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Internationales Abkommen. Lothar Matthäus (l.) beackert im März 2000 Reals Fernando Redondo.
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Bayern München gegen Real Madrid: Schnelle Holländer und billige Kanadier

Vor dem Duell in der Champions League: Bayern München und Real Madrid vereinen 17 Titel im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb. Und noch mehr Geschichten.

„Es geht um viel Ruhm“, sagt der frühere Bayern-Torwart Oliver Kahn, wenn Bayern München auf Real Madrid trifft. Oft geht es auch um den Finaleinzug. Am Mittwoch begegnen sich beide Mannschaften zum achten Mal im Halbfinale des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs, viermal zogen die Bayern ins Endspiel ein. Die Gesamtbilanz ist ausgeglichen: Elf Bayern-Siege, zwei Remis, elf Real-Siege. In der vergangenen Saison traf man sich in einem denkwürdigen Viertelfinale – mit besserem Ausgang für Real. Ein Rückblick auf weitere große Duelle.

31. März 1976, Halbfinale:

Real Madrid – Bayern München 1:1

Die Uraufführung des Klassikers hat einen würdigen Rahmen. 120.000 Zuschauer drängen sich im Estadio Santiago Bernabeu. Die Bayern, Titelverteidiger der vergangenen beiden Jahre, sind gegen Real protokollarischer Favorit, aber im Alltag läuft nur wenig zusammen. In der Bundesliga reicht es nur zu Platz fünf, das 2:2 bei Hannover 96 macht auch nicht gerade Mut für die Reise nach Madrid. Günter Netzer treibt Real mit seinen langen Pässen nach vorn, Roberto Martinez trifft zum 1:0 nach neun Minuten. Kurz vor der Halbzeit trauert Martinez einer Großchance so impulsiv nach, dass der spanische Kameramann sich nicht von ihm zu lösen vermag. Er und das Fernsehpublikum verpassen somit den Münchner Gegenstoß: Abstoß Sepp Maier, Querpass Franz Roth, Schuss Gerd Müller – 1:1. Weil der Kameramann mit Martinez ist, bleibt das erste Münchner Tor gegen Real der Nachwelt auf ewig vorenthalten. Müller bezahlt das 1:1 mit einem Schlag ins Gesicht, verabreicht von einem durchgedrehten Fan, der nach dem Schlusspfiff mit sehr viel mehr Elan auf das Spielfeld stürmt, als ihn Real in der zweiten Halbzeit zeigt. Im Rückspiel siegen die Bayern 2:0, Müller erzielt zwei Tore, das erste mit einem kunstvoll angeschnittenen Außenristschuss aus gut 18 Metern. Wahrscheinlich das einzige Tor seiner Karriere, das er von außerhalb des Strafraums macht.

So war es 2007. Sergio Ramos (r.) und Roy Makaay im Duell.
So war es 2007. Sergio Ramos (r.) und Roy Makaay im Duell.
© picture-alliance/ dpa

8. April 1987, Viertelfinale:

Bayern München – Real Madrid 4:1

1987 ähnelt das Viertelfinale zwischen den beiden Mannschaften eher einer wüsten Treterei in einer englischen Amateurliga. In der 39. Minute des Hinspiels im Olympiastadion führen die Bayern bereits 3:0, als mehrere harte Fouls in einer der hässlichsten Szenen der Europapokalgeschichte kulminieren. Im Mittelpunkt Reals Juanito, der dem am Boden liegenden Lothar Matthäus nach einer brutalen Grätsche des Deutschen erst mit Anlauf auf den Rücken springt und ihm dann mit dem Stollenschuh auf das Gesicht tritt. Kurz darauf wird auch Augenthaler übel niedergestreckt und formt die Finger zu zwei Hörnern. Im stierkampfverrückten Spanien kommt das nicht besonders gut an. Das Spiel endet 4:1 für München, das sich im Rückspiel eine 0:1-Niederlage erlauben kann und ins Finale gegen Porto einzieht. Reals Juanito wird fünf Jahre lang für alle europäischen Wettbewerbe gesperrt.

9. Mai 2001, Halbfinale:

Bayern München – Real Madrid 2:1

Für die Bayern zählt der Mai 2001 zu den schönsten überhaupt. Dem Gewinn des Doubles geht ein perfekter Start voraus. Am 1. Mai gewinnen die Rot-Weißen in Madrid mit 1:0, weil Kahn beweist, warum man ihn Titan nennt und Elber vorne netzt. Im Rückspiel – Elber und Jeremies treffen für Bayern, nur Figo für Real – geht der Stern von Owen Hargreaves auf. Der 20-Jährige ersetzt den gesperrten Effenberg. „Ich habe nicht gesehen, dass ein Spieler, der 110 Millionen Mark mehr kostet, viel mehr leistet, als der, den wir aus Kanada geholt haben“, lobt Manager Hoeneß. Eine Anspielung auf Reals Rekordtransfer Luis Figo, der 2000 von Barcelona nach Madrid gewechselt war. Vizepräsident Rummenigge findet: „Die Zukunft des FC Bayern.“ Damit die Presse Hargreaves nicht verrückt macht, erteilen ihm Bayerns Bosse ein Redeverbot. Wenigstens findet sich ein Fragebogen des in Calgary erspähten Talents: Mätthäus’ Abschiedsspiel sei sein bisher größtes sportliches Erlebnis gewesen, gibt Hargreaves darin an.

Lief gut. Franz Beckenbauer (r.) jubelt mit Torschütze Gerd Müller über das 2:0 im April 1976.
Lief gut. Franz Beckenbauer (r.) jubelt mit Torschütze Gerd Müller über das 2:0 im April 1976.
© picture-alliance / dpa

7. März 2007, Achtelfinale:

Bayern München – Real Madrid 2:1

Mitte der 2000er sind die Bayern international eher unbedeutend, 2007 knacken sie Real trotzdem. Nach einem 2:3 in Madrid hat Roy Makaay im Rückspiel seinen großen Auftritt. Real führt den Anstoß aus und passt nach links auf Roberto Carlos. Der Brasilianer vertändelt gegen Hasan Salihamidzic, der Makaay bedient, Tor! Nach 10,03 Sekunden! Später trifft Lucio noch per Kopf und Ruud van Nistelrooy einen Elfer für Real. Das reicht den Bayern fürs Viertelfinale, in dem gegen den AC Mailand Endstation ist.

25. April 2012, Halbfinale:

Real Madrid – Bayern München 3:5 n. E.

Mitternacht ist nicht mehr weit im Estadio Santiago Bernabeu, Real hat nach 90 Minuten das 1:2 aus dem Hinspiel egalisiert, die Verlängerung endet torlos, Elfmeterschießen also. Manuel Neuer interessiert es herzlich wenig, dass Reals Fans hinter dem Tor einen Höllenlärm veranstalten. Bayerns Torhüter pariert gegen Ronaldo und Kaka, für die Münchner verwandeln Alaba und Gomez seelenruhig. Kroos und Lahm bekommen den Ball nicht an Iker Casillas vorbei, Xabi Alonso verkürzt auf 1:2, Ramos drischt hoch über das Tor. Um 23:35 Uhr nähert sich das Drama seinem Ende. Jetzt hängt alles an Schweinsteiger. Nach langer Verletzungspause ist er noch nicht in bester Verfassung, aber für den finalen Elfmeter doch mutig genug. Unendlich weit und furchtbar scheint der Weg von der Mittellinie zum Strafraum, Schweinsteiger beschreibt seinen seelischen Zustand später so: „Ich hab’ kurzzeitig meine Eier verloren, sie dann aber rechtzeitig wiedergefunden.“ Der Rest ist bekannt.

29. April 2014, Halbfinale:

Bayern München–- Real Madrid 0:4

Nach dem 1:0 für Real im Estadio Santiago Bernabéu wird ein spannendes Rückspiel in München erwartet. Doch nach 20 Minuten sind alle Hoffnungen verflogen. Sergio Ramos schockt den FCB erst mit seinem wuchtigen Kopfball, bevor er vier Minuten per Flugkopfball auf 2:0 stellt. Die Vorentscheidung. Ronaldo erhöht noch vor der Pause auf 3:0 und düpiert die Münchener mit einem direkt verwandelten Freistoß unter der hochspringenden Mauer kurz vor dem Abpfiff. 0:4! Bayerns höchste Heimniederlage im Europapokal ist besiegelt. Die Madrilenen ziehen ins Finale von Lissabon ein und holen gegen Stadtrivale Atletico „La Decima“.

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