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Eine eigene Marke. Maria Scharapowa war bisher ein Geschenk für Sponsoren. Das hat sich nun geändert.
© Reuters/Stapleton

Maria Scharapowa gesteht Doping: Das millionenschwere Imperium wankt

Tennisspielerin Maria Scharapowa ist die reichste Sportlerin der Welt – ihr Dopinggeständnis bremst nun ihre Expansionspläne.

Die Chefs des Vermarktungsgiganten IMG waren am Montagmittag in Los Angeles noch ganz zufrieden. Sie hatten die Kontrolle über die Nachrichtenlage behalten, und das ist in den hektischen Zeiten von Twitter und Instagram schon ein kleines Kunststück. Nichts war vorab durchgesickert, als ihre Klientin Maria Scharapowa der Öffentlichkeit überraschend gestand, dass sie im Januar bei den Australian Open positiv auf das seit diesem Jahr verbotene Mittel Meldonium getestet wurde.

Die Russin trat vor die Presse, noch bevor der Tennis-Weltverband ITF ein Strafmaß ausgesprochen hatte. Und sie führte dazu noch einige Erklärungen an, wie es zu dem aus ihrer Sicht „riesigen Fehler“ gekommen war. Scharapowa ging in die Offensive, wie sie es auch auf dem Tennisplatz zu tun pflegt. Sie gab sich reuig, übernahm die Verantwortung. Mehr war aus PR-Sicht nicht möglich gewesen, um sich mittelfristig doch noch die öffentliche Vergebung zu verdienen.

Aber ihren Werbepartnern reichte der Schritt nach vorn offenbar nicht aus. Es dauerte nur wenige Stunden, bis sich die ersten Sponsoren von der 28-Jährigen distanzierten. Die ersten Dominosteine sind gefallen, nun gerät das Scharapowa-Imperium ins Wanken.

Denn Scharapowa ist nicht bloß eine Tennisspielerin, sie hat sich zu einer Weltmarke stilisiert, seit sie im Alter von 17 Jahren in Wimbledon gewann. Gemeinsam mit ihrem umtriebigen Manager Max Eisenbud, dem Strippenzieher ihres Imperiums, hatte die 1,88 Meter große blonde Russin mit den Modelmaßen lukrative, langfristige Werbeverträge mit großen Konzernen an Land gezogen. 37 Millionen US-Dollar gewann Scharapowa in ihrer Karriere bisher an Preisgeldern, doch ihre Einkünfte außerhalb des Tennisplatzes liegen bei jährlich 30 Millionen Dollar. Ihr Gesamtvermögen wird auf 200 Millionen Dollar geschätzt. Seit elf Jahren in Folge führt die fünfmalige Grand-Slam-Turniersiegerin die Forbes-Liste als bestverdienende Athletin der Welt unangefochten an. Das dürfte sich nun ändern.

Als Erster legte ihr Ausrüster Nike den Vertag mit Scharapowa auf Eis. Man sei „traurig und überrascht von dieser Nachricht“, hieß es in einer Stellungnahme. Und man wolle erst einmal sehen, wie die Untersuchungen der ITF und der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) laufen. Scharapowa droht eine Sperre zwischen zwei und vier Jahren. Seit sie als Teenager in den Top 200 stand, hatte der Sportartikel-Gigant sie unter Vertrag und vermarktet sie mit einer eigenen Bekleidungslinie. 2010 wurde dieser Vertrag noch einmal auf sagenhafte 70 Millionen Dollar für eine Laufzeit von acht Jahren aufgestockt. Nun lässt Nike sie fallen. Das ist durchaus erstaunlich, denn der US-Konzern hatte selbst dem zweifach wegen Dopings verurteilten Leichtathleten Justin Gatlin 2015 noch einen neuen Vertrag gegeben.

Der Schweizer Uhrenhersteller Tag Heuer zog sich ebenfalls zurück und teilte mit, den Vertrag, den man im Jahr 2004 mit Scharapowa abgeschlossen hatte, nicht zu erneuern. Genauso reagierte der deutsche Sportwagenkonzern Porsche, für den die Russin als Markenbotschafterin fungiert. „Bis weitere Details hierzu bekannt sind und wir die Situation analysieren können, haben wir uns entschieden, die geplanten Aktivitäten auszusetzen“, teilte Porsche mit.

Bisher war Scharapowa ein Geschenk für jeden Sponsor. Vor einer Woche feierte sie noch nach der Oscar-Verleihung bei der legendären Vanity-Fair-Party mit den Hollywood-Stars. Sie gehört selbst zu den Reichen und Schönen im Showgeschäft. Sie gilt längst als Mode-Ikone. Zudem ist Scharapowa ein Workaholic – verbissen diszipliniert und extrem ehrgeizig. Sie weiß genau, wie das Vermarktungsspiel funktioniert. Und die Werbepartner schwärmten stets in höchsten Tönen von ihr. Nicht ohne Grund boten sie ihr Verträge quasi auf Lebenszeit.

Nach ihrem Geständnis ist sie jedoch zum Albtraum der Sponsoren geworden, und es bleibt abzuwarten, welche Einbrüche ihr eigenes Unternehmen „Sugarpova“ in den kommenden Monaten hinnehmen muss. Drei Millionen Tüten ihrer Fruchtgummis hat Scharapowa bereits in 30 Ländern verkauft, seit sie die Firma vor vier Jahren gründete. Gerade erst hatte sie das Sortiment auf Schokolade ausgeweitet.

Seit Scharapowa im Alter von neun Jahren mit nichts aus Sibirien in die USA kam und Eisenbud ihr Potenzial erkannte, wurde akribisch an ihrem Imperium gearbeitet. Scharapowa ist zu einer cleveren Geschäftsfrau geworden, die die Weichen für die Karriere nach dem Tennis längst gestellt hatte. Zumindest mittelfristig wird sie nun umplanen müssen.

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