Kritik an den deutschen Fußballerinnen: DFB stellt sich hinter Bundestrainerin Silvia Neid
Nach dem Halbfinal-Aus der Frauennationalmannschaft gegen die USA gab es viel Kritik an Bundestrainerin Silvia Neid. Der Deutsche Fußball-Bund reagierte nun darauf und attackierte seinerseits die Kritiker.
Trotz des verpassten WM-Titels und teils heftiger Kritik aus der Bundesliga hat Frauen-Bundestrainerin Silvia Neid eine Jobgarantie vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhalten. „Silvia Neid hat das Gesicht unserer Frauen-Nationalmannschaft entscheidend geprägt und großartige Erfolge gefeiert. Daher genießt sie auch weiterhin unser totales Vertrauen“, sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock in einem am Freitag auf der Verbands-Homepage veröffentlichten Interview.
Schon vor dem Spiel um Platz drei gegen England an diesem Samstag (22.00 Uhr/MESZ) in Edmonton zog Sandrock ein positives WM-Fazit. „Es ist schade, dass es nicht für das Finale gereicht hat, aber die Mannschaft hat hier in Kanada eine tolle Visitenkarte abgegeben. Wir sind unter den besten vier Teams bei dieser WM, wollen den dritten Platz und damit beste europäische Nation werden“, erklärte er.
"Bin sehr verwundert über Kritik"
Die Kritik einiger Bundesligatrainer, die unter anderem die fehlende taktische Flexibilität der DFB-Auswahl bemängelt hatten, wies Sandrock zurück. „Ich bin schon sehr verwundert darüber, wie sich jetzt der eine oder andere Trainer aus der Bundesliga in der Öffentlichkeit gegenüber der Bundestrainerin und der Mannschaft geäußert hat“, sagte der Generalsekretär. Während die DFB-Elf am Donnerstag die Vorbereitung auf den angestrebten "guten WM-Abschluss“ (Bundestrainerin Silvia Neid) mit einem morgendlichen Spaziergang und einer Übungseinheit am Nachmittag im Clark-Stadion aufnahm, formierten sich in der Heimat die Neid-Kritiker.
„Man hat bei dieser Weltmeisterschaft gesehen, dass, wenn es ernst wird, andere Mannschaften inzwischen ein Stück weiter als die deutsche sind“, sagte Ralf Kellermann, Trainer des VfL Wolfsburg, und dachte an die USA, Japan oder Frankreich. Diese Teams „finden, auch wenn sie unter Druck geraten, fast immer spielerische Lösungen und agieren sehr viel variabler und flexibler.“
Team blieb unter seinen Möglichkeiten
Colin Bell, Coach von Champions-League-Sieger 1. FFC Frankfurt, übte in mehrere Interviews besonders harsche Kritik. „Natürlich darf man nicht immer den Titel erwarten, insgesamt ist die Mannschaft aber unter ihren Möglichkeiten geblieben. Alle Spielerinnen haben bei den Top-Klubs der Bundesliga in den vergangenen Jahren taktisch eine enorme Entwicklung genommen, bei der WM aber ihr Potenzial zu selten ausgeschöpft. Alle beherrschen mehrere Systeme, am Ende hat aber auch ein Plan gefehlt, der auf den jeweiligen Gegner ausgerichtet war.“
Die deutsche Spielführerin Nadine Angerer wies Bells Kritik empört zurück. „Das macht mich richtig sauer. Weil es immer leicht ist, Sachen von außen zu beurteilen“, sagte die 36-Jährige am Donnerstag in Edmonton. „Wenn man keine Ahnung hat, muss man erstmal die Hintergründe kennen. Aber das Schöne ist, dass er ja auch Trainer ist und es in seinem eigenen Verein besser machen kann“, sagte sie süffisant. (dpa)