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Ziel ungewiss. Zu welchem Klub der 32 Jahre alte Wiese wechselt, ist offen.
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Update

Teure Trennung für Hoffenheim: Wiese kassiert Abfindung und „ist erlöst“

Die Zeit von Tim Wiese bei der TSG Hoffenheim wird als eines der größten sportlichen Missverständnisse und schlagzeilen-trächtigsten Affären in die Bundesliga-Geschichte eingehen. Am Montagabend endete sie nach gut anderthalb Jahren mit einer teuren Trennung.

Es ist das teure Ende einer für alle Seiten verheerenden Zeit. Eine Abfindung von rund sechs Millionen Euro wird der frühere Fußball-Nationaltorhüter Tim Wiese laut „Bild“-Zeitung (Mittwoch) angeblich für die Auflösung seines Vertrages mit der TSG Hoffenheim kassieren. Der Verein will das „aus rechtlichen Gründen“ nicht bestätigen, und auch Wiese selbst tauchte am Tag nach der Einigung erst einmal ab. Sein Berater Roger Wittmann aber, der den spektakulären Transfer nach Hoffenheim im Sommer 2012 erst eingefädelt hatte, bestätigte „Sport1“: „Tim ist jetzt natürlich erlöst von allem.“ Zumindest theoretisch ist der Weg für den 32-Jährigen nun zu jedem Verein der Welt frei. In der Praxis aber wird es wohl noch länger dauern, bis der WM-Teilnehmer von 2010 irgendwo wieder im Profifußball auftaucht. Auch sein früherer Verein Werder Bremen, bei dessen Anhängern Wiese noch immer sehr beliebt ist, hat eine Rückkehr stets kategorisch ausgeschlossen. Und ins Ausland wollte Wiese zumindest bislang aus familiären Gründen nicht wechseln. „Ich bleibe in Rauenberg wohnen, weil meine Tochter hier ja auch in die Schule geht. Was danach kommt, ist offen. Darüber mache ich mir in den nächsten Wochen erstmal keine Gedanken“, verriet er der „Bild“.

Dabei wäre Wiese nach eigener Einschätzung sogar sofort bereit und auch fit genug für ein Comeback. „Ich gehöre immer noch zu den besten deutschen Torhütern“, sagte er erst in der vergangenen Woche. Die fehlende Spielpraxis sei kein Problem. „Ich habe so viel Routine, ich habe schließlich zwölf Jahre in der Bundesliga gespielt.“ Nach zehn erfolgreichen Jahren beim 1. FC Kaiserslautern und Werder Bremen reichten zuletzt allerdings knapp 19 schlagzeilen- trächtige Monate in Hoffenheim, um seinen ohnehin zwiespältigen Ruf gehörig zu ramponieren. Alles begann im Sommer 2012 damit, dass sich Wiese bei der TSG nicht als der erhoffte Rückhalt und das neue Aushängeschild des Vereins erwies, sondern als sportliche Schwachstelle. In der Folge wurde er in der Hoffenheimer Torwart-Hierarchie nach und nach degradiert, ehe zu diesem sportlichen Absturz auch noch einige Eskapaden außerhalb des Platzes hinzukamen.

Vor der laufenden Saison wurde der sechsfache Nationalspieler dann zusammen mit mehreren anderen aussortierten Profis in die sogenannte „Trainingsgruppe 2“ abgeschoben, nach deren Auflösung er sich nur noch mit Einzeltraining fit hielt. Die TSG kann sich mittlerweile freuen, bis auf Edson Braafheid und Matthieu Delpierre alle Spieler losgeworden zu sein, die sie unbedingt loswerden wollte. Aber auch der Verein hat für das große Missverständnis mit Wiese teuer bezahlt. Er überwies einem Spieler ein Grundgehalt von mehr als drei Millionen Euro und bekam dafür nur eine Menge Unruhe und zehn überwiegend schwache Bundesliga-Spiele. In nur anderthalb Jahren arbeiteten sich am Fall Wiese drei verschiedene Trainer und zwei Sportdirektoren ab.

Am Ende habe man „ein schwieriges Thema zufriedenstellend gelöst“, sagte TSG-Geschäftsführer Peter Rettig am Montagabend. Und auch Wiese gab sich in der „Bild“-Zeitung versöhnlich: „Es ist unglücklich gelaufen.“ Er sei aber „Sportsmann genug, um Hoffenheim alles Gute zu wünschen. Ich hoffe, die Mannschaft spielt eine gute Rückrunde. Was davor war, vergessen wir jetzt.“ (dpa)

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