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Salomon Kalou (Mitte): In Dortmund vor einer Woche noch 90 Minuten auf der Bank, gegen Köln dabei?
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Hertha gegen Köln: Salomon Kalou: Den Schleier durchstoßen

Zwei Trauerfälle in der Familie legten sich wie ein lähmender Schleier über Salomon Kalou. Gegen den 1. FC Köln steht Herthas Torjäger nun vor seinem Saisondebüt in der Bundesliga.

Neulich hat Michael Preetz sich mit Salomon Kalou zusammengesetzt. Beide haben ausführlich miteinander gesprochen. Themen gab es genügend, vor allem aber eins, das Kalou über Wochen belastete. Anfang August war völlig unerwartet der Vater des Ivorers verstorben. Herzinfarkt. Nur wenige Tage später verstarb auch noch seine Tante. Die Trauer, die dem 31 Jahre alten Stürmer von Hertha BSC überkam, war tief. Sie legte sich wie ein lähmender Schleier über Kalou.

Diesen Schleier hat Salomon Kalou durchstoßen. Mehr als zwei Monate und zwei Reisen in seine Heimat Elfenbeinküste sind seitdem vergangen. Wenn der Berliner Fußball-Bundesligist, derzeit Tabellenvierter, an diesem Sonnabend den Zweiten aus Köln zum Spitzenspiel empfängt, könnte Salomon Kalou in der Startelf stehen. „Wir sind gut aufgestellt und für mich der Favorit. Mit dieser Rolle wollen wir klarkommen und – bei allem Respekt vor der Entwicklung der Kölner – das Spiel auch gewinnen“, sagte Pal Dardai.

Herthas Trainer muss den gesperrten Spielmacher Valentin Stocker ersetzen und hat mehrfach zu erkennen gegeben, dass er sich für diese Aufgabe durchaus Salomon Kalou vorstellen könne. Die Alternative zu Kalou wäre dessen Sturmpartner Julian Schieber, der dann aber in einem von den Berlinern selten praktizierten 4-4-2-System eine echte zweite Spitze neben Vedad Ibisevic geben würde.

Vergangene Saison war Kalou mit 14 Treffern Herthas bester Torschütze

„Wir sind zu Hause eine unangenehme Mannschaft, die körperlich da ist, ein gutes Passspiel hat und immer wieder das Tempo erhöhen kann“, sagte Dardai. Hieraus ergibt sich die Frage, wie nahtlos Salomon Kalou sich einfügen kann? „Jeder Mensch hat eine andere Seele, ich kann nicht in seine blicken. Ich kann mir aber vorstellen, dass es keine einfache Zeit für ihn war“, sagte der Ungar. Kalou, dessen lasche Körpersprache Dardai vor Wochen noch kritisiert hatte, habe in den vergangenen zehn Tagen hart an und für sich gearbeitet. „Natürlich ist das vielleicht nicht der beste Moment, ihn reinzuschmeißen, er hat keine Spielpraxis. Aber er ist sehr erfahren und immer torgefährlich. Das Risiko kenne ich“, sagte der Berliner Coach.

„Er war sichtlich mit privaten Schicksalsschlägen beschäftig, aber unstrittig ist auch, dass diese Phase jetzt abgeschlossen ist“, erzählte Michael Preetz. Herthas Manager hatte einen kurzen Draht zu Kalou. Der Verein genehmigte dem Stürmer zwei ausgedehnte Heimataufenthalte, den letzten rings um die Beerdigung seines Vaters. Kalou verpasste einige Spiele, zwischenzeitlich plagten ihn auch noch Rückenbeschwerden. Kalou fehlt seit Wochen komplett der Rhythmus. In der Europa League gegen Bröndby IF und im DFB-Pokal gegen Regensburg spielte er mit, gegen den Drittligisten hatte Kalou sogar den entscheidenden Elfmeter verwandelt. In der Bundesliga aber hat Kalou in dieser Spielzeit keine einzige Minute gespielt.

Das wurmte Kalou so sehr, dass er in der Länderspielpause auf das WM-Qualifikationsspiel mit der Elfenbeinküste (86 Einsätze) gegen Mali verzichtete und stattdessen früher als geplant nach Berlin zurückkehrte, um trainieren zu können. „Er weiß, dass er aufholen muss“, sagte Preetz: „Das geht nur über intensives Training und am Ende über Spiele, die er bekommt.“ Kalou legte tatsächlich Extraschichten ein, er trainierte engagiert und beharrlich. Dennoch könne man nicht erwarten, dass er aus dem Stand heraus Topleistungen bringe, sagte der Manager. Gleichwohl attestierte er dem Stürmer enorm hohe Qualität. „Er ist ein Spieler von großem Wert für uns“, sagte Preetz.

„Du musst als Profi die Bereitschaft mitbringen, hart zu arbeiten, um dein bestes Niveau zu erreichen. Nur so kannst du der Mannschaft helfen“, sagte Kalou Anfang der Woche. Der Verlust des Vaters werde ihn noch lange begleiten, „aber ich kann mich jetzt wieder auf den Fußball konzentrieren“. Nicht einmal das inzwischen nasskühle Herbstwetter konnte den Ivorer bremsen. Kalou möchte wieder dahin, wo er schon einmal war. In der vergangenen Saison war er mit 14 Bundesligatreffern Herthas erfolgreichster Torschütze. „Es spricht für die Jungs, dass sie bisher ganz wunderbar das Fehlen von einem unserer besten Spieler kompensieren konnten“, sagte Preetz. Doch auf Dauer wird ein Verein wie Hertha es sich nicht leisten können, dass ein Spieler dieser Qualität nicht auf dem Rasen stattfindet. Gegen Dortmund vor einer Woche blieb Kalou noch 90 Minuten auf der Ersatzbank, gegen Köln aber könnte es nun soweit sein.

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