Tennis und Doping: Scharapowa plant schon ihre Rückkehr
Das Sportliche rückt auf der Tennis-Tour in den Hintergrund. Vieles dreht sich um Maria Scharapowa. Die geständige Doperin ist suspendiert - und beschäftigt sich mit ihrer Zukunft.
Die Konkurrenz schimpfte in der Wüste von Kalifornien über den Schaden für den Sport, Dopingsünderin Maria Scharapowa selbst spielte am Strand von Los Angeles fröhlich Tennis. Zum Auftakt des Masters-Series-Turniers in Indian Wells diskutierten die Profis von Angelique Kerber bis Rafael Nadal in Umkleidekabinen und Interviewräumen fast nur ein Thema: die positive Dopingprobe der russischen Ausnahmeathletin.
„Das sind schreckliche Neuigkeiten für die Sportwelt und ganz besonders für unseren Sport“, erklärte der frühere spanische Weltranglisten-Erste Rafael Nadal in deutlichen Worten. „Es ist furchtbar, weil der Sport sauber sein muss und sauber aussehen muss.“ Der Tennis-Sport habe ein gutes Anti-Doping-Programm, behauptete er.
Zwar wünschte der dominierende Herren-Spieler Novak Djokovic der 28-jährigen Russin alles Gute, etliche andere Konkurrenten äußerten jedoch nur wenig Mitgefühl. „Jeder kann Fehler machen. Ich möchte auch gern glauben, dass es ein Fehler von Maria war“, sagte Nadal. Er selbst war schon mit Doping-Verdächtigungen konfrontiert worden, hatte die Vorwürfe aber stets zurückgewiesen.
Auch Kerber plauderte nicht mehr nur wie in den vergangenen Wochen über die Erinnerungen an ihren Australian-Open-Coup, den Sprung in den Yarra River und die gestiegenen Erwartungen. Sie musste ernstere Fragen beantworten. „Wie jeder Spieler war ich überrascht“, sagte die Nummer zwei der Welt. Sie selbst gehe vorsichtig mit Medikamenten um. „Ich überprüfe alles zwei- oder dreimal“, erklärte die Kielerin, „und versuche, nicht viel einzunehmen.“
Bei ihrem inszenierten Geständnis zum Wochenbeginn hatte Scharapowa eingeräumt, sich über die seit diesem Jahr geltenden neuen Regeln nicht informiert zu haben. Seit zehn Jahren nimmt sie nach eigenen Worten die nun verbotene Substanz Meldonium, die ihr bei den Australian Open nachgewiesen worden war. Es sei ein gutes Beispiel, dass das Anti-Doping-System funktioniere, befand die zweimalige Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova aus Tschechien. Die Polin Agnieszka Radwanska äußerte sich „geschockt wie alle anderen“ und sagte: „Das ist ein sehr trauriger Tag für das Tennis.“
Die bestverdienende Sportlerin der Welt ist suspendiert und muss eine lange Sperre fürchten
Scharapowas Kollegen setzen ihren Kampf um Weltranglisten-Punkte, Preisgelder und Titel unter dem Eindruck der Doping-Beichte in Indians Wells fort. Die bestverdienende Sportlerin der Welt ist suspendiert und muss eine lange Sperre fürchten, zwei oder gar vier Jahre scheinen möglich.
In guter Laune präsentiert sie sich trotzdem - und bedankte sich via Facebook bei ihren Anhängern für großen Zuspruch. „Ich bin gestern morgen aufgewacht mit einem Posteingang voller Liebe und Mitgefühl“, schrieb Scharapowa. „Ich bin so stolz, euch meine Fans zu nennen.“
In den Klamotten ihres Ausrüsters Nike hielt sie sich am Strand von Los Angeles fit - obwohl der Sponsor den hoch dotierten Vertrag vorerst auf Eis gelegt hatte. Mit Beach-Tennis will sich die fünfmalige Grand-Slam-Turniersiegerin aber nicht auf Dauer begnügen, sie will auf die großen Schauplätze zurückkehren.
„Ich bin entschlossen, wieder Tennis zu spielen und hoffe, ich werde die Chance dazu haben“, bekräftigte sie. „Ich wünschte, ich müsste das nicht durchmachen, aber ich muss - und ich werde es auch tun.“ Wider den Trend verhielt sich ihr Schläger-Ausrüster Head. Man sei „stolz darauf, hinter Maria zu stehen“ und wolle den Vertrag mit ihr sogar verlängern, hieß es in einer Pressemitteilung. (dpa)