Champions-League-Finale: Zwei schwere Patzer von Karius bringen Real Madrid den Titel
Real Madrid gewinnt zum dritten Mal in Folge die Champions League. Die Entscheidung gegen Liverpool bringen Gareth Bale und Loris Karius.
Große Spieler entscheiden große Spiele. Gareth Bale ist ein großer Spieler, wer mag daran noch zweifeln nach seinem kurzen, aber nachhaltigen Auftritt am Samstag im Champions-League-Finale von Kiew? Mit einem fantastischen Fallrückzieher und einem glücklichen Weitschuss bescherte der gerade eingewechselte Waliser Real Madrid einen 3:1 (0:0)-Sieg über den FC Liverpool. 60.000 Zuschauer im nicht ganz ausverkauften Olympiastadion erhoben sich von ihren Plätzen, ob nun begeistert oder entsetzt, dieses Tor ließ niemanden unberührt. Für Real war es der dreizehnte Triumph im wichtigsten Klub-Wettbewerb der Welt, nach Mailand 2016 und Cardiff 2017 der dritte in Serie.
„Es ist Wahnsinn, jedes Mal aufs Neue wieder“, sagte Kroos zu dem Triumph im ZDF. „Das letzte Spiel so zu gewinnen, ist unglaublich, kaum in Worte zu fassen“, sagte Trainer Zinedine Zidane.
Ein ganz besonderer Abend war es für Toni Kroos, der als erster Deutscher zum vierten Mal mit dem Henkelpott auf dem Siegerfoto posierte. Für Jürgen Klopp blieb wie schon vor fünf Jahren mit Borussia Dortmund nur Platz zwei. Liverpools deutscher Trainer litt wie gewohnt exzessiv an der Seitenlinie. Eine triste Veranstaltung war es auch für den deutschen Torhüter Loris Karius, der bei zwei Gegentoren furchtbar schlecht aussah. Doch am traurigsten war einer, der zuvor zum möglichen Superstar des Finales auserkoren war. Kiew war der Triumph des Gareth Bale, aber auch das Drama des Mohamed Salah.
Dieses Drama nahm nach einer knappen halben Stunde seinen Lauf, bei einem Zweikampf zwischen Salah und Sergio Ramos. Liverpools Hochbegabung aus Ägypten ging zu Boden, stürzte dabei auf das Gesicht, aber folgenschwerer war ein Kontakt in Schulterhöhe. Salah schlich zur Seitenlinie, ließ sich kurz behandeln und kehrte wieder auf den Platz zurück. Aber zu schleppend waren seine Schritte, als dass da ein gutes Ende zu erhoffen war. Die Kamera fing ihn ein, wie er auf dem Boden sank, die Hände vor das Gesicht hielt und doch die Tränen nicht zu übersehen waren. Kurz darauf war das Finale für ihn beendet und Adam Lallana nahm seinen Platz ein.
All das erinnerte an Cristiano Ronaldo und seine frühe Verletzung im Pariser EM-Finale vor zwei Jahren mit Portugal gegen Frankreich. Aber Ronaldo bekam sein Happy-End. Salah bekam gar nichts.
Bis zu Salahs Verletzung war Liverpool die überlegene Mannschaft. Es kam schon ein wenig überraschend, wie deutlich die Engländer anfangs das Spiel dominierten. Einmal kam erst Sadio Mané und kurz darauf Salah zum Schuss, Reals Abwehr wirkte irritiert und unsortiert. Auch die nächste Chance war eine doppelte, diesmal vergeben von Roberto Firmino und Trent Alexander-Arnold, die beide im Strafraum zum Schuss kamen und gerade noch so geblockt wurden.
Karius patzt schwer
Nach Salahs Ausscheiden aber verlagerte sich das Spiel zusehends in Richtung Liverpooler Tor. Reals Trainer Zinedine Zidane brachte mit Nacho für den ebenfalls angeschlagenen Daniel Carvajal mehr Spielfreude auf den Rasen, Kroos gewann mehr Kontrolle, vor dem Liverpooler Tor häuften sich die gefährlichen Szenen. Loris Karius konnte einen Kopfball von Ronaldo nur vor die Füße von Karim Benzema abwehren und hatte Glück, dass der Franzose im Abseits stand, so dass sein Tor keine Anerkennung fand.
In diesem Stil ging es weiter. Die zweite Halbzeit hatte gerade erst begonnen, da grätschte Lallana unglücklich dazwischen, so dass Isco allein vor dem Tor stand – und Pech hatte, dass sein Heber von der Latte zurücksprang. Reals Führung war nur eine Frage der Zeit und kam doch mehr als glücklich zustande. Karius hatte einen Madrider Angriff abgefangen und wollte das Spie mit einem schnellen Abwurf neu eröffnen. Dabei unterschätzte er die Wachsamkeit des vor ihm stehenden Benzema, der kurz das Bein ausfuhr und den Ball ins Tor lenkte. Die Proteste des Deutschen waren eher taktischer Natur und Zeichen seines schlechten Gewissens.
Wer hätte schon geglaubt, dass Liverpool noch einmal zurückkommen würde, und dann auch noch so schnell? Ganze fünf Minuten dauerte es bis zum Ausgleich. Dejan Lovren sprang nach einem Eckball am höchsten und wuchtete den Ball mit der Stirn vor das Tor, wo Mané am schnellsten reagierte und einen Jubelsturm in der roten Kurve des Stadions entfachte. Liverpool war zurück im Spiel.
Als Zidane nach einer Stunde den robusten Sprinter Bale für den filigranen Strategen Isco einwechselte, sah das nach Aktionismus aus. Und wenn schon, der Erfolg gab ihm recht. Ganze drei Minuten benötigte der Waliser, um das vielleicht spektakulärste Tor in einem Finale der Champions League zu erzielen. Nach Marcelo Flanke schwebte Bale eine gefühlte Ewigkeit in der Luft und streichelte den Ball mit beim ihm selten zu sehender Eleganz in die linke obere Ecke. Mané hatte später noch Pech mit einem Pfostenschuss, bis dann Bale den Schlusspunkt setzte. Mit einem Distanzschuss, der Karius durch die Hände glitt.
Auch große Spieler brauchen in großen Spielen das Pech eines anderen.