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Blick nach vorn: Bundestrainerin Silvia Neid will Veränderungen anschieben, hat jedoch nur noch ein Jahr Vertrag,
© dpa

Kritik an Silvia Neid nach der Fußball-WM in Kanada: Schlechte Konstellation für Veränderungen

Bundestrainerin Silvia Neid kündigt nach der Fußball-Weltmeisterschaft Veränderungen an, obwohl sie nur noch ein Jahr im Amt ist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lars Spannagel

Am Ende war von der Lockerheit nur noch wenig übrig. Zu Beginn des Weltmeisterschaft hatte Silvia Neid noch großen Optimismus ausgestrahlt. Der Ausgang des Turniers – und die Kritik aus der Heimat – hatten der Fußball-Bundestrainerin aber den Spaß an der WM in Kanada verdorben. Nach der Niederlage im Spiel um den dritten Platz mahnte Neid selbst grimmig Veränderungen an. Doch dafür ist die Konstellation rund um die Nationalmannschaft der Frauen alles andere als ideal.

Denn Neid selbst müsste die treibende Kraft beim Umbruch sein. Doch die Bundestrainerin wird nur noch ein Jahr bis zu den Olympischen Spielen 2016 im Amt bleiben, zu kurz für eine mittelfristige Strategie. Der DFB hat sich nicht unbedingt einen Gefallen getan, als er Ende März verkündete, Neid werde die Nationalmannschaft noch bei der WM und Olympia in Rio betreuen, ehe Steffi Jones als Bundestrainerin übernimmt. Auch nach der Weltmeisterschaft hat der DFB nun Neid gestärkt und das Turnier als Erfolg gewertet. „Wir zählen zu den vier besten Teams der Welt und haben uns für Olympia qualifiziert“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zufrieden.

Das Binnenklima zwischen Bundesliga und Silvia Neid ist angespannt

In der Bundesliga sieht man das anders. Die Vereinstrainer Bernd Schröder (Potsdam), Colin Bell (Frankfurt) und Ralf Kellermann (Wolfsburg) griffen Neid zuletzt an. Der Vorwurf: Die Bundestrainerin sei taktisch zu unflexibel, das Spiel der Deutschen zu leicht ausrechenbar, auch technisch seien andere Nationen weiter. Ob Steffi Jones, die noch nie als Cheftrainerin gearbeitet hat, diese Mängel beheben kann, ist fraglich. Neid äußerte sogar selbst die Sorge, die deutschen Frauen könnten den Anschluss an die Weltspitze verlieren, wenn nicht alle Beteiligten zusammenarbeiteten.

Wie schon häufig in der Vergangenheit scheint das Binnenklima zwischen Bundesligisten und Bundestrainerin aber alles andere als entspannt. Und der DFB hat sich mit seiner frühen Festlegung auf die Thronfolgerin aller Handlungsmöglichkeiten beraubt.

Silvia Neid fasste das Turnier ihrer Mannschaft treffend zusammen: „Je besser der Gegner, desto schwerer haben wir uns getan.“ Diese Erkenntnis spricht allerdings nicht für die Trainerin.

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