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Jetzt aber. 2014 betrat Tim Wiese schon mal den Ring, schlug aber nicht zu.
©  Imago

Tim Wiese als Wrestler: Schon wieder zweite Reihe

Am Donnerstag gibt der frühere Fußball-Nationaltorwart Tim Wiese sein Debüt als Wrestler. Eine große Karriere im Ring wird ihm aber wohl nicht vergönnt sein.

Er hat intensiv trainiert, 100 Prozent gegeben, oder wie Tim Wiese es sagt: „1000 Prozent und volle Kanne.“ Zwei Jahre nach seinem öffentlichen Bekenntnis, mit dem Wechsel ins Wrestlinggeschäft zu liebäugeln, wird der Ex-Nationaltorhüter diesen Donnerstag in München sein Ringdebüt geben. Da Wrestling Show und jeder Kampfausgang abgesprochen ist, wird Wiese gewinnen. Sicher ist aber auch: Eine herausragende Ringerkarriere wird ihm in diesem Leben nicht mehr vergönnt sein.

Dabei hätte die aktuelle Deutschlandtour der Profiliga WWE, die nächsten Mittwoch auch in Berlin Station macht, eigentlich sein Durchbruch als Wrestler sein sollen. Er war als Zugpferd für den Wachstumsmarkt Germany vorgesehen. Der Mann also, der als Torhüter in Hoffenheim ausrangiert war und bloß noch seinen Vertrag absaß, weil ihn der Verein für zu unprofessionell, für untragbar … ja für eine Witzfigur hielt. Nun sieht es so aus, als fehle dem tief Gefallenen auch die Disziplin fürs Wrestling.

Auf der Deutschlandtour bekommt Wiese nur einen einzigen Einsatz, und statt Mann gegen Mann tritt er in einem Sechser-Kampf an, bei dem er die meiste Zeit außerhalb des Rings seinen Kollegen zusieht. Bedeutet: Auch die WWE schiebt ihn in die zweite Reihe. Die Organisation traut dem 34-Jährigen nicht zu, alleine ein ganzes Match durchzustehen. Er hat zwar Muskelberge. Aber diese 120 Kilo müssen eben auch akrobatisch durch die Luft geschleudert werden und effektvoll auf Ringböden krachen können. Das braucht Talent, viel Leidenswillen und Arbeit.

Dass aus Tim Wiese kein Topkämpfer wird, deutete sich schon vor Monaten an. Ein WWE-Manager, der seine Angestellten sonst als blutrünstige Mördermaschinen darstellt, sagte über den Deutschen damals: „Der hat viel Arbeit vor sich.“ Genutzt hat es nichts. Seine erste Trainingswoche in den USA brach er erschöpft ab – lieber vergnügte er sich in Disneyland.

Und trotzdem: Wieses erneutes Scheitern spricht nicht allein gegen ihn, sondern ist vor allem ein Beweis dafür, welches extreme Leistungsniveau in dieser Unterhaltungsbranche verlangt wird. Fast könnte man meinen, es handele sich um einen echten Sport.

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