’ Slapstick-Einlagen werden deshalb nicht besser, zumindest erscheinen sie aber plausibel.

Sergio Ramos werden die ganze Diskussionen ohnehin egal sein – und das können sie ja auch, wenn man sich die entsprechende Stellungnahme der Uefa ansieht. Ermittlungen werde es in der Causa Karius nicht geben, hieß es am Dienstag vom Verband. Wo denken wir nur hin? Offenbar sind alle Fußballer gleich. Nur manche sind eben noch gleicher als andere.

Dabei kann es nur eine Strafe für Ramos geben: eine lange, lange Sperre, am besten für die komplette Champions-League-Saison. Vielleicht schaltet Reals Kapitän künftig dann auch mal den Kopf ein.

Zur Startseite